"Ein Blick hinter die Podcast-Erfolgsgeschichten": Panel beim DK Off-Site in Hamburg

Der „Digital Kindergarten“ geht 2020 in die vierte Runde und verlängert die Kommunikation seiner großen Konferenz im Sommer mithilfe von „Off-Sites“ über das ganze Jahr. Die erste dieser kleineren Tagungen beschäftigte sich am 29. Januar mit dem Trendthema „Podcast“. Das Kommunikationsmittel der Stunde scheint den Unternehmensblog in seiner Popularität ablösen zu wollen – jeder macht plötzlich einen. Aber: Muss das denn eigentlich sein? Müssen Kommunikatoren und Kommunikatorinnen nun auch noch Audio-Expertise aufbauen?

Diverse Erwartungen an das diverse Medium

Die Zahlen sprechen für sich: Laut Bitkom-Studie hörten 2019 bereits 26 Prozent der Deutschen Podcasts, jeder elfte mindestens wöchentlich. Grund genug für die knapp 130 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, sich auf den Weg in die Hamburger Schanze zu machen – und währenddessen noch einen Podcast zu hören: „Herrengedeck“ ist darunter, „Alles gesagt?“ von der „Zeit“ oder auch „Körnerkacke“. Ebenso bunt gemischt wie sein Konsum ist das Publikum selbst: Von Beanie bis Hosenanzug, von Start-up bis Medienverlag; viele fragen als erstes nach dem WLAN-Zugang.

Dabei sind die Erwartungshaltungen ganz unterschiedlich. Stefani Gregor, Gründerin der Eufoniker Audioproduktion, sucht nach der perfekten Klangqualität: „Wir haben einen sehr hohen Anspruch an die Qualität der von uns produzierten Podcasts“, sagt Gregor. „Auf dem Markt sind derzeit beispielsweise nur wenig hochwertige Mikrofone mit Studioqualität, die auch die Hintergrundgeräusche zufriedenstellend abschirmen. Ich denke, dass ich hier einen Überblick über die neueste Technik bekomme.“ Christina Rokoss, Referentin Responsible Gaming bei Westdeutsche Lotterie, möchte ein Stück weit Expertise ins Unternehmen bringen: „Unser Vertrauen.Podcast wird bislang komplett extern produziert“, erklärt sie. „Zudem glaube ich, dass wir unsere Vermarktungsstrategie an der einen oder anderen Stelle noch optimieren können.“

Tim Kehl, Executive Producer Original Podcasts bei Audible, fasst es in seiner kurzen Begrüßung schön zusammen: „Es gibt noch keine eingefahrenen Strukturen und Regeln. Jetzt können wir noch selbst bestimmen. Es gibt noch unglaublich viele Chancen. Wir haben alle wahnsinnig viel Erfahrung und machen das alle zum ersten Mal.“

Die Teilnehmenden können zwei Workshops wählen – insgesamt drei werden in zwei Blöcken wiederholt. In „Podcasting - das Zauberwort der Stunde und jeder glaubt, er sollte seinen eigenen machen“ gibt Andre Schnitzmeier, Sales Director bei zebra-audio.net, Einblick in aktuelle Marktzahlen und erklärt, wie eine Vermarktungsstrategie rund um einen Podcast aussehen kann. Der Workshop „Wir erfinden in 120 Minuten den besten Podcast der Welt“ bei Markus Heidmeier und Merlin Münch von der Kooperative Berlin stellt in den Vordergrund, dass der beste Podcast derjenige ist, der seine Zielgruppe erreicht. Die beiden Experten werden nicht müde zu betonen, dass ein gutes Konzept, der USP und die Nähe zum Publikum entscheidend für den Erfolg sind. Der dritte Workshop „Der Ton macht's: Wie ihr euren Podcast zum Klingen bringt“ von Yellowtec und achtung! Broadcast kümmert sich hingegen um den technischen Aspekt der Produktion.

