Krisenkommunikationsgipfel 2018

Auch die polizeiliche Kommunikation rund um den G20-Gipfel war Thema am 28. Februar (Foto: Polizei Hamburg)

Krisenkommunikation wird zuweilen als Königsdisziplin der Öffentlichkeitsarbeit bezeichnet. Ihr Erfolg hängt ab von funktionalen Managementstrukturen und erprobten wie flexiblen (neudeutsch gern auch „agilen“) Kommunikationsstrategien. Bereits zum 28. Mal hat der Krisennavigator, das Institut für Krisenforschung, nach Hamburg geladen – der Einladung folgten 196 Kommunikatoren aus ganz Deutschland.

Straffes Programm mit allerlei Highlights

Neben Thomas Schalberger, General Manager Public Relations bei Toyota Deutschland, und Christian Sachgau, Head of Emergency and Crisis Management bei T-Systems International, lauschten die Gäste auch Timo Zill, Pressesprecher der Polizei Hamburg, der erklärte, wie während des G20-Gipfels 2017 kritische Zwischenfälle kommuniziert wurden und wie die Polizei lernte, Twitter als Social-Media-Kanal erster Wahl effizient zu nutzen. Durchaus ein großes Learning, zumal Zill auch die Komplexität der Wechselwirkung von Stabslinienorganisationen und Netzwerken darlegte.

„Wir reden nicht mehr von Medien. Wir reden von Netzwerk“, bestätigte auch Markus Röck, Leiter Stabsstelle Kommunikation und Führungsunterstützung der Feuerwehr Frankfurt am Main. Mit einer ordentlichen Portion Humor beschrieb er, wie sein Team die Evakuierung von rund 60.000 Menschen im Zuge einer Bombenentschärfung kommunikativ begleitete – routiniert ließ er sich auch nicht vom Blaulicht irritieren, das das Ende seines halbstündigen Slots anzeigte.

Mit Augenzwinkern nahm Gabriel Glöckler, kurzfristig eingesprungen für Christine Graeff, den Faden auf: „Ich weiß, ich stehe zwischen Ihnen und der Mittagspause.“ Der Principal Adviser Communications bei der Europäischen Zentralbank war jedoch für seinen Vortrag auf keinerlei vorgezogene Rechtfertigung angewiesen. Mit klaren und einfachen Worten machte er deutlich, dass auch die EZB „einfach nur verstanden werden möchte“ – und dazu beispielsweise auf Formate wie „Die Sendung mit der Maus“ zurückgreift. Ein trockenes Thema, sehr anschaulich dargestellt.

Schlag auf Schlag ging es weiter. Marcel Schweitzer, Pressesprecher der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, erläuterte, dass es ab und an notwendig sei, zu sprechen ohne etwas zu sagen. Martin Frommhold, Leiter Unternehmenskommunikation und Pressesprecher bei Otto, gewährte Einblicke in die Transformationsprozesse des Konzerns. Gemeinsam mit Johannes Dumrese, Leiter Presse- und Informationszentrum und Sprecher des Inspekteurs der Marine in Rostock, segelten die Teilnehmer durch unbekannte Untiefen der Krisenkommunikation.

Begeisterte Teilnehmer, zufriedene Veranstalter

Die vorgestellten Fälle der 14 Referenten wurden in den Pausen lebhaft weiter diskutiert. Besonders beeindruckend fanden viele, wie proaktiv öffentliche Behörden wie Polizei oder Feuerwehr vor „planbaren“ Krisen ihre Kommunikationsteams verstärken – egal ob es sich um anderthalb Jahre Vorlauf handelt, wie beim G20-Gipfel, oder 28 Stunden, wie bei der Frankfurter Bombenentschärfung. Insbesondere auch mit Blick auf die Social-Media-Kommunikationskanäle – hier könnten sich etliche Unternehmen noch etwas abschauen.

Auch Tagungsleiter Frank Roselieb zeigte sich zufrieden mit seinem Event: „Das Interesse an Krisenkommunikationsthemen versiegt auch in wirtschaftlich guten und stabilen Zeiten nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich erlebe immer mehr Transparenz vonseiten der Unternehmenssprecher. Gute Krisenkommunikation gehört mittlerweile zur Reputation.“  


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