Branche Plötzlich verstorben Trauer um Josef Leis

Am 18. Oktober noch hat das PR-JOURNAL an dieser Stelle das Wirken von Josef Leis, einem Pionier der deutschen PR-Branche, gewürdigt. Anlass war der bevorstehende 95. Geburtstag Leis‘ am 26. Oktober. Den erlebte er nun leider nicht mehr, denn Leis ist in der Nacht zum 24. Oktober 2024 plötzlich verstorben. Das berichtete die „Börsen-Zeitung“ in ihrer Online-Ausgabe und ehrte ihn als begnadeten Kommunikator.

Josef Leis (Foto: privat)

Bereits vor fünf Jahren, im Oktober 2019, würdigte der Publizist und PR-Journal-Autor Manfred Piwinger Josef Leis zu dessen 90. Geburtstag ausführlich. Diesen Text veröffentlichen wir hier aus Anlass des Todes von Leis noch einmal.

Von Manfred Piwinger

„Ein nach heutiger Zeitrechnung ungewöhnlich früher Berufseinstieg in die Kommunikationsbranche: nämlich 1964. In einer Zeit, als Finanz- und Unternehmenskommunikation noch in den Kinderschuhen steckte. Und ebenso eine selbst nach heutigen Maßstäben bemerkenswerte berufliche Karriere. Das lässt sich zu Josef Leis sagen, von 1969 bis 1987 Direktor des Zentralbereichs Kommunikation bei der WestLB in Düsseldorf. Die Bank war aus der Fusion der Rheinischen und der Westfälischen Landesbank / Girozentrale hervorgegangen und stand in den Anfangsjahren unter der Leitung von Ludwig Poullain. Der neu konstituierte ‚Zentralbereich Kommunikation‘ war vermutlich der erste seiner Art in Deutschland. Was noch heute vielen Kollegen als wünschenswert erscheint, ließ sich Leis früh in sein Kompetenzprofil schreiben. Zusammengefasst stand darin: Öffentlichkeitsarbeit / Presse, Geschäftsbericht, Erscheinungsbild, internes Informationswesen, Zentralarchiv und Werbung.

Der Weg dahin begann mit dem Studium der Volkswirtschaft in Frankfurt am Main. Nebenbei praktizierte er in einer Wirtschaftsprüfungskanzlei mit Sicht auf eine Karriere als Wirtschaftsprüfer und angedachter Promotion. Doch manchmal kommt es im Leben anders. Unerwartet folgte ein Angebot der ‚Börsen Zeitung‘, zustande gekommen durch die persönliche Bekanntschaft seines Professors mit dem Chefredakteur der ‚Börsenzeitung‘.

Leis wurde dort 1956 als Redakteur eingestellt, als Umbruchredakteur und Firmenberichterstatter, und begann seine journalistische Karriere: Nach zwei Jahren ‚Börsen-Zeitung‘, danach bei der ‚Deutschen Zeitung‘. 1960 wechselte Leis zum ‚Handelsblatt‘, wo er sich als Ressortleiter Währung, Kreditwesen, Börsen insbesondere durch viele Kommentare zur Geld-, Konjunktur- und Bankenpolitik bald einen Namen machte. Das war wohl der Grund, weshalb ihn der damalige Chef des Deutschen Sparkassenverbandes und Girozentrale, Butschkau, 1964 abwarb und ihn zum Pressesprecher und Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung machte.

Das ging bis zur Fusion der beiden nordrhein-westfälischen Landesbanken 1969 zur WestLB, dessen öffentliches Bild Leis in der Folge nachhaltig prägte. Trotz der zahlreichen Turbulenzen, der die WestLB im späteren Verlauf ausgesetzt war und ihn stark forderte, hielt er dem Geldhaus lange die Stange. Erst 1987 war Schluss. Leis ging in die Selbstständigkeit als Unternehmensberater auf dem Gebiet der Finanzkommunikation u.a. mit der publizistischen Begleitung von Börsengängen mittelständiger Unternehmen u.v.a.m. Es gäbe noch vieles andere zu erwähnen, so beispielsweise, dass Leis zeitweilig (1967-1971) Berater zu den Kampagnen des Jahresgutachtens des Sachverständigenrates war. Oder auch, von den international besetzten Pressekonferenzen, die er an den jeweiligen Orten der Weltwährungskonferenzen für die WestLB veranstaltete.

Parallel engagierte sich Leis lange Zeit im Deutschen Rat für Public Relations (DAPR), in der Gruppe Finanzkommunikation. Ergebnis war u.a. ein Merkblatt zur Ad hoc-Publizität. Aber irgendwann war auch damit ein Ende gesetzt. Am 26. Oktober 2019 wird Josef Leis, gebürtig in Aschaffenburg, 90 Jahre alt, und ist immer noch ein mutiger Dickschädel.“

Seitennavigation