Matthias Wesselmann (© Anatol Kotte) wird Nachfolger von Sabine Hückmann (Foto: Ketchum) als CEO von Ketchum.

Erst vor wenigen Tagen am 2. Juni wurde bekannt, dass Matthias Wesselmann aus dem Vorstand von fischerAppelt ausscheidet und die Agentur verlässt, die seit vier Jahren an der Spitze des PR-Agenturrankings des „PR-Journals“ steht. Jetzt ist klar, wohin sein Weg führt: Matthias Wesselmann (44) wird als Nachfolger von Sabine Hückmann (57) neuer CEO bei Ketchum Germany, Düsseldorf. Wann die Stabübergabe genau stattfindet, scheint noch nicht festzustehen, die Gespräche zur Vertragsauflösung laufen wohl noch. Fest steht aber, dass sich Sabine Hückmann zu ihrem Abschied kritische Worte von Jo-ann Robertson, CEO Global Markets bei Ketchum, gefallen lassen muss.

In der offiziellen Pressemitteilung zum Führungswechsel bei Ketchum wird Robertson wie folgt zitiert: „Unsere Teams im deutschen Markt sind hoch qualifiziert und motiviert, sie gehören zu den besten in der Kommunikationsindustrie. Jetzt ist der Zeitpunkt, auf dem starken Fundament aufzubauen und das enorme Potenzial für Ketchum im deutschen Markt zu erschließen. Ich habe entschieden, diesen nächsten Schritt für unsere Agentur in Deutschland mit Matthias Wesselmann als künftigem CEO von Ketchum Germany zu gehen. Um unsere Potenziale umfassend auszuschöpfen, setzen wir auf eine Führungspersönlichkeit mit ausgeprägter Erfolgsbilanz als Wachstumstreiber. Das bringt Matthias mit und vieles mehr“, so Robertson.

Kritische Worte zum Abschied

In dieser Deutlichkeit sind kritische Anmerkungen zum Wirken eines ausscheidenden CEOs in der Agenturwelt selten zu lesen. Doch das langjährige Wirken Sabine Hückmanns für Ketchum und die Vorgängeragenturen Ketchum Pleon und Kohtes Klewes wird auch positiv gewüridgt. Jo-ann Robertson sagte: „Sabine Hückmann hat in den vergangenen fünf Jahren als CEO von Ketchum in Deutschland Unglaubliches geleistet. Sie hat die Agentur neu ausgerichtet und zurück zum Erfolg geführt. Ketchum Germany ist dank ihr hervorragend für die Zukunft der Kommunikationsberatung aufgestellt. Unter ihrer Führung gelang die Transformation einer ehemals dezentralen, komplexen Struktur in eine dynamische, kundenzentrierte Organisation, ausgerichtet auf die Stakeholder-Economy. Ketchum Germany wächst im deutlich zweistelligen Bereich, konnte in den vergangenen Jahren namhafte, große Neukunden gewinnen und bestehende Mandate nachhaltig ausbauen.“

Wenig Einblicke

Dennoch zeigte Ketchum in den vergangenen Jahren deutlich weniger Präsenz im deutschen PR-Markt. Am PR-Agenturranking nahm Ketchum mit Verweis auf den Sarbanes-Oxley-Act nicht mehr teil, aus der GPRA meldete sich die einst größte deutsche PR-Agentur zum Jahresende 2022 ab. Stattdessen trat die Agentur Kommunikationsverband GWA bei, um sich dort im Forum „Public Relations“ zu engagieren. Die genannten Wachstumszahlen sind nicht genauer spezifiziert und flossen eben in keines der Agenturrankings ein. Unter der Führung von Hückmanns Vorgängerin als CEO, Victoria Wagner (2016 bis 2018), und Hückmann (seit 2018) selbst, durchlief die Agentur einen Konsolidierungs- und Restrukturierungsprozess, bei dem sie der Branche relativ wenige Einblicke gewährte.

„Eindrucksvollen Comeback“

Den Eindrücken im deutschen Markt steht entgegen, dass Ketchum Ende März von „PRovoke Media“ als „2023 DACH Consultancy of the Year“ auf internationaler Ebene ausgezeichnet wurde. In der Begründung für die Auszeichnung sprach Paul Holmes von einem „eindrucksvollen Comeback“ und erläuterte: „Die Investitionen der vergangenen vier Jahre haben viele Bereiche des Unternehmens gestärkt, ihre Wirkung zeigt sich jedoch vor allem in der Qualität der kreativen Arbeit und der Effektivität der Kampagnen.“

Als PR-Agentur gestartet

Die Erwartungen an den künftigen CEO Matthias Wesselmann, aktuell noch GPRA-Präsidiumsmitglied, dürften national wie international entsprechend groß sein. Er selbst wird in der Pressemitteilung wie folgt zitiert: „Ich bin sehr gespannt auf meine neue Aufgabe und auf das gesamte Team bei Ketchum. Der deutsche Markt für Kommunikationsberatung bietet derzeit große Chancen – diese mit der Stärke einer internationalen Netzwerkagentur zu nutzen, ist eine spannende neue Herausforderung, auf die ich mich sehr freue. Ketchum hat ein starkes und vielfältiges Kundenportfolio und ich kann es kaum erwarten, diese Beziehungen und Beratungsleistungen durch Innovationen auf die nächste Stufe zu heben. Ich danke Jo-ann und dem Ketchum Global Leadership Team für das Vertrauen, das sie in mich setzen.“

Ursprünglich als PR-Agentur gestartet, bietet Ketchum in Deutschland nach eigenen Angaben heute das gesamte Spektrum der Kommunikationsberatung von Corporate Reputation bis Marketing Communication. Zu den Kunden der Agentur gehören beispielsweise P&G, Smart, die Deutsche Bahn, Microsoft und EnBW. Zudem engagiert sich Ketchum für Vielfalt und Chancengleichheit, unter anderem für soziale Mobilität und ein LGBTQIA+-freundliches Arbeitsumfeld.

Hückmann blickt mit Stolz zurück

„Ich blicke mit viel Stolz auf 25 bewegte Jahre in der Ketchum-Welt zurück“, resümiert Sabine Hückmann. „Ich danke unseren Kundinnen und Kunden für ihr Vertrauen und für ihre Bereitschaft, mit uns Kommunikation immer wieder neu zu denken, innovative Lösungen zu entwickeln und daran zu arbeiten, dass der Wertbeitrag, den Kommunikation für Unternehmen und Organisationen bringt, anerkannt wird. Hier ist uns gemeinsam viel gelungen. Von ganzem Herzen danke ich unserem gesamten Team, vor allem jenen, die in den vergangenen fünf Jahren die Neuausrichtung unserer Agentur gemeinsam mit mir realisiert haben. Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen bei Ketchum in Deutschland alles erdenklich Gute für die Zukunft. Ihr wisst es ja: Ihr seid einfach ‚die Beschden‘!“


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