Wenn auch nur digital, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des virtuellen Stammtisches der DPRG prosteten sich zu.

Der Frage- und Antwort-Part sowie der persönliche Kontakt zum Unternehmen waren für Journalisten bis zum Beginn der Corona-Pandemie der größte Mehrwert einer Bilanzpressekonferenz (BKP). Doch wie transportiert man diesen Mehrwert in die virtuelle Umgebung? Diese und andere Fragen rund um die Bilanzpressekonferenz in Corona-Zeiten stellten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des virtuellen DPRG-Stammtischs am 26. November gemeinsam mit Lars Boelke, Global Media Relations Lead bei Covestro, der vor dem Beginn der offenen Diskussion einen Impulsvortrag hielt. Moderiert wurde der Stammtisch von Interim-Manager Georg Lamerz von der DPRG Nordrhein-Westfalen.

„Egal ob on- oder offline: Zunächst gilt es zu klären, was genau das Ziel ist“, begann Boelke. Denn das Feedback von Journalisten hätte klar gezeigt, dass die Zahlen nicht mehr der ausschlagebene Grund für eine Teilnahme an einer BPK sind. Diese würden morgens vorab veröffentlicht und dann von den Nachrichtenagenturen faktisch dargestellt. „Für Journalisten geht es um die Einordnung drumherum. Etwa um die Frage, was das Unternehmen zurzeit bewegt“, ergänzte Boelke. „Die Crux durch Corona besteht darin, den Journalisten diese Einordnung auch ohne persönliche Gespräche mitzugeben und Mehrwert zu liefern.“

Bisher erhielten sie die Einordnung über den Frage- und Antwort-Teil oder über den direkten Zugang zum C-Level in Form von Eins-zu-Eins-Gesprächen. Bei virtuellen Bilanzpressekonferenzen könnten für den Dialog-Teil ein Chat oder auch externe Tools zum Einsatz kommen – beispielsweise sli.do oder Mentimeter; allerdings ohne die Option Fragen „nach oben“ zu voten. Das passt zwar für interne Veranstaltungen gut, aber für Journalisten erschien dies den Teilnehmer eher unangebracht. Wie auf einer Offline-Pressekonferenz würde der Dialog-Teil moderiert und Fragen dem passenden Geschäftsführer zugeordnet.

Für One-on-One-Gespräche könnte man ausgewählten Journalisten Slots vor oder nach der Präsentation anbieten, beispielsweise über sogenannte „Breakout-Rooms“ zu Zweit oder in kleinen Gruppen. So ermöglicht man ausgewählten Journalisten exklusiv den Zugang zum C-Level.

Für Fernseh-Journalisten fehlt dann aber immer noch die Möglichkeiten eigener Aufnahmen. „Eventuell gibt es die Möglichkeit TV-Journalisten einen direkten Zugang zum Stream (der Breakout-Rooms) zu ermöglichen; quasi zum Download in bester Fernsehqualität“, warf Moderator Georg Lamerz in die Diskussion ein. Für Hörfunk-Journalisten könnten O-Töne gegebenenfalls auch vorab aufgenommen und zur Verfügung gestellt werden.

Die Mindestvoraussetzung für eine gelungene virtuelle BPK ist aber die Technik. Der Stream muss professionell und ohne Störungen sein. Professionell ist dabei nicht immer gleich teuer, da waren sich die Teilnehmer einig. Auch das C-Level sollte auf die virtuelle Situation vorbereitet werden: Haltung vor der Kamera, Sprechtraining, argumentative Problemlösung, um investigativen Fragen zu entschärfen.

Eine virtuelle BPK hat aber nicht nur Nachteile. Über einen größeren Teilnehmerkreis könnten Unternehmen eine erweiterte Zielgruppe ansprechen. Seien es für internationale Unternehmen beispielsweise Journalisten in Übersee oder über die Verbreitung des Live-Streams auf anderen Kanälen auch Investoren, die interessierte Öffentlichkeit oder die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Bei Covestro haben wir unsere letzte BPK zusätzlich über LinkedIn-Live ausgespielt. Das kam gut an“, sagte Boelke.

Mit Blick in die Zukunft war der Tenor der Runde, dass BPKs wieder als Präsenzveranstaltungen stattfinden sollten – aber durchaus mit der Möglichkeit zur virtuellen Teilnahme. Hybride BPKs würden sich aus Sicht der Teilnehmer in Zukunft daher wohl etablieren.

Der virtuelle DPRG-Stammtisch ist ein Gemeinschaftsformat der DPRG Landesgruppen Nordrhein-Westfalen und Hessen-Rheinland-Pfalz-Saarland. Er wird monatlich von beiden Landesgruppen im Wechsel organisiert.


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