GPRA im Dialog fischerAppelt-Vorstand Wesselmann attestiert der PR größere Potenziale als der Werbung
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- von Charlotte Janosa und Maike Grunenberg, Münster
Für die Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) sind Nachwuchsförderung und die gezielte Verbesserung des Images von Kommunikationsagenturen gegenüber Studierenden wichtige Ziele der Verbandsarbeit. Mehrfach hat der Verband betont, dass Agenturen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern und künftig stärker im Sinne eines Employer Brandings am Markt agieren wollen. Eine konkrete Maßnahme setzt die GPRA 2016 in Kooperation mit dem „PR-Journal“ um. Monatlich stellt sich ein Agenturchef der GPRA den Fragen von Studierenden, die sich in den Initiativen in Hannover (PRSH), Leipzig (LPRS), Mainz (kommoguntia) und Münster (campus relations) engagieren. Sie haben so Gelegenheit, alle Fragen über das Agenturgeschäft zu stellen, die sie für relevant halten. In der zehnten Folge stellten sich Matthias Wesselmann (Foto r.), seit März diesen Jahres Vorstandsmitglied der fischerAppelt-Agenturgruppe, und Lu Sommer (2. v. r.), PR-Beraterin in der Agentur fischerAppelt relations in Hamburg, den Fragen von Charlotte Janosa (l.) und Maike Grunenberg (2. v. l.), beide Studentinnen des Bachelorstudiengangs Kommunikationswissenschaft in Münster und Vorstandsmitglieder der Studierendeninitiative campus relations e.V..
campus relations: Diesen Oktober feiert fischerAppelt 30-jähriges Jubiläum! Wo sehen Sie die Agenturgruppe bei ihrem nächsten Jubiläum?
Matthias Wesselmann: Die PR wird in den nächsten fünf Jahren einen großen Entwicklungsschritt machen. Momentan gibt es verschiedene Lager – zum Beispiel das klassische Marketing oder die kundenfokussierte Kommunikation. Man muss sich immer fragen: Was will eigentlich der Kunde? Darauf konzentrieren wir uns und haben eine klare Haltung dazu entwickelt. In Zukunft geht es immer mehr um das Thema Aufmerksamkeit, da wir alle nur über eine begrenzte Aufmerksamkeitskapazität verfügen. Deswegen müssen wir diesen wertvollen Moment nutzen, in dem wir den Kunden mit kommerziellen Angeboten erreichen. Nicht jeder möchte in diesem Moment mit trivialer Werbung in Form von lauten Werbebannern oder langweiligen Plakaten zugeballert werden.
campus relations: „Geht nicht, gibt´s nicht!“ ist sowohl Ihr, als auch das Motto von fischerAppelt. Herr Wesselmann, inwiefern leben Sie dieses Motto?
Wesselmann: (lacht) Ich bin ein absoluter Machertyp. Es gibt bei Menschen immer zwei Typen – die einen sitzen auf der Problemseite und die anderen auf der Lösungsseite. Ich bin der Meinung, dass man immer irgendwie zum Ziel kommt. Und Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Was wegzuschaffen mag ich ganz gerne, weil man dann Sachen auch geregelt kriegt. Man muss aber auch die Balance finden, denn sonst wird man zum Motor, der nie aufhört zu laufen.
campus relations: Warum haben Sie sich für die Arbeit in einer Agentur entschieden?
Lu Sommer: Für mich war von vorneherein klar, dass ich in eine Agentur gehen. Agenturen sind einfach eine gute Schule für den Anfang, denn man ist bei jeden Step von Anfang bis Ende dabei und lernt dadurch den Beruf des PR-Beraters viel besser kennen. Außerdem gefällt mir das Miteinander unter den Kollegen. Es geht sehr familiär zu.
Wesselmann: Ich bin von Unternehmensseite zurück auf die Agenturseite gewechselt. Ein Unternehmen ist meiner Meinung nach oft sehr hierarchisch aufgestellt, da geht es viel um Politik. In Agenturen steht die Hierarchie nicht über den Ideen, denn man kann auch zum CEO gehen und sagen, dass man seine Idee nicht so gut findet. Ich habe auch nicht automatisch recht, nur weil ich einen höheren Rang habe. Außerdem finde ich die Vielfalt an Kunden und Themen extrem cool. Morgen bin ich zum Beispiel bei einem Druckerhersteller, gestern hatten wir einen Pitch zum Thema Kaffee und dann geht es bei Lidl plötzlich um einen Pop-up-Store für Kaschmirpullover. Man freut sich auf jeden neuen Pitch und hat den Willen zu gewinnen. Auch das Klischee, dass man in der Agentur viel länger arbeiten muss ist mittlerweile total überholt. Wenn man bei uns nach 20 Uhr durch die Räume läuft, sitzen nur noch wenige am Schreibtisch.
campus relations: Die Studienjahre waren für mich ...
