Agenturen „Erbarmungslose Marktbereinigung in der PR“ oder gewinnen „die besten Distributoren des Contents“?

Kohrs Uwe A GPRA PraesidentDie Argumente des Präsidenten der Gesellschaft Public Relations Agenturen (GPRA) Uwe A. Kohrs (Foto) hätten aus Sicht vieler Kommunikationsexperten fundierter sein können. Eines hat seine Initiative auf jeden Fall erreicht. Die PR ist im Gespräch in der Kommunikationsbranche. Erst erhielt Kohrs steifen Gegenwind. Jetzt wechseln die Windrichtungen etwas. Am 20. März legte Frank Zimmer, Redaktionsleiter Online von W&V, noch einmal in der Kritik an Kohrs nach. Klaus Weise, Geschäftsführer von Serviceplan PR, brachte am 23. März weitere Gesichtspunkte ins Spiel. Beide Stellungnahmen treiben die Diskussion voran.

PR von vorgestern: selbstzufrieden, anmaßend und ahnungslos

Zimmer titelte „Drehen Sie sich ruhig noch mal um, Herr Kassaei, hier droht keine Gefahr". Kohrs würde das Bild einer „PR von vorgestern" zeichnen, die „selbstzufrieden, anmaßend und ahnungslos" sei. Content Marketing sei keine Medienarbeit, es ginge nicht darum, Redakteure von Stories zu begeistern, sondern die „Leser, Zuschauer, Hörer, Facebook-Nutzer..." Zimmer prognostizierte den PR-Agenturen eine „erbarmungslose Marktbereinigung". Thema der nahen Zukunft sei nicht der Kampf zwischen Kommunikationsgewerken, sondern der Untergang „einfallsloser" Agenturen.

PR liefert traditionell relevanten Content

Weise hingegen gab Kohrs Rückendeckung. Ihn interessiert wenig, ob PR oder Werbung besser aufgestellt seien, um Content Marketing-Budgets zu gewinnen. Das sei ein Henne-Ei-Dilemma. Er geht von dem bisherigen Kerngeschäft von Werbung und PR aus und hier habe sich PR „schon immer über den Nachrichtenwert definiert". Sie sei „traditionell dazu verdammt relevanten Content zu liefern". Weise meint, dass weder in der PR noch in der Werbung eine Agentur so organisiert sei, dass sie effizient im größeren Stil Content produzieren könne. In der Distribution des Contents sieht er die entscheidende Stärke oder Schwäche von Agenturen. Und er betont die Relevanz des Nutzens für den Kunden, definiert durch KPIs.

„Habe gerade ein paar Silos gesehen" - zur aktuellen Diskussion:

Auslöser war ein Beitrag von Uwe A. Kohrs am 12. März in „Horizont". Kohrs erklärte, dass sich die klassische Werbung auf dem absteigenden Ast befände. Content könne „keiner so gut wie PR-Leute". Dafür erhielt er umgehend Widerspruch aus der Kommunikationsbranche. Jörg C. Müller-Dünow von der Frankfurter Agentur markenzeichen und Sascha Stoltenow von der Frankfurter Agentur Script kritisierten den GPRA-Präsidenten scharf.

Wolf Ingomar Faecks, Präsident des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen GWA, forderte am 18. März, die „inneren Hürden und Silos zu erkennen und zu überwinden". Humorvoll teilte Frank Behrendt, Vorstand von fischerAppelt und stellvertretender Präsident der GPRA, am 19. März per Twitter mit, dass er gerade ein paar Silos gesehen habe – plus passendem Foto. Allerdings twitterte er ebenfalls am 19. März „Welcher ausgeschlafene Kommunikator denkt denn heute noch in Disziplinen?" und am 23. März „Wie Sie (Frank Zimmer) richtig schreiben gibts ja Agenturen die das neue Spiel verstanden haben. Egal ob sie aus #Werbung oder #PR kommen..."

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