Branche Digitalisierung der Kommunikation: Ein Imperativ für Kommunikationsabteilungen

Den digitalen Wandel annehmen und sich darüber bewusst sein, dass sich die PR- und Kommunikationsbranche bereits mitten im Prozess der Digitalisierung der Kommunikation befindet. Dafür plädiert Ulrike Schiermeister, Senior Vice President Communications & Regulation bei E.ON in Deutschland, im neuen „CommTech Newsletter“. Im Rahmen der Medienpartnerschaft mit der AG CommTech bringt das PR-JOURNAL ihren Beitrag vorab.

Ulrike Schiermeister fordert dazu auf, die Digitalisierung aktiv mitzugestalten und sie nicht für eine vorrübergehende Erscheinung zu halten. (Foto: Telefonica)

Von Ulrike Schiermeister

Die Digitalisierung gewinnt weiter an Fahrt – und wir tun gut daran, in der Kommunikationsbranche mitzugestalten. Von der Prozessautomatisierung über die Content-Erstellung bis hin zur Wirkungsmessung bietet die Digitalisierung wertvolle Werkzeuge. Sie macht aber nicht auf operativer Ebene halt: Digitale Technologien helfen uns auch, datenbasierte Kommunikationsstrategien zu entwickeln. In diesem Kontext verwundert nicht, dass im aktuellen CommTech Index Report 82 Prozent der Kommunikationsprofis zustimmen, dass digitale Technologien die Arbeit in der Kommunikation enorm verändern werden. Dem ist nichts hinzuzufügen, bis auf eines: Digitale Tools werden die Arbeit nicht verändern, sie tun es bereits.

Kommunikation ohne Digitalisierung? Möglich, aber sinnlos

Digitalisierung hat bereits grundlegend verändert, wie wir Kommunikationsstrategien entwickeln, umsetzen und bewerten. Kommunikation auf Basis von Bauchgefühl gehört – zum Glück – der Vergangenheit an. Denn wir sind heute schon in der Lage, datenbasiertes Themenmanagement zu betreiben. Dank künstlicher Intelligenz können wir künftig Inhalte auch in Echtzeit analysieren und so unsere Kommunikationsstrategien flexibel und vor allen Dingen datenbasiert anpassen. Wir bei E.ON haben in den letzten zwölf Monaten daher nicht nur eigene, auf PowerBI basierende Dashboards zur Messung der internen und externen Kommunikation aufgebaut, sondern auch die technische und digitale Optimierung der Redaktionsplanung auf den Weg gebracht. Um agiler in der täglichen Planung zu sein und schneller auf Themen reagieren zu können. Diese Grundlage, kombiniert mit der Expertise und Erfahrung der Teams, daraus auch die richtigen Schlüsse ziehen zu können, ist eine unschlagbare Kombination, die es weiter zu optimieren gilt.

Denkt Ihr Team schon digital?

Doch eine erfolgreiche digitale Transformation erfordert mehr als nur den Einsatz neuer Technologien. Sie verlangt eine grundsätzliche Offenheit, die Bereitschaft zur stetigen Transformation und eine Kultur des Lernens – eine große Aufgabe für Kommunikationsteams. Investitionen in die Weiterbildung sind unerlässlich, um digitale Fähigkeiten für den Einsatz neuer Werkzeuge aufzubauen, auszubauen und vor allen Dingen up-to-date zu halten. Rund zwei Drittel der Kommunikationsexpertinnen und -experten nähern sich dem Thema bereits durch interne Schulungen und Workshops an, wie die CommTech Umfrage zeigt. Das ist positiv.