Die Erfolgsgeschichte? „Super interessant“ braucht gute Qualität

Das anschließende Panel mit Alexander Langer und Julia Berger, die gemeinsam im letzten Jahr die Redaktionsleitung der Business Punk übernommen haben, Alexander Kornelsen, Business Development Manager bei NOZ Digital, Andy Mikutta, Sales Director bei Yellowtec und Tim Kehl verspricht „Ein Blick hinter die Podcast-Erfolgsgeschichten". Und tatsächlich wird gar nicht lang drumherum geschnackt. „Ein Elevator Pitch hilft dem Projekt ungemein“, sagt Kehl. Mit einem Papier könne man zwar noch nichts beweisen, aber es sei ein erster Schritt. Kornelsen stimmt zu: „Die Idee ist ein entscheidender Faktor. Ebenso wichtig sind jedoch der Mehrwert für die Hörergemeinschaft und das Format. Die Integration eines Promis kann zudem noch einen Schub geben.“ Dass der Mehrwert jedoch nicht zwangsläufig neu erfunden werden muss, erklärt Berger: „Im Printformat hatten wir bereits nutzwertige Themen. Und so konnten wir das Format „How To Hack“ recht einfach auf Audio übertragen.“ Ein großes Netzwerk und damit eine treue Hörerschaft brachte dann zweifelsohne auch Moderatorin Tijen Onaran mit.

„Es ist immer eine Balance“, sagt Kehl. „Man bekommt die Leute mit einer Geschichte und man behält sie wegen einer Stimme.“ Doch ganz ohne Netzwerk ist es schwer, wie auch Kornelsen einräumt: „Wenn du nicht die Reichweite hast – beispielsweise durch einen Verlag im Hintergrund –, dann wird es nicht einfach. Man muss einen Mehrwert liefern.“ „Bei entsprechender Qualität“, wirft Mikutta ein. „Die Klangqualität hat mittlerweile einen großen Stellenwert. „Super interessant“ braucht auch gute Qualität. Und das meint keineswegs steril! Es wird wichtiger, an interessante Orte zu gehen und deren Atmosphäre einzufangen.“ Dass „live“ jedoch kein Garant für Erfolg ist, darüber sind sich die Panelteilnehmer einig.

It’s magic: Unternehmen verjüngen und die Menschen werden netter

Nach dem Live-Podcast „How to fix it” von Business Punk erinnert sich Matthias Streitz, Entwicklungschef beim "Spiegel" an die verlagsinternen Anfänge 2016: „In den ersten Redaktionssitzungen, in denen wir über einen möglichen Podcast vom Spiegel gesprochen haben, haben gar nicht alle verstanden, worum es eigentlich geht. Wir einigten uns irgendwann, dass wir beim Thema 'Radio zum runterladen' in irgendeiner Form dabei sein sollten.“ Seit dem ist einiges passiert. Audio ist ein strategisches Wachstumsfeld mit einem unglaublich lukrativen Tausender-Kontakt-Preis (TKP), das laut Streitz Leser und Leserinnen loyaler machen kann. „Durch Podcasts passiert Magie“, sagt er. „Durch diesen neuen Kanal können sich Unternehmen verjüngen. Das ist so über andere Kanäle und Plattformen nicht möglich.“

Das letzte Wort vor dem Dinner hat dann Varena Junge, Co-Gründerin von Enyway: „Gute Geschichten können Glücksgefühle auslösen. Und dieses passive Glück sei auch jedem gegönnt. Doch danach gilt es, die Ärmel hochzukrempeln. Dann müssen wir auch etwas tun. Wir sind nämlich nicht nur Zuhörer. Wir wollen weiterhin Gestalter bleiben. Und das kann auch etwas ganz kleines sein, wie einem lieben Menschen eine Postkarte zu schicken und so das Glücksgefühl zu teilen.“

Es ist dieses Jetzt-geht’s-los-Gefühl, was den Digital Kindergarten ausmacht, die Ideen im Kopf, die Motivation, Neues auszuprobieren. Jessica Steffenhagen, Geschäftsführerin bei achtung! Experience, verspricht, dass der DK-Charakter durchs ganze Jahr geführt wird. „Es gibt einige Trend-Themen, die wir unter die Lupe nehmen wollen. Mal sehen, was als nächstes kommt.“ Wir dürfen gespannt sein.


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