GWA-Präsidentin Larissa Pohl präsentierte die Ergebnisse des GWA-Frühjahrmonitors bei einer Online-Pressekonferenz.

Kaum liegen die Zahlen für den diesjährigen GWA-Frühjahrsmonitor vor, scheinen sie auch schon wieder überholt zu sein. Nach einem guten Jahr 2021 mit einem Umsatzplus von durchschnittlich acht Prozent für die GWA-Agenturen, scheinen die Erwartungen von knapp zwei Drittel der befragten Agenturen auch 2022 eine Umsatzsteigerung zu erzielen, gewagt. Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des GWA-Frühjahrsmonitor räumten sowohl GWA-Präsidentin Larissa Pohl als auch Geschäftsführer Ralf Nöcker ein, dass die Erwartungen vieler Agenturen möglicherweise zu sehr durch Wunschdenken geprägt gewesen seien. Der von Russland ausgelöste Angriffskrieg in der Ukraine werde möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung haben.

Wie in den Vorjahren auch wurden die GWA-Mitgliedsagenturen im Zeitraum Februar, genau vom 1. Februar bis zum 2. März, zu den Vorjahreszahlen und den Erwartungen für das laufende Jahr befragt. Durch den Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar und die seither immer stärker wahrnehmbaren internationalen Folgen, dürften sich bei den Geschäftserwartungen für 2022 deutlich andere Zahlen ergeben, wenn die Befragung zu einem späteren Zeitpunkt nochmals wiederholt würde.

Das unterstrichen auch Larissa Pohl und Ralf Nöcker. Auf Nachfrage erklärte die GWA-Präsidentin, sie befürchte für die Agenturbranche durch die Kriegsfolgen durchaus größere Schwierigkeiten als sie durch die Corona-Pandemie entstanden seien. Insbesondere kleinere Agenturen könnten in Schwierigkeiten geraten, befürchtete Pohl. Nöcker versprach, die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr bei den GWA-Mitgliedsagenturen zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr erneut abzufragen.

Positiver Rückblick auf 2021

Der Rückblick auf das Geschäftsjahr 2021 fiel erwartungsgemäß positiv aus. Nach rückläufigen Umsätzen im ersten Pandemiejahr 2020 zeigten sich bei der Geschäftsentwicklung 2021 deutliche Nachholeffekte: Die GWA-Agenturen realisierten ein Umsatzplus von acht Prozent. Zuwächse wurden von knapp 68 Prozent der Agenturen realisiert, während 28 Prozent der Befragten auch 2021 rückläufige Umsätze verzeichneten. 46 Prozent der Agenturen hatten mehr feste und fast 40 Prozent mehr freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als im Vorjahr. Auch die Renditen entwickelten sich stabil und lagen mit 10,1 Prozent so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Für das Jahr 2022 wurden sogar 10,6 Prozent Umsatzrendite erwartet. Wie angedeutet, führte die GWA-Präsidentin dieses sehr optimistische Ergebnis darauf zurück, dass die Kriegsfolgen zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht so deutlich zu spüren waren und sich wohl auch die Wenigsten vorstellen wollten, wie ernst die Lage wirklich werden würde.

Personalmangel als Wachstumshemmnis

Unabhängig von den Folgen der Corona-Pandemie und den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine förderten die Ergebnisse des Frühjahrmonitor erneut zutage, dass die Personalknappheit für 80 Prozent der Agenturen aktuell das größte Wachstumshemmnis darstelle. Das führte zu teilweise enormen Umsatzausfällen – der GWA sprach in Einzelfällen von bis zu einer Million Euro – und auch zur Absage von Pitches und Neugeschäftsanfragen. Soweit die Umfrageergebnisse. GWA-Präsidentin Pohl hat hier aber auch noch eine eigene Sicht auf die Dinge. Sie unterstellte bei Pitchabsagen in manchen Fällen auch, dass die Personalknappheit eher eine Ausrede sei.

GWA FM 2022 Massnahmen Personalgewinnung Klein

Grafik: Um der Personalknappheit zu begegnen, planen die Agenturen diese Maßnahmen. Beim Recruiting setzt fast die Hälfte der Befragten auf Hochschulmarketing und Fachkräfte aus anderen Branchen. (Grafik: GWA 2022)

Wie schon zu Jahresbeginn angekündigt, will der GWA aber alleine und in Kooperation mit anderen Branchenverbänden eine ganze Reihe von Maßnahmen anstoßen, um die Arbeitgebermarke „Agentur“ attraktiver zu machen. Zudem müssten auch die Agenturen selbst mehr für die Personalentwicklung investieren. So haben nur knapp ein Viertel der Agenturen eigens ein Budget für Personalentwicklung und Weiterbildung eingestellt. Und nur 40 Prozent der Agenturen verfügen über ein institutionalisiertes Personalentwicklungsprogramm.

GWA FM 2022 Massnahmen Personal halten klein

Grafik:Um Beschäftigte zu halten, bieten Agenturen mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten und Weiterbildung. (Grafik: GWA 2022)

Gewinnung und Halten von Fachkräften hat Priorität

Der GWA will seine Mitgliedsagenturen dafür gewinnen, verstärkt in Personal und Weiterbildung zu investieren und auf eine Intensivierung des Hochschulmarketings zu setzen. GWA-Präsidentin Pohl sagte: „Die Gewinnung und das Halten von Fachkräften hat mittlerweile fast überall Priorität. Einige Agenturen gehen neue, interessante Wege. Dennoch muss bei diesem Thema noch ganzheitlicher gedacht werden. So zeigen unsere Zahlen, dass beispielsweise 60 Prozent der Agenturen keine institutionalisierte Personalentwicklung haben. Aber junge Talente erwarten diese heute und sie wird in vielen anderen Branchen geboten.“


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