Dabei ist wichtig, dass Schulungen nicht nur auf die Nutzung der Tools abzielen, sondern auch eine Innovationskultur fördern, die uns am Ende zu effektiveren Kommunikatorinnen und Kommunikatoren in dieser durchdigitalisierten Welt machen. Ganz bewusst nutzen wir deshalb bei E.ON die Möglichkeiten unserer für alle Mitarbeitenden bereitgestellten Learningplattform im Generellen, bauen aber im Speziellen auch ganz zielgerichtet eigene Kommunikationskompetenzen aus, gerade aktuell zum Beispiel rund um KI. Im Team haben wir ein Duo aus zwei KI-Experts etabliert, das am Puls der Entwicklung bleibt, intern Schulungen für das gesamte Kommunikationsteam anbietet, aber auch andere Fachbereiche weiterbildet, und immer wieder testet, welche Tools uns in unserer täglichen Arbeit am stärksten nach vorne bringen. Dieses Vorgehen, KI harmonisch und fast nebenbei in die bestehenden operativen Prozesse einzubinden, erhöht die besagte Voraussetzung für eine grundlegende Offenheit enorm.

KI beschleunigt die digitale Transformation – und sie fordert uns

Künstliche Intelligenz eröffnet bei der Digitalisierung aber nicht nur völlig neue Möglichkeiten für Kommunikationsprofis, sondern wirkt vor allen Dingen auch als Katalysator, so dass wir uns als Branche noch stärker und schneller digital transformieren. Das ist auch dringend nötig. Wenn rund 41 Prozent der Kommunikationsexpertinnen und -experten ihre Abteilung oder Agentur eher als Spätzünder bewerten, in denen digitale Tools nur durchschnittlich genutzt werden, zeigt das, dass es an vielen Stellen doch noch großen Nachholbedarf innerhalb der Branche gibt. Ich bin überzeugt davon, dass Unternehmen, die die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz für die Kommunikation frühzeitig für sich zu nutzen wissen, viel seltener damit konfrontiert werden, ob es Kommunikatoren in Zeiten von KI überhaupt noch braucht. Schließlich versetzt sie auch kleine Teams in die Lage, eine schier unendliche Anzahl von Daten schnell zu analysieren und somit datenbasiert fundiertere Entscheidungen darüber zu treffen, welche Inhalte erstellt, wann sie veröffentlicht und über welche Kanäle sie verbreitet werden sollen – zielgerichtet und nicht per Gießkanne.

Wenn die Geschwindigkeit zunimmt, besser die Zügel fest in der Hand halten

Das alles zu implementieren, ist ohne Zweifel weder eine einfache Aufgabe, noch ist sie von heute auf morgen umzusetzen. Widerstand gegen Veränderungen, fehlende Qualifikationen und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes sind häufige Hindernisse. Um diese zu überwinden, bedarf es einer klaren Roadmap, der Unterstützung durch Führungskräfte und eben kontinuierlicher Lernangebote für die Mitarbeitenden. Denn was bei all der Transformation nicht verloren gehen darf: das Menschliche und der Blick dafür, dass digitale Tools – ob mit oder ohne künstliche Intelligenz – uns das Leben einfacher machen sollen und nicht komplizierter. Die digitale Transformation der Kommunikation ist weder eine kurzfristige Erscheinung noch ein aktueller Trend – sie stellt vielmehr einen fundamentalen Wandel dar, in dessen Mitte wir uns aktuell befinden. Kommunikationsleiterinnen und -leiter müssen diesen Wandel aktiv vorantreiben, datenbasiertes Arbeiten priorisieren und gleichzeitig eine Teamkultur fördern, die Akzeptanz für Innovationen schafft. So schöpfen wir das volle Potenzial der Digitalisierung aus und stellen sicher, dass wir den Wert von Kommunikation nicht nur besser messen, sondern auch steigern.

Über die Autorin: Ulrike Schiermeister ist Senior Vice President Communications & Regulation bei E.ON Deutschland.

„CommTech Newsletter“
Der Beitrag von Ulrike Schiermeister erscheint am 5. März im neuen „CommTech Newsletter“. Der Newsletter richtet sich an die inzwischen mehr als 600 Mitglieder der AG CommTech und alle an der Digitalisierung von Kommunikation interessierten Personen. Weitere Informationen über die AG CommTech, deren Medienpartner das PR-JOURNAL ist, sowie ein Bestellformular für den Newsletter finden sich hier auf der Website der AG CommTech.

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