Bedingt aussagekräftig: Für die Mehrheit der GenZ ist das Gehalt wichtiger als andere Aspekte. Befragt wurden aber nur 102 Personen von 19 bis 28 Jahren. (Foto: cocodibu / Müllers Garage)

Geht es der GenZ am Ende doch „nur“ um die Bezahlung? Sind die Diskussionen um Purpose, New Work, das kreative Arbeitsumfeld und sonstige Benefits nur vorgeschoben? Dieser Eindruck drängt sich auf, wenn man einer aktuellen Umfrage von 19- bis 28-Jährigen zur Arbeitszufriedenheit in Agenturen folgt. Die Untersuchung der Agenturberatung Müllers Garage, Jena, legt offen, dass ein angemessenes Gehalt (62,5 %) für die Job-Einsteiger in der Agenturbranche am wichtigsten ist – viel entscheidender als Soft Skills wie Teamspirit (41,3 %) oder Sinnhaftigkeit der Arbeit (38,8 %). Zweitwichtigstes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance (60 %).

Die Ergebnisse zeigen, dass derzeit zwei von drei jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Agenturbranche grundsätzlich beziehungsweise ganz konkret auf dem Absprung sind. Weiter heißt es, dass 36,3 Prozent der GenZ in den Agenturen binnen eines Jahres ihren Arbeitgeber wechseln wollen – 18,8 Prozent sogar innerhalb der kommenden sechs Monate oder noch kürzer. 28,7 Prozent sind noch unschlüssig und nur rund jeder dritte (35 %) sagt: Ich will langfristig bei meinem Arbeitgeber bleiben.

Aber Achtung: Für die Untersuchung hat Müllers Garage hierzulande insgesamt nur 102 Personen zwischen 19 und 28 Jahren zur Arbeitszufriedenheit in Agenturen befragt. Aus den Ergebnissen geht auch nicht hervor, welcher Art von Agenturen die Befragten zuzuordnen sind.

Doch selbst wenn die Ergebnisse nicht als repräsentativ angesehen werden können, aus der Untersuchung lässt sich ablesen, dass das Gehaltsthema für Berufseinsteiger in Agenturen nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. David Eicher, Geschäftsführer von Müllers Garage, ordnet das so ein: „Die aktuelle Diskussion um agenturinterne Incentives wie Workation und Remote Work vernebelt das eigentliche Problem: Wollen Agenturen nicht in eine Abwärtsspirale geraten, müssen sie besser entlohnen. Doch das geht meist nur dann, wenn sie auf Kundenseite mehr einnehmen. Schaffen sie das nicht, steht die Überlebensfähigkeit in Gefahr.“

Einstellung der High Potentials zur Agenturbranche ist widersprüchlich

Wie wichtig das Gehalt für die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Agenturen ist, zeigt sich auch bei der Frage nach den Gründen für einen geplanten Jobwechsel: Für die Mehrheit (53,2 %) ist eine bessere Entlohnung die entscheidende Motivation, bei einem anderen Arbeitgeber anzufangen. Fehlender Purpose liegt mit 34 Prozent deutlich abgeschlagen auf Platz 2, gefolgt von fehlenden Karrierechancen (31,9 %). Für jeweils rund ein Viertel der Befragten sind mangelnde Wertschätzung und Überstunden die Hauptgründe, den aktuellen Job zu wechseln. Auf die Frage nach zusätzlichen Benefits macht der Wunsch nach der Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich das Rennen: Das Gros der jungen Beschäftigten findet die 4-Tage-Woche besser als klassische Fünf-Tage-Woche. Für 45 Prozent wäre ein solches Modell sogar ein wesentlicher Antrieb für den Jobwechsel.

Die grundsätzliche Einstellung der High Potentials zur Agenturbranche, so zeigt die Umfrage, ist widersprüchlich: Zwei von drei Befragten meinen, Agenturen seien als Arbeitgeber grundsätzlich empfehlenswert und auch mit der Kunden-Zusammenarbeit sind 38,2 Prozent nach eigenen Angaben zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden, doch für ihren eigenen beruflichen Lebensweg sind sich viele (46,3 %) noch unschlüssig, ob sie langfristig in der Branche bleiben wollen. Jeder fünfte will aussteigen.

„Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Agenturen wird damit HR und hier ganz besonders die Personaldiagnostik. Wer, wo auf welchem Job sitzt und welche individuellen Karrieremöglichkeiten hat, ist künftig viel wichtiger als ein kollektives Wohlfühlgefühl“, meint Eicher weiter.


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