Studien Sprich Klartext! 5 Learnings von mehr als 4 CEOs

Führen heißt klar sprechen. Verständlichkeit ist also kein Nebenschauplatz, sondern Teil unternehmerischer Verantwortung, sollte man meinen. Die aktuelle Studie der Universität Hohenheim zur Sprache der DAX-40-CEOs zeigt: Manche nutzen diese Bühne gezielt. Andere lassen das kommunikative Potenzial liegen. Wir zeigen vier Beispiele und fünf Learnings – für alle, die Klartext sprechen wollen.

Verständlichkeit in der CEO-Kommunikation ist nicht nur eine Frage der Rhetorik. (Foto: Rhys Kentish)

1. Timotheus Höttges (Telekom)

Mit 20 von 20 Punkten führt Timotheus Höttges das Ranking zum wiederholten Mal an. Seine Rede ist präzise, klar gegliedert und verständlich, ohne flach zu wirken. Höttges nutzt kurze Sätze, spricht aktiv, vermeidet Fachjargon und erklärt komplexe Zusammenhänge nachvollziehbar.

Was Kommunikationsprofis mitnehmen können:

Verständlichkeit beginnt mit der Haltung. Wer auf Augenhöhe kommuniziert, nimmt auch Menschen außerhalb der eigenen Blase mit, also Mitarbeitende, Medien, Öffentlichkