Branche Deutscher PR-Rat prüft Monsanto-Fall – Agentur als Bauernopfer?

DRPR Logo 2018Jetzt beschäftigt sich auch noch der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) mit dem Fall der Stakeholder-Listen der Bayer-Tochter Monsanto. Ziel ist es, sachlich und zeitnah zu prüfen, ob mit diesen Listen gegen geltende Branchenkodizes in Deutschland verstoßen wurde und dieses öffentlich zu machen. Das klingt nach einer Art brancheninterner Solidarisierung, die auch geboten scheint. Wie schon selbst vom DRPR gefordert und mehrfach im „PR-Journal“ angeklungen ist, ist es an der Zeit der künstlichen Empörungswelle handfeste Fakten entgegenzusetzen.

Selbstverständlich bedient sich ein Unternehmen, dass auch am deutschen Markt agieren will, der üblichen kommunikativen Unterstützung durch Agenturen. Das galt vor allem als es für Monsanto 2017 um die Wiederzulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat in Europa ging. Da gehört auch Stakeholder-Mapping im Rahmen der gesetzlichen Datenschutzvorschriften und der Kodizes der Kommunikationsbranche dazu.

Jetzt – nachdem offensichtlich Auszüge der berühmten Listen in Frankreich der Zeitung „Le Monde“ zugespielt wurden – daraus einen Skandal zu konstruieren, erscheint nach heutigem Erkenntnisstand abenteuerlich. Zum einen, weil jedwede Organisation – unerheblich ob Wirtschaftsverband, Umweltorganisation oder NGO – ebenfalls so operiert. Zum anderen aber auch, weil sich Bayer als Auftraggeber eines solchen branchenüblichen Verfahrens nun von seiner Agentur Fleishman Hillard trennt und eine rechtliche Überprüfung durch eine Anwaltskanzlei veranlasst hat. Das erscheint mindestens fragwürdig wenn nicht gar unredlich und ruft zahlreiche kritische Stimmen auf den Plan.

Glaubt man Bayers Public-Affairs-Chef Matthias Berninger, so soll die Beendigung der Zusammenarbeit in Fragen der Unternehmenskommunikation den Anschein von Kontinuität verhindern. Gleichwohl werden aber Marketingaufträge an die selbe Agentur nicht kassiert. Das ist schwer zu vermitteln. Vieles fühlt sich an, als ginge es darum, ein Bauernopfer zu finden.

Klar, noch liegen nicht alle Fakten auf dem Tisch. Mit der Prüfung will der DRPR daher zu einer sachgerechten Beurteilung beitragen und in diesem wichtigen Feld notwendige Transparenz schaffen. Gut so!