Autoren-Beiträge Der Quervernetzer: Manfred Piwinger zum 80. Geburtstag

Piwinger Manfred querZerfass Ansgar UniLeipzig 2015 Tobias Tanzyna UniLeipEs gibt wohl keinen Kommunikationspraktiker in Deutschland, der die PR-Profession so ausdauernd und intensiv reflektiert hat wie er: Manfred Piwinger (Foto l.), der am 21. Dezember 2016 in Wuppertal seinen 80. Geburtstag feiert. Wer ihn kennt und ihn erst vor kurzem wieder engagiert auf Fachtagungen erlebt hat, mag kaum glauben, dass er gerade das doppelte Schwabenalter erreicht. Seine Verdienste um das Berufsfeld und die Ausbildung des Nachwuchses in der Disziplin sind hinreichend bekannt. Ebenso wichtig ist jedoch sein Beitrag zur wissenschaftlichen Erschließung unserer Disziplin. „Manfred Piwinger kann ... ohne Zweifel als praxisverhafteter, gleichzeitig namhafter Protagonist der PR-Wissenschaft in Deutschland gelten“, hieß es bereits 2010 in einem Gutachten, das im Vorfeld der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihn erstellt wurde.

Sein damals bereits beeindruckendes Œvre ist inzwischen auf 13 Bücher und fast 120 Fachbeiträge gewachsen – darunter Herausgeberwerke zur Unternehmens- und Finanzkommunikation, die Standards gesetzt haben.

Manfred Piwinger hat stets mehrere Rollen eingenommen. Zuvorderst war und ist er Brückenbauer zwischen Praxis und Wissenschaft – er hat systematisch begonnen, wissenschaftliche Theorien verschiedenster Provenienz für den Kommunikationsalltag nutzbar zu machen, zunächst in Arbeitskreisen, dann als Herausgeber von Loseblattwerken und Buchpublikationen.

Zweitens ist er Vernetzer zwischen den Disziplinen. Die Kommunikationsforschung im engeren Sinn ist weniger sein Metier, viel näher liegen ihm die Betriebswirtschaftslehre mit Finanzierung und Controlling, aber auch Psychologie und Organisationssoziologie. Dabei hat er stets das große Ganze im Blick: die Unternehmensführung und wie Kommunikation dazu beitragen kann.

Vor allem aber ist Manfred Piwinger ein Querdenker. Rituale, Gerüchte, Schweigen, Stimmungen, Managerporträts in Geschäftsberichten, gesteuerte Impressionen, Controlling jenseits der Finanzkennzahlen – das sind typische Fragen, die er in die Diskussion eingebracht hat. Jenseits des Mainstreams, nicht immer anschlussfähig zur heute dominierenden empirischen Forschung, aber stets originell und intellektuell fordernd: das kennzeichnet seine Beiträge zur Diskussion. Einen Begriff dafür gibt es nicht, denn er ist einmalig – Quervernetzer könnte man ihn nennen. Danken muss man ihm für alles, was er geleistet hat für die PR-Forschung in Deutschland und was bleiben wird. Ad multos annos!

Über den Autor: Professor Ansgar Zerfaß ist Universitätsprofessor für Strategische Kommunikation an der Universität Leipzig sowie Past President der European Public Relations Education and Research Association, Brüssel.

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