Studierenden-Initiativen LPRS Medientraining: Basics der Krisenkommunikation

Wie gehen verantwortliche Kommunikatorinnen und Kommunikatoren mit einer Krisensituation um und was tun sie, um den Schaden zu begrenzen? Diese Frage stand im Zentrum des LPRS Medientrainings mit Henning Marten, Senior Director beim Kommunikationsberatungsunternehmen WMP EuroCom. Johanna Stiller, Studentin der Universität Leipzig und Mitglied des Vereins Leipziger Public Relations Studierende (LPRS), berichtet.

Thema beim LPRS Medientraining: Sturm auf das Kapitol in Washington 2021

Marten ist ein echter Kommunikationsexperte. Er hat unter anderem vor vielen Jahren die Sendung Galileo mit entwickelt und war als Produzent und Autor für ZDF-Dokumentationen tätig. Vor sechs Jahren ist er auf die Beraterseite gewechselt und arbeitet seitdem bei WMP EuroCom in Berlin. 

Unser Fallbeispiel für das Medientraining war der Sturm auf das Capitol in Washington am 6. Januar 2021. An diesem Tag drangen Hunderte Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump gewaltsam in den Sitz des US-Kongresses ein. Die juristische Aufarbeitung gestaltet sich bis heute schwierig. Bevor es jedoch an den konkreten Fall ging, haben die Teilnehmenden zunächst theoretischen Input rund um das Thema Krisenkommunikation bekommen. 

Stufen einer Krise

Die meisten Krisen beginnen mit einem Schock. Die Entscheidungsträger sind nicht auf die Krise und ihre Folgen vorbereitet. Eine Extremsituation, in welcher Betroffene zunächst eine Art Lähmung verspüren. Oftmals führt diese dann zu einer Abwehrhaltung der Betroffenen. Der Vorfall wird geleugnet oder heruntergespielt. Nach dieser Abwehrphase kommt die Rückzugsphase, um erstmal dieser Drucksituation zu entfliehen.

Danach folgt die Phase der Entschuldigung. In dieser Phase gibt das Krisenmanagement Fehler zu oder formuliert eine öffentliche Entschuldigung. Abschließend folgt dann die Anpassung oder Veränderung, in der das Krisenmanagement auf Forderungen der Öffentlichkeit eingeht, notwendige Konsequenzen aus der Krise zieht, Informationslücken abbaut und organisatorische Veränderungen einleitet. 

Art der Krise

Für ein gutes Krisenmanagement ist es wichtig, die Krisenform von Beginn an richtig einzuschätzen. Bei einem schweren Unfall handelt es sich beispielsweise um eine überraschende Krise. Eine Krise, die völlig plötzlich und unerwartet eintritt. Bei der wellenförmigen Krise ist das Krisenpotential dauerhaft vorhanden, wird aber nur bei akuten Ergebnissen oder Ereignissen von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Ein Beispiel sind die schlechten Produktionsbedingungen in Zulieferländern bei der Textilindustrie.

Die gefährlichste Krise von allen ist die schleichende Krise. Dort ist ein Krisenpotential bekannt, es wird aber unterschätzt oder sogar ignoriert. Auch die Stürmung des Capitols in Washington kann hier eingeordnet werden. Es gab Vorwarnungen, wie die Posts oder Tweets des damals amtierenden Präsidenten. Hätte man all diese Warnzeichen von Trump und seinen Anhängern ernst genommen, dann hätte man sehr viel früher auf diese Situation reagieren können. 

Grundsätze der Krisenkommunikation

„Die Ziele der Krisenkommunikation sind eine unverzügliche, transparente, sachgerechte und wahrheitsgetreue Berichterstattung und Information.“ 

Mit Ausbruch der Krise stehen die Entscheidungsträger vor einer großen Herausforderung. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit (und die Recherchen von Journalistinnen und Journalisten). Unter Zeitdruck muss trotz Mangel an Informationen eine Entscheidungen getroffen und schnell gehandelt werden. An dieser Stelle helfen folgende Grundsätze:

  • Vorbereitung verschafft Zeit und Flexibilität
  • Krisenkommunikation geschieht extern und intern, d.h. alle relevanten Kommunikationskanäle müssen bespielt werden
  • offene, klare und schnelle Kommunikation, die wahr und glaubhaft ist
  • Standpunkt erklären und wiederholen
  • Hohe Dialogbereitschaft und Empathie
  • Bildmaterial bereithalten
  • Zukunftsaussagen treffen (wie sollen solche Krisen in Zukunft verhindert werden)

Auf Basis dieser sollten die Teilnehmenden des Workshops einen Krisenorganisationsplan in Bezug auf die Erstürmung des Capitols entwickeln. Dazu wurden wir in drei Gruppen geteilt. Es sollte jeweils ein Plan für den President-Elect, den Speaker und den Secretary of Defence entwickelt werden. Gemeinsam wurden die Ergebnisse dann vorgestellt und von Marten ausgewertet. 

Was die Teilnehmenden mitgenommen haben? Das A und O einer Krise ist eine gute Vorbereitung, sodass es im besten Fall erst gar nicht zur Krise kommt. Denn: Wer vorbereitet ist und dadurch in der Lage ist schnell und richtig zu reagieren, kann größere Schäden verhindern.