Branche Tim Wiese, Frank Behrendt, The Walking Dead: Fünf Influencer-Cases von PR-Agenturen
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- von Volker Thoms, Berlin
Marken und Unternehmen setzen seit Jahrzehnten Testimonials und Prominente ein, um ihr Image zu verstärken und ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Influencer sind kein neues Phänomen der PR-Welt. Ihre Kanäle sind neu. Ihre Bekanntheit beschränkt sich meist auf eine Szene und auf jüngere Zielgruppen. Cases von fischerAppelt, Karkalis Communications, Schröder & Schömbs, achtung! und Serviceplan zeigen, wie Agenturen Influencer für Marken einsetzen.
fischerAppelt: Coke Summer Night
Für seine Summer Edition 2017 ergänzte Coca-Cola auf Dosen und Flaschen 50 Urlaubsziele. fischerAppelt hatte die Aufgabe, rund um die Aktion eine Kampagne umzusetzen, die jüngere Zielgruppen anspricht. Coca-Cola hat Schwierigkeiten, von jungen Menschen noch als „cool“ wahrgenommen zu werden.
Teil eins: Konsumenten zur Teilnahme an einem Gewinnspiel zu motivieren. Ein individueller Code auf Flaschen und Dosen konnte für die Gewinner mit einer Reise zu einer von 50 Urlaubsdestinationen enden. Wie das Interesse an dem Gewinnspiel hochhalten? Dafür schickten fischerAppelt und Coca-Cola fünf Influencer aus Lifestyle, Fashion und Musik rund um den Globus. Von ihren Urlaubseindrücken berichteten sie unter anderem auf Instagram. Das Ziel: ein Ich-will-da-auch-hin-Verlangen in der Social Community.
Teil zwei: Die fünf Key-Influencer wählten aus ihrer Community 18 Micro-Influencer aus, die wiederum auf die „Coke Summer Night“ während der Fashion-Week in der Berliner Pool-Location „Haubentaucher“ hinwiesen und für das Event Tickets verlosten. Am Ende erlebten 550 hippe Influencer das Karibik-Flair in Friedrichshain und alle teilten brav online. Mehr als zwei Millionen Menschen hätten sich fischerAppelt zufolge die Coca-Cola-Stories auf Instagram angesehen; 12,2 Millionen Fans seien erreicht worden.
Karkalis Communications: Duell der Maschinen
McCulloch produziert unter anderem Kettensägen, Heckenscheren und Rasentraktoren. Karkalis Communications sollte die Marke in Deutschland bekannter machen. Online-Buzz, Medien-Berichterstattung und ein bildreiches Event bildeten die Kernelemente der Kampagne.
Die Düsseldorfer Agentur bediente sich der Glaubwürdigkeit und Reichweite des Auto-Tuner-Influencers Jean Pierre "JP" Kraemer – bekannt durch die TV-Sendung „Die PS-Profis – Mehr Power aus dem Pott“. Kraemers YouTube-Kanal „JP Performance“ abonnieren rund 1,3 Millionen Motorenbegeisterte. Mehr als 820.000 Fans folgen ihm auf Facebook. Als Promi für die klassischen Medien holte Karkalis Tim Wiese an Bord, muskelbepackter Ex-Nationaltorwart, der als „The Machine“ einen Wrestling-Versuch startete.
Am 1. April kündigt „JP“ auf YouTube ein Rasentraktor-Tuning an und präsentierte einen aufgepimpten McCulloch-Traktor. Ein Aprilscherz? Auf Facebook machte sich Tim Wiese über den frisierten Rasentraktor lustig. Belohnung: der erhoffte Shitstorm. McCulloch lädt nun zum Battle „Machine“ gegen Maschine und wenig später mäht, senst und sägt Tim Wiese in Bergisch-Gladbach vor Journalisten und Zuschauern gegen die von Kraemer bedienten Geräte des Herstellers – perfekte Bilder für soziale Netzwerke. Karkalis spricht von mehr als 115 Millionen Earned-Media-Kontakten inklusive „Bild“-Titelseite sowie mehr als 20 Millionen Social-Media-Kontakten.
achtung!: Apocalypse Live mit The Walking Dead
Zur Promotion des Deutschlandstarts der sechsten und siebten Staffel von „The Walking Dead“ auf „RTL II“ und „FOX“ kreierte achtung! ein interaktives Facebook Live Game – das „weltweit erste“, wie die Agentur aus Hamburg mitteilt.
Die beiden YouTube-Stars und Influencer „Jarow“ und „Kurono“ verfügen zusammen über mehr als zwei Millionen Fans – hauptsächlich aus dem Mystery-Umfeld. Die beiden wurden auf einem alten Industriegelände in einer The-Walking-Dead-typischen Landschaft ausgesetzt und dort von Zombies attackiert. In Echtzeit bestimmen die User die Handlungen der Influencer über die Facebook Reaction Buttons: „Trennt euch!“ Fans der Serie wurden zu Statisten, Reportern und Multiplikatoren in den sozialen Netzwerken.
Besonderer Coup: Ein inszenierter Stromausfall, als ein Zombie das Kabel durchbeißt und die Community im Unklaren bleibt, ob und wie es weitergeht. Die Reichweite verzehnfacht sich. Das Ergebnis: etwa zwei Millionen Live Views, 100.000 Interaktionen, 100 Millionen Gesamtreichweite und Awards wie zwei ADC Nägel in Bronze.
Serviceplan PR & Content: Ausgefallene Anzüge
Opposuits stellt schrille Anzüge in grellen Farben her. Die Stücke erinnern an Karneval und Mottopartys. Herausforderung für Serviceplan PR & Content: Die niederländische Marke ist in Deutschland kaum bekannt. Das sollte sich zum Weihnachtsgeschäft ändern.
Die Strategie des Low-Budget-Projekts: Celebrities, Stylisten und Micro-Influencer einzubinden, die die Anzugmodelle auf ihren Social-Media-Kanälen präsentieren. Der Sänger und Dschungelkönig Ross Antony (Foto links) war einer der Prominenten; Frank Behrendt, Senior Advisor bei Serviceplan, „stern.de“-Kolumnist und Buchautor, fungierte als Micro-Influencer. Er trug unter anderem einen „Star-Wars“-Anzug von Opposuits auf einem Event und umarmte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries – geteilt auf Twitter. Antony trat in einem Weihnachtsdeko-Anzug bei „Carmen Nebel“ auf. Vorher ließ er seine Social-Media-Fans an der Auswahl seines Outfits teilhaben.
28 Millionen Kontakte, mehr als 80 Clippings sowie rund 2,5 Millionen Influencer-Kontakte habe es Serviceplan PR & Content zufolge am Ende gegeben. Zusätzlich 9,4 Millionen TV-Kontakte.
Schröder & Schömbs: Revival des Schnellkochtopfs
Die Berliner Agentur Schröder & Schömbs sollte die Schnellkochtöpfe der Traditionsmarke Fissler wieder stärker ins Bewusstsein von Kochfreunden rücken.
Insbesondere die Foodie-Szene ist neben Fashion eine der Branchen mit einer besonders hohen Influencer-Affinität. Deshalb spannte Schröder & Schömbs zwei Food-Influencer in seine Kampagne ein: Mel Buml und Jens Glatz. Sie haben zwar keine eigene TV-Show, genießen dafür bei Blog-Followern und bei YouTube ein hohes Ansehen. Beide fingen an, mit Schnellkochtöpfen zu kochen und teilten die Events in ihren Blogs, bei Workshops mit anderen Lifestyle- und Food-Bloggern sowie beim Showkochen auf der Konsumgütermesse „Ambiente“. Berichtet worden sei unter anderem in „Zeit“, „Spiegel“ und „Computer Bild“. Der Case ist von 2015, bevor der ganz große Influencer-Hype einsetzte.
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