Sommer: ... die besten Jahre meines Lebens. Aus meiner Studienzeit habe ich extrem viel mitgenommen, vor allem bin ich persönlich gewachsen – während meiner drei Auslandsaufenthalte musste ich mich durchbeißen und mich immer wieder auf neue Situationen, neue Städte und neue Kollegen einstellen.
Wesselmann: Für mich war das Studium sehr hilfreich: Einerseits habe ich gelernt, mich selbst zu organisieren. Sitz ich den ganzen Tag auf dem Balkon und genieße die Freiheit als Student oder organisiere ich meinen ganzen Tag straff durch mit Vorlesungen. Das andere Thema war Problemlösung: Wie gehe ich an ein Problem ran? Egal, was man studiert hat, wichtig ist, dass man lernt, sich in ein Thema einzuarbeiten und das auch abzuschließen.
campus relations: PR ist für mich ...
Sommer: ... eine tolle neue Chance gewesen, um mich weiter zu entwickeln. Ich bin mit vielen neuen Leuten in Kontakt gekommen, arbeite intern an tollen Projekten und habe neue Geschäftsfelder kennengelernt.
Wesselmann: Für mich ist PR Humus für ganz viele tolle neue Entwicklungen, der aber nach außen immer ein bisschen angestaubt wirkt. In Wirklichkeit ist PR eine Disziplin, die unglaublich viel Freude bereitet. Aus meiner Sicht ist sie gerade an dem Punkt, wo sie den Staub von den Schulterklappen schlagen müsste – besonders in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Werbung ist immer so bunt und glamourös – dabei hat PR zukünftig viel größere Potenziale, da sie sehr stark inhaltlich arbeitet. Die PR könnte mal ein bisschen PR gebrauchen.
campus relations: Würden Sie interessierten Studenten empfehlen, sich bereits früh bei PR-Initiativen wie campus relations oder anderen zu engagieren?
Wesselmann: Ja absolut. Solche Initiativen finde ich extrem gut. Ich habe schon selber in der Schulzeit eine Filmproduktion gegründet. Das war eine unglaubliche Erfahrung, da lernt man mit Geld, Öffentlichkeit und Krisen umzugehen. So früh es geht, Kontakt zu Unternehmen suchen und vor allem Engagement zeigen!
campus relations: Zum Schluss hätten wir noch gerne einen Rat von Ihnen an frischgebackene Studienabsolventen.
Sommer: Zuerst einmal sollte man sich klar darüber werden, was man wirklich möchte. Denn man ist nur in dem gut, worauf man wirklich Lust hat. Man kann sich zum Beispiel durch Praktika oder Auslandsaufenthalte ausprobieren und viele Erfahrungen sammeln. Am Ende sollte man sich selbst fragen: Welche Agentur oder welches Unternehmen passt zu mir? Was will ich von der Arbeitswelt?
Wesselmann: Das Glück ist mit den Tüchtigen. Es ist wichtig, Agilität an den Tag zu legen, indem man sich ständig vernetzt und Veranstaltungen besucht. Und auf jeden Fall angstfrei sein! Denn was ist das Schlimmste, was dir passieren kann? Dass sie dich rausschmeißen. Und? Dann suchst du dir was Neues. Deswegen: Einfach auf die Leute zugehen und sie ansprechen. Und wenn du es dir mit zehn CEOs von PR-Agenturen verscherzt hast, dann kannst du ja immer noch Pilotin werden.
Sponsored Content: Der obenstehende Beitrag ist der zehnte in der Reihe „Studierende im Gespräch mit der GPRA“. Die Serie realisiert die Gesellschaft PR-Agenturen in Kooperation mit dem „PR-Journal“. Die Redaktion stellt die Plattform für den Austausch der vier PR-Nachwuchsinitiativen Public Relations Studierende Hannover e.V. (PRSH), Leipziger Public Relations Studenten e.V. (LPRS), kommoguntia e.V. in Mainz, und campus relations e.V. in Münster mit der GPRA. Die genannten PR-Initiativen werden vom „PR-Journal“ gefördert.
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