Elefantenkälber mutieren zu „Elefantenkindern“, der Zoo zum „Gefängnis“ der „gefolterten“ Tiere. Annika Schach präsentiert ein Fallbeispiel zu „Sprache in der PR“. Foto: Jens Jeske/www.jens-jeske.de

Mit 240 Anmeldungen ausgebucht: Das Interesse am ersten DPRG Takeoff am 26. Januar in Berlin war groß. Ziel der Veranstaltung war es, die breite Palette an inhaltlicher Arbeit der DPRG zu zeigen und Interesse an der Mitarbeit in den Arbeitskreisen zu wecken. Wurde der Takeoff 2018 den Erwartungen gerecht? Die Rückmeldungen der Teilnehmer lauteten einstimmig: Ja, auf jeden Fall. Hier kommt ein Überblick.

DPRG besetzt eine Marktlücke

„Akzeptanz durch Kommunikation“ lautete das Dachthema. Zwölf Workshops und Gesprächsrunden in zwei Blöcken, zwei Keynotes, Fishbowl – der Tag war vollgepackt mit Input und Austausch. Die Räumlichkeiten der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom förderten beides. Fast entstand so etwas wie eine Barcamp-Atmosphäre. Initiator und Veranstalter des Takeoff war der Medienfachverlag Oberauer. Sebastian Vesper, Leiter des Berliner Büros: „Wir wollten zeigen, welche Kraft in den Arbeitskreisen steckt.“

Die DPRG habe eine Marktlücke gefunden, meinte DPRG-Vizepräsident Stefan Hencke. „Mit dem DPRG Takeoff ist ein Format geschaffen worden, was es in der Form in der Kommunikationsbranche in Deutschland bisher nicht gab.“ Die Veranstaltung sei ein guter Impulsgeber für das gesamte Jahr und sollte auf jeden Fall fortgesetzt werden.

Empathie statt Bulldozer-Mentalität

„Wird Akzeptanz zur Fiktion?“ fragte Felix Krebber von Lautenbach Sass in seiner Keynote über „Hater, Faker, Wutbürger“. Stakeholder haben legitime Interessen und sind es Wert, angehört zu werden, stellte er fest. Deren Erwartungen sollten in die Konzeption eines Projektes aufgenommen und in dessen Umsetzung berücksichtigt werden. Zuhören sei dabei unabdingbar, ein „intelligentes Issues Management“. „Empathie statt Bulldozer-Mentalität ist gefragt“, forderte Krebber. Kommunikatoren sollten einen festen Sitz am „Tisch des Projektmanagements“ haben.

Der Journalist als juristischer Gegner

Die Keynote von Krebber ging teilweise etwas zu stark in die Tiefe. Ganz anders der Vortrag von Rechtsanwalt und Autor Ralf Höcker – hier stand die griffige Aussage im Vordergrund. „Warum braucht man Medienanwälte?,“ stellte Höcker die Frage. Augenhöhe mit den Journalisten herzustellen, das sei ein Ziel. Denn die Presse sei „so größenwahnsinnig zu glauben, sie sei eine staatliche Gewalt“, nämlich die vierte Gewalt im Staat.

Man müsse Journalisten keine Antworten geben. Ein Unternehmen sei „nett“, wenn es das tue. Die von ihm geforderten Umgangsformen zwischen Presse und PR dürften so manche Kommunikatoren erstaunt haben. Die Berichterstattung per Anwalt zu lenken – bisher ist das in der PR nur in wenigen Fällen das Mittel der Wahl gewesen. Auf das in der Medienarbeit übliche und oft bewährte Herstellen eines Vertrauensverhältnisses zu Journalisten ging Höcker nicht ein.

Sprache in der PR

„Die Unternehmenskommunikation richtet ihre Aufmerksamkeit auf das Was, weniger auf das Wie“, sagte Annika Schach, Professorin für Angewandte Public Relations an der Hochschule Hannover. Ihr Vortrag des Arbeitskreises „Sprache und Unternehmenskultur“ war ausgesprochen gut besucht. Schach sezierte die Sprache in der Kommunikation am „lebenden Objekt“, einer noch bestehenden Konfrontation zwischen dem Zoo Hannover und der „Tierrechtsorganisation“ Peta. In deren Kommunikation mutierten Elefantenkälber zu „Elefantenkindern“, der Zoo zum „Zirkus“ und zum „Gefängnis“ der „gefolterten“ Tiere.

In anderen Arbeitskreisen ging es um Fragen, welche Rolle Kommunikatoren in der Digitalen Transformation spielen, oder den Umgang mit Unternehmensveränderungen in der internen Kommunikation. Auch Spezialthemen wie „Patienteninformation“ und „Reputation der Finanzwirtschaft“ standen im Programm.

Positive Stimmen bestätigen das Format

Der Takeoff war ein von der DPRG bisher ungewohnter Schritt in die Öffentlichkeit. Bisher kam die PR für die inhaltliche Arbeit der Fachgruppen des Verbandes zu kurz. In Berlin zeigte sich: Da geht viel – und das Interesse ist groß. Das Feedback der Besucher war durchweg positiv. „Solche Veranstaltungen inspirieren mich. Der Takoff hat einen höheren Wert als nur ein Kongress, auf dem Vorträge gehalten werden. Die Dichte an Information ist sehr hoch“, erklärte der PR-Berater (und DPRG-Nichtmitglied) Adam Majorosi. „Den Takeoff sollte die DPRG zur Tradition machen, weil man hier einen guten Einblick in die verschiedenen Arbeitskreise bekommt“, sagte Annika Ballin, Stellvertretende Vorsitzende der DPRG Sachsen. Mit dieser Meinung stand sie nicht allein.


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