Studierenden-Initiativen LPRS PR-Salon: Technologiekonzern nutzt Issues als Chancen

Dass 150 Jahre alte Familienunternehmen durchaus Pioniere moderner Ansätze sein können, hat spätestens Lars Rosumek, Senior Vice President Group Communications bei Voith, auf dem PR-Salon vom 23. Januar des Leipziger Public Relations Studenten e.V. (LPRS) glaubhaft dargelegt. Der Alumni erläuterte, warum der Technologiekonzern weltweit höchstes Vertrauen genießt und wie man sich gleichzeitig als kompetenter Problemlöser im digitalen Zeitalter positioniert. 

CSR und Nachhaltigkeit als Selbstverständnis

Voith ist ein Familienunternehmen, welches sich über 150 Jahre erfolgreich am Markt behauptet hat. Essentieller Teil der Erfolgsformel ist laut Lars Rosumek eine starke Unternehmenskultur und gelebte Unternehmenswerte. Wer über 150 Jahre Herausforderungen meistere, sich stets neu erfinde ohne seine Wurzeln zu vergessen und natürlich Beziehungen pflege, der werde mit Glaubwürdigkeit belohnt. Ein weiterer Teil des Erfolgs bestehe darin, gesellschaftliche Verantwortung zu zeigen und sich lokal aufzustellen. Nachhaltiger geschäftlicher Erfolg über Jahrzehnte oder gar 150 Jahre sei ohne Verantwortung für die Gesellschaft kaum möglich, so der Senior Vice President Group Communications.

In diesem Sinne unterstützt Voith zum Beispiel den 1. FC Heidenheim, der aktuell in der 2. Fußballbundesliga spielt, Baseball, sowie die Heidenheimer Opernfestspiele. Auch an den internationalen Standorten unterstützt Voith vielfältige soziale, sportliche und kulturelle Aktivitäten in den lokalen Communities. Zudem setze der Technologiekonzern in seinen weltweiten Standorten stark auf einheimische Mitarbeiter und Führungskräfte, da sie das Wissen und Verständnis über die lokalen Märkte und die Kultur im jeweiligen Land mitbrächten. Und: Die Voith-Standorte befinden sich häufiger in kleineren Orten abseits der Metropolen dieser Welt.

Bei der Kommunikation von unternehmerischem Engagement ist jedoch Vorsicht geboten: Lars Rosumek ist entschieden kein Fan von „Greenwashing“ und hält wenig davon, einzig alle CSR-Maßnahmen im jährlichen Geschäftsbericht aufzulisten, um gesellschaftliche Verantwortung zu demonstrieren. Vielmehr seien die Themen CSR und Nachhaltigkeit schon seit langer Zeit Bestandteil des Selbstverständnisses von Voith. Nachhaltigkeit sei konkret mess- und optimierbar. So misst Voith, wie viele andere Konzerne, zum Beispiel den eigenen Energie- und Ressourcenverbrauch und berichtet hierüber jährlich nach GRI-Reporting Standard. 

Marketing und Kommunikation gebündelt im Kompetenzzentrum

Ein Thema, welches weniger die externe, sondern vielmehr die interne Kommunikation tangiert, kam an dem Abend in der Villa Ida am Mediencampus der Medienstiftung der Sparkassen Leipzig ebenfalls zur Sprache: Um ein Unternehmen langfristig erfolgreich zu leiten, brauche es vor allem Mut. Mut auch Gewohnheiten über Bord zu werfen, die sich lange Zeit bewährt haben und unabdingbar zu sein schienen. So trennte man sich bei Voith nach gereiften Überlegungen von der klassischen Koexistenz der Marketing- und Kommunikations-Abteilungen. Die Voith‘sche Führung integrierte beide Einheiten zu einem gebündelten kommunikativen Kompetenzzentrum. Die strikte Trennung von Produkt- und Unternehmenskommunikation könne eine Gefahr für die Reputation eines Unternehmens darstellen, warnte der Abteilungsleiter Rosumek. Diese Entscheidung erlaube es Themen und Inhalte einfacher zu managen, diese stringenter zu vermitteln, schneller und lokaler zu agieren und nicht zuletzt Reibungsverluste zu vermeiden.

