Branche Nicht-Meldung als Nachricht: Agentur Butter wird Bundestagswahlkampf der SPD nicht managen
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- von Volker Thoms, Berlin
Das „PR-Journal“ hatte Anfang September dieses Jahres mal im Willy-Brandt-Haus nachgefragt, ob denn bereits klar sei, welche Agentur die SPD bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr unterstützen werde. „Wir informieren Sie, sobald eine Entscheidung getroffen wurde“, hieß es aus der Pressestelle. Rund zehn Monate vor der Wahl scheint die Entscheidung immer noch nicht gefällt zu sein. Immerhin weiß man jetzt, wer der Agenturpartner nicht sein wird: Butter mit Geschäftsführer Frank Stauss (Foto). Das berichten übereinstimmend „Spiegel Online“ und „sueddeutsche.de“ .
Während die Bekanntgabe einer Leadagentur allgemein eine für Parteien positive Nachricht darstellt, hat die SPD es geschafft, mit dem Durchsickern dieser Nicht-Meldung eine Steilvorlage hinzulegen, die Medien nun genüsslich versenken, indem sie den Finger in die Wunde diverser Schwachstellen der Partei und eines möglichen Kanzlerkandidaten Sigmar Gabriel legen. Frank Stauss war in den vergangenen 20 Jahres so etwas wie der Haus-und-Hof-Werber der Sozialdemokraten. Der 51-Jährige hatte zuletzt die SPD-Kampagne für die Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin recht kreativ umgesetzt, was nichts daran änderte, dass der Regierende Bürgermeister Michael Müller ein mit 21,6 Prozent überaus mäßiges Ergebnis einfuhr. Das „PR-Journal“ berichtete.
Anfang des Jahres hatte Stauss mit seiner Kampagne den Überraschungssieg von Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz mit ermöglicht. Auch frühere Bundestagswahlkämpfe der SPD haben Stauss und Butter geleitet, wenngleich 2013 die Agenturföderation Super J+K, an der unter anderem Johanssen + Kretschmer aus Berlin maßgeblich beteiligt ist, den Wahlkampflead innehatte. Ein Abonnement auf den Auftrag hatte Stauss also auch nicht. Medienberichten zufolge ist Butter zumindest bereits als Agenturpartner der SPD für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai kommenden Jahres gesetzt. Hauptstandort von Butter ist passenderweise Düsseldorf.
Gründe für Absage bleiben offen
Warum lässt sich aber ein nach eigener Aussage enthusiastischer Wahlkämpfer wie Stauss einen lukrativen und prestigeträchtigen Job wie diesen entgehen? Dass er freiwillig verzichtet, legen die Informationen von „Spiegel Online“ und „sueddeutsche.de“ zumindest nahe: Angeblich habe es einen Brief von Stauss an Sigmar Gabriel gegeben, in dem er seine Absage kundgetan habe, was voraussetzt, dass Stauss vorher zumindest gefragt wurde, ob er den Job übernehme. Zu sehr Himmelfahrtskommando?
Da es weder eine offizielle Stellungnahme von SPD – die Absage eines Dienstleisters zur Zusammenarbeit zu kommentieren, wäre auch eher ungewöhnlich – noch von Butter und Stauss gibt, lauten die Spekulationen der Medien in etwa folgendermaßen: Inhaltliche Unstimmigkeiten würde es zwischen Gabriel und Stauss geben, der Zeitraum bis zur Wahl sei Stauss für eine erfolgsversprechende Kampagne zu kurz gewesen und auch die Struktur eines möglichen Wahlkampfteams habe ihm nicht gepasst. Ob dem erfahrenen Werber auch die Aussichten abschreckten, eine Wahlkampagne für eine Partei umsetzen zu müssen, deren Umfragewerte aktuell um die 20 bis 23 Prozent schwanken und bei der die Spitzenkandidatenfrage offiziell noch nicht einmal ansatzweise geklärt ist, wird zwar angedeutet, bleibt aber offen. Allgemein eilt Stauss der Ruf voraus, bei schwierigen Projekten erst recht zu Wahlkampfhochform aufzulaufen.
Andere Parteien waren mit der Agenturentscheidung für die Bundestagswahl im Übrigen deutlich schneller: Bündnis 90/Die Grünen arbeitet mit ZBA („Ziemlich Beste Antworten“) zusammen. Hierbei handelt es sich um eine Agentur, die extra für die Wahlkampagne gegründet wurde. Die Linke geht mit DiG/Trialon ins Rennen um die Wählergunst und die FDP hat sich für Heimat Berlin entschieden.
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