Diese Zahl lässt aufhorchen: Laut Zahlen des US-amerikanischen Arbeitsministeriums kommen in den USA auf einen Journalisten sage und schreibe 4,6 PR-Leute. Vor knapp zehn Jahren war das Verhältnis noch „nur“ 1:2. Damals sollen nach einer Veröffentlichung im „PR-Journal“ in den USA 100.000 Journalisten rund 200.000 PR-Leuten gegenübergestanden haben. In Kanada ist das Wachstum ähnlich rasant vonstattengegangen. Laut eines Artikels vom 15. April in der Online-Ausgabe des britischen „Guardian“ stand das Verhältnis von PR-Leuten zu Journalisten 1991 bei rund 2:1, im Jahr 2011 sollen es bereits 4,1 PR-Schaffende gewesen sein, die auf einen Journalisten kamen.
Da kann Deutschland nicht mithalten: Vagen Angaben in Wikipedia zufolge, betrug das Verhältnis im Jahr 2007 vermutlich knapp 1:1. Demnach versorgten seinerzeit mit steigender Tendenz „immer mehr (40.000 bis 50.000) PR-Mitarbeiter rund 48.000 hauptberufliche Journalisten in Deutschland“. Wie ungenau diese Zahlen sind, zeigt auch, dass der „Spiegel“ im Jahr 2006 unter Berufung auf eine Schätzung des Leipziger Medienwissenschaftler Michael Haller, von 15.000 bis 18.000 PR-Leuten ausging, die 30.000 Politik- und Wirtschaftsjournalisten gegenüberstanden.

Unabhängig von schwer zu ermittelnden konkreten Zahlen, scheint das Übergewicht von PR-Mitarbeitern gegenüber Journalisten in Nordamerika besonders eklatant zu sein. In Europa klafft die Schere noch nicht ganz so weit auseinander. Der Veröffentlichung im „Guardian“ zufolge gibt es in Großbritannien 62.000 Angehörige der PR-Branche – die Zahl stammt aus dem Jahr 2013, die 40.000 Journalisten gegenüberstehen (Zahl aus 2010). Inwieweit die Zahlen in Deutschland inzwischen zugunsten der PR-Branche gekippt sind, darüber kann nur spekuliert werden.

Missverhältnis ist schädlich für die PR
Doch eines wird klar, jedes Missverhältnis und jede Kräfteverschiebung zu Ungunsten der Medien ist auch für die PR-Branche auf die Dauer schädlich. Die Besorgnis darüber, wie unabhängig Redakteure noch sind, wie groß der Einfluss der Unternehmen auf die Berichterstattung heute schon über PR ist, haben wir im „PR-Journal“ erst im Dezember 2013 thematisiert. Zum einen haben wir auf einen Beitrag von Frank Patalong auf „Spiegel-online.de“ verwiesen, der sich damit auseinandergesetzt hatte, wie Themen-Trends durch PR gesteuert werden. Zum anderen haben wir mit Florian Hohenauer von Hotwire PR aus München einen PR-Vertreter zu Wort kommen lassen, der die Einhaltung bestimmter Regeln fordert.
Angesichts der oben genannten Zahlen hat das Thema der sich verstärkenden Einflussnahme von PR auf den Journalismus nichts von seiner Aktualität eingebüßt.


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