Branche WMP Eurocom steht wegen Mandat für Saudi-Arabien in der Kritik

Inacker Michael Vorst WMP EuroComBei politisch brisanten Beratungsmandaten bevorzugen Lobbyisten und PR-Consultants das Arbeiten in der Stille – abseits der großen Schlagzeilen. Für die Berliner PR-Agentur WMP Eurocom ging das am Wochenende kräftig schief. Wohl keiner der Protagonisten um WMP-Chef Michael Inacker (Foto) dürfte sich über die Schlagzeilen in der „Bild am Sonntag“ (BamS, paid) vom 25. November 2018 gefreut haben. Demnach berappt Saudi Arabien monatlich eine sechsstellige Summe an WMP Eurocom, damit die Agentur das Image des Golfstaats in Deutschland aufpoliert. Ob die Ermordung des saudischen Journalisten Khashoggi nun die Sachlage verändert, wollte „BamS“ wissen? Inacker verneinte zunächst.

Nach verschiedenen Medienberichten am 26. November – unter anderem im „Tagesspiegel“ und der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ – haben nach dem Mord an Jamal Khashoggi in den USA mehrere PR-Firmen ihre Verträge mit Saudi-Arabien gekündigt, andere dagegen hätten an der Zusammenarbeit festgehalten. So auch zunächst WMP Eurocom. Inacker erklärte gegenüber der „BamS“, die Ermordung Khashoggis sei ein Verbrechen, das aufgeklärt werden müsse. WMP arbeite aber weiter für das saudische Königshaus. Doch dann hat sich bei Inacker wohl ein Sinneswandel eingestellt. Gegenüber „Meedia.de“ sagte er im Interview mit Georg Altrogge, das am 26. November um 5:40 Uhr veröffentlicht wurde: „Wir werden das Mandat mit sofortiger Wirkung beenden.“

Noch bis Sonntag, 25. November 2018, schien es so, als sei das Mandat zu lukrativ, um es nach dem Mord an Khashoggi auszusetzen oder gar aufzugeben. So war es den Saudis seit 2017 monatlich einen sechsstelligen Eurobetrag wert, allein in Deutschland durch WMP Eurocom, Regierungs- und Medienkontakte zu generieren und für die eigene Imagepflege zu nutzen. „Bild am Sonntag“ zitierte aus einem Strategiepapier von WMP, das wohl an die saudischen Kunden adressiert war und die hohe Qualität der Regierungskontakte der Agentur unterstrich. „WMP bietet Zugang zum Kanzleramt, dem außen- und sicherheitspolitischen Berater und dem leitenden Wirtschaftsberater sowie zu den Bildungs- und Kultusministerien der 16 Bundesländer.“ Der „BamS“ gegenüber bestätigte das Kanzleramt, es habe „seit 2016 gelegentlich Treffen zwischen Vertretern des Bundeskanzleramts und Personen gegeben, die auch für WMP arbeiten“.

„Was heißt Mittler und Türöffner?“

Inacker dazu bei „Meedia.de“: „Wir weisen auch den Vorwurf, dass man mit Hilfe der WMP Meinung kaufen kann, als üble Unterstellung zurück. Wir öffnen – nicht nur im Falle Saudi-Arabiens – Türen zu Personen und Institutionen. Was heißt Mittler und Türöffner? Dabei ging es um Akkreditierungen, Kontakte zu Regierungsstellen sowie Kontakte in die saudische Zivilgesellschaft. Was Journalisten dann daraus machen, bleibt komplett ihnen überlassen. Was entscheidend ist: Keiner der betroffenen Journalisten oder Medien stellt die Behauptung auf, von uns manipuliert oder bedrängt worden zu sein.“

Dennoch ist es WMP wohl gelungen, im Sinne des Auftraggebers Saudi-Arabien seinen Job „gut“ zu machen, denn im Mai dieses Jahres habe es über die Kontakte ins Bundeskanzleramt hinaus auf Vermittlung von WMP-Chef Michael Inacker ein Gespräch zwischen dem Chef des Bundespräsidialamts, Stephan Steinlein, und einem saudischen Berater gegeben. Und die Kontakte sollten wohl auch künftig weiter ausgebaut werden. Erst im Oktober 2018 wurde bekannt, dass sich WMP Eurocom von November 2018 an die Dienste von Dieter Haller gesichert hat. Haller war bis Juli dieses Jahres deutscher Botschafter in Saudi-Arabien.

Moralische Einwände?

Gute Vernetzung sagen die einen – Verflechtung, Filz und skandalöse Intransparenz sagen die anderen. Moralische Einwände? Die klingen möglicherweise an, werden aber mit Hinweis auf lukrative Mandate vom Tisch gewischt. Wie schrieb die „FAZ“ am 25.11.2018 zu einem Zeitpunkt als noch nicht klar war, dass WMP das Mandat beendet: „Khashoggi hin oder her – eine Berliner PR-Agentur macht einfach weiter Werbung für Saudi-Arabien. Auch der ehemalige deutsche Botschafter in Saudi-Arabien arbeitet für die Agentur. Was genau er dort tut, bleibt unklar.“

Merz warb für WMP EuroCom

War es das schon? Nicht ganz. Eine Prise Merz kommt noch hinzu. Bis zum Wochenende 24./25. November 2018 warb der Kandidat um den CDU-Parteivorsitz, Friedrich Merz, mit diesem Zitat auf der Agentur-Website: „Ich kenne die WMP EuroCom AG seit vielen Jahren. Das Unternehmen arbeitet erfolgsorientiert und sehr kompetent. Viele Unternehmen haben dies erkannt und vertrauen daher der WMP EuroCom AG.“ Nach der „BamS“-Anfrage wurde das Zitat von der WMP-Website gelöscht. Auf Anfrage der „FAZ“ erklärte Merz dann, er kenne „WMP noch aus Zeiten des von mir hochgeschätzten Hans Dietrich Genscher, der dort viele Jahre Aufsichtsratsvorsitzender war.“ Er habe aber „keinerlei Kontakte nach Saudi-Arabien“.