In der Konzernzentrale in Heidenheim setzen die Schwaben also alles auf Zusammenarbeit. So ist es kein Zufall, dass den Kommunikationsmitarbeitern die räumliche Trennung mittlerweile fremd ist und Hierarchie in bereichsübergreifenden Team- und Projektstrukturen nur noch eine nachrangige Rolle spielt. Wer ein Projekt verantwortet, der stellt ein Projektteam aus entsprechenden Experten selbständig zusammen und führt die Gruppe lateral und solange das Projekt läuft. 

Issues Management als Chance für die Positionierung der PR

Das Hauptaugenmerk des Januar-Abends beim LPRS jedoch lag auf dem Thema Issues Management. Nachdem Issue Management in vornehmlich risikobehafteten Branchen aus den Kinderschuhen wuchs, begann man branchenübergreifend ein Bewusstsein für die Notwendigkeit zur Beobachtung potenzieller Risikothemen zu entwickeln. Bei Voith hat man hierzu eine eigene Stelle geschaffen, welche insbesondere definierte Kernthemen intensiv beobachtet, weiterhin latente Themen in einem Tool festhält und je nach Risikofaktor kategorisiert. Besonders groß ist der Mehrwert dieser Strategie dann, wenn sich aus diesen neue Kernthemen für das Produktportfolio ableiten lassen. Rosumek ließ es sich nicht nehmen, eine Lanze für die Teildisziplin zu brechen: „Es ändert die Rolle der Unternehmenskommunikation. Durch die gewonnenen Erkenntnisse tun sich neue Schnittstellen und Einflussmöglichkeiten auf. Die PR gewinnt strategisch an Gewicht, indem sie der Produkt- und Geschäftsfeldentwicklung, sowie dem Management aktuelle und künftige Trends und Risiken aufzeigen kann.“

An diesem Punkt mag sich ein Schulterschluss mit der klassischen Marktforschung anbieten, jedoch zielen Issues weniger auf Konsumentenbedürfnisse, als auf lokale oder globale Risiken, etwa politischer oder gesellschaftlicher Natur: „Ein Kernthema, welches wir klar als Chance begreifen, ist zum Beispiel der wachsende Trend der Elektromobilität. Diesbezüglich positionieren wir uns als Mitgestalter der nachhaltigen Mobilität von morgen und haben kürzlich auf unser Bilanzpressekonferenz einen eigenen, vollelektrischen Busantrieb für Stadtbusse kombiniert mit einem intelligenten, digitalen Flotten- und Betriebsmanagement  vorgestellt“, erklärte Rosumek.

Neue Geschäftsfelder im Blick

Bereits ab 2019 sollen in Deutschland E-Busse mit Voith-Technik rollen. Der E-Bus kann durchaus als Sinnbild der strategischen kommunikativen Ausrichtung verstanden werden. Voith fokussiert sich aktuell stark auf das Themenfeld Digitalisierung und investiert dementsprechend in neue Geschäftsfelder. Dank seines technischen Know-Hows will sich das Unternehmen künftig im Wettbewerb um digitale Lösungen rund um die Industrie 4.0 und das Internet der Dinge behaupten und für weitere 150 Jahre wappnen. Der Elektroantrieb inklusive digitaler Dienste, der in nur acht Monaten gemeinsam mit dem Voith Innovation Lab in Berlin entstand, verkörpert die neuen Themenfelder besonders populär und plastisch.

Der LPRS e.V. bedankt sich für den spannenden Abend bei seinem Alumni Lars Rosumek und wünscht ihm weitere krisenfreie und erfolgreiche Jahre bei Voith. Federführend bei der Nachberichterstattung war Felix Vierheller, Masterstudent Communication Management in Leipzig.