Branche Wenig Content: Pitchblog kommt nach Relaunch nicht in Fahrt

Anfang November 2017 hatte das „PR-Journal“ über den Relaunch des Pitchblogs berichtet. Die Webseite wurde nach einem Hackerangriff neu aufgesetzt. Auch konzeptionell sollte sich einiges ändern: Mehr redaktioneller Content, eine höhere Zahl vorbildlicher Pitches, mehr Foul-Pitches und dazu ein Editor’s Blog mit Experten, die über ihre Ausschreibungserfahrungen berichten. Statt inhaltlich durchzustarten befindet sich der Pitchblog im Winterschlaf.

Im vergangenen Vierteljahr wurde lediglich ein Foul-Pitch veröffentlicht, der die Suche nach einer Werbeagentur bei der Polizei Mittelfranken zum Thema hatte. Die Einreichung erfolgte durch eine Agentur aus dem Gesamtverband Kommunikationsagenturen GWA. Nach Begutachtung durch die Berliner Kanzlei Irle Moser veröffentlichte der Medienanwalt und Pitchblog-Chefredakteur Ben Irle Mitte Dezember den Case.

Hebes Thorsten Serviceplan PR u Content GPRAThorsten Hebes (Foto), Managing Partner bei Serviceplan Public Relations & Content und im Präsidium der Gesellschaft der PR- und Kommunikationsagenturen (GPRA) für die Pitchblog zuständig, ist die Inaktivität auf der Seite natürlich nicht entgangen: „In der Tat wurden seit dem Relaunch des Pitchblogs vor drei Monaten weniger Cases eingereicht. Und nur einer hat es durch die Prüfung der GPRA, der GWA und des Chefredakteurs Ben M. Irle in den Pitchblog geschafft.“

Er sieht das Problem vor allem in der zu geringen Bekanntheit des Pitchblogs bei den Agenturen: „Unsere Einschätzung ist, dass wir als Verbände das Thema ‚Pitchblog‘ wieder stärker in die Agenturen kommunizieren müssen.“ Die GPRA ist Initiator des Pitchblogs. Der GWA seit kurzem Partner.

Fehlende Aktivität der Agenturen

Agenturprofis klagen regelmäßig, dass ein Auftrag bereits vor Start eines Pitches vergeben zu sein scheint oder die Ausschreibungsunterlagen unklar seien. Ein unrealistisches Timing oder fehlendes Pitchhonorar sind weitere Ärgernisse – genauso wie Ideenklau im Nachklang. Der Pitchblog gleicht einer Zertifizierung. Mit Prüfung durch die mit Ausschreibungen vertraute Berliner Anwaltskanzlei Irle Moser entsteht ein objektives Urteil, so dass die veröffentlichten Fälle nachvollziehbare Kriterien aufweisen, nicht korrekt abgelaufen zu sein. Nicht jede Einreichung schafft es deshalb zur Veröffentlichung.

Thorsten Hebes will verbandsintern nun stärker die Werbetrommel für den Pitchblog rühren. Eine Nachfrage der Branche sieht er weiterhin – besonders mit Blick auf europäische Ausschreibungen: „Gespräche innerhalb der Verbände bestärken unseren Eindruck, dass der Pitchblog ein wichtiger Impulsgeber werden kann, um das international kritisch beurteilte Feld der EU-Ausschreibungen tiefer auszuleuchten.“

Bei Ausschreibungen der EU-Kommission ist der Pitch-Aufwand für die Agenturen tatsächlich besonders groß. Teilweise sitzen bis zu 20 Mitarbeiter an der Zusammenstellung der Unterlagen und Konzeptteile. Entsprechend klein ist der Pool an Agenturen, die es sich regelmäßig leisten können hier mitzumischen. Media Consulta, Scholz & Friends, Mostra und Tipik sind einige der Agenturen, die dazu in der Lage sind.

Agenturen verschenken Eigen-PR-Potenzial

Überraschend ist, dass die Agenturen das Eigen-PR-Potenzial des Pitchblogs nicht erkennen oder es zumindest nicht nutzen. Der so genannte Editor’s Blog, in dem Gastautoren sich zu Pitches äußern können, würde neben den üblichen Branchenmedien eine perfekte Plattform bieten. Hebes kündigt an, dass die Taktzahl neuer Editor’s Blogs erhöht werde; einiges sei in Planung.

Pitchblog Twitter 2018Vielleicht ist die Agenturzurückhaltung darin begründet, dass die Promotion des Pitchblogs über die sozialen Netzwerke weiterhin Nachholbedarf aufweist. Seit November ist die Zahl der Twitter-Follower lediglich von 31 auf 39 gestiegen. Der Foul-Pitch des Polizeipräsidiums Mittelfranken wurde gar nicht getweetet. Hier soll Hebes zufolge ebenfalls bald etwas passieren: „Twitter ist ein Medium, das eines konstanten Nachrichtendrucks bedarf. Den gilt es in diesem Themenbereich aufzubauen. Der Twitter-Reporter ist geplant – und wird kommen.“

Die GWA wollte sich zum Pitchblog nicht äußern und verwies auf die Antworten von Thorsten Hebes.

Update: Aufgrund eines erneuten Hacks ist der Pitchblog aktuell wieder offline.