Horst Avenarius (links) mit seinem Nachfolger bei BMW und beim DRPR, Richard Gaul (Quelle: DRPR)

Ein PR-Manager, der Meriten für das ganze Berufsfeld hat, wird 90 Jahre alt. Horst Avenarius wurde am 26. August 1930 als ältestes von sieben Kindern eines mittelständischen Chemiefabrikanten in Gau Algesheim, einer kleinen Stadt am Rhein, geboren. Das Chemiestudium und die Übernahme der Fabrik des Vaters war aber nicht in seinem Sinn, Avenarius studierte Philosophie in Mainz, Paris und München, wo er schließlich in Geschichte an der Münchner Universität promoviert wurde. Sein Doktorvater Franz Schnabel hatte ihm das Promotionsthema „Reichs- und Kaiseridee bei französischen Geschichtsdenkern: Beiträge zur Geschichte des Reichsbewusstseins in Europa“ aufgetragen. Nach der Promotion 1956 begann er bei Mannesmann als Werkredakteur (wie es damals noch hieß), ging 1969 zu WMF und wechselte dann 1973 zu BMW, wo er 16 Jahre, bis 1989, Kommunikationschef blieb. Von 1988 bis 1992 war er Vorsitzender der Herbert Quandt-Stiftung. In dieser Position verhalf er der deutschen Kommunikationswissenschaft und auch der noch in den Kinderschuhen steckenden PR-Forschung in Deutschland durch die Organisation von vier transatlantischen Kongressen dazu, überhaupt ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln und international anschlussfähig zu werden.

Gegen Ende seines aktiven Berufslebens begann er, sich verstärkt mit den ethischen Grundlagen seines Berufs zu beschäftigen. Als gewählter Vizepräsident der DPRG Deutsche Public Relations-Gesellschaft und als Vorsitzender der Ethik-Kommission des Verbandes entwickelt er mit den „Sieben Selbstverpflichtungen“ einen prägnanten und kurzen Kodex, der dem DRPR Deutscher Rat für Public Relations dann viele Jahre, bis 2012, als Richtschnur diente. Als er 1992 Vorsitzender des DRPR wurde, aktivierte er dieses Gremium und professionalisierte es. Konkrete und kritische Fälle wurden intensiv diskutiert, gelegentlich Personen oder Organisationen gegenüber auch öffentliche Rügen ausgesprochen. Damit kam das Berufsfeld PR, das sich in den Neunzigern nur in den Fachmedien abspielte, auch in der seriösen Presse und den Publikumsmedien vor. Der Fall Hunzinger führte zum ersten Mal dazu, dass dieses Berufsfeld überhaupt breiter - und dann meist negativ bewertet - wahrgenommen wurde. Es war aber gut, dass die in den Nachrichtensendungen interviewten Verbandspräsidenten auf die Existenz von Ethik-Codizes verweisen konnten und darauf, dass Hunzinger diese verletzt habe. Das Prinzip, eine Selbstkritikinstanz für das Berufsfeld zu schaffen, hatte die DPRG damals vom Journalismus übernommen, der Presserat war schon 1956 gegründet worden.

Horst Avenarius hat durch seine 16-jährige Tätigkeit als Ratsvorsitzender des DRPR und durch seine vielfältigen publizistischen und seine akademischen Lehr-Aktivitäten, durch seine vornehme Streitbarkeit und seinen argumentativen Stil entscheidend dazu beigetragen, dass PR-Ethik heute nicht mehr als etwas ist, was nicht zusammenpasst (wie der Teufel und das Weihwasser) wahrgenommen wird oder gar ein Widerspruch in sich ist. Kommunikationsethik wird mittlerweile in der Kommunikationsbranche, in der Wissenschaft und auch in der Wirtschaft ernst genommen. Vielen gilt Ethik sogar als wichtiges Zukunftsthema. Avenarius hat der gesamten Branche durch sein Wirken größeres Ansehen verschafft und ein Bewusstsein für eine ethisch fundierte Berufspraxis geschaffen. Blättert man in seinem letzten Buch („Nachdenken über Public Relations. Aufsätze, Reden und Gespräche eines PR-Menschen“) und sieht man sich einige Interviews mit ihm (ab jetzt auf pr-museum) an, wird man den Eindruck nicht los, dass Horst Avenarius den Zustand der Weisheit erlangt hat. Wir haben mit Horst Avenarius einen „PR-Weisen“ vor uns, vielleicht sogar den ersten in Deutschland. Verlag und Redaktion des "PR-Journal" und die gesamte PR-Kommunikations-Branche gratulieren ihm ganz herzlich zu seinem 90. Geburtstag und wünschen ihm weiterhin Gesundheit! Ad multos annos!

Autor dieses Textes ist Univ.-Prof. Dr. (em.) Günter Bentele, Berlin. Ein zweiteiliger, biographischer Beitrag über Host Avenarius ist hier im pr-museum.de erschienen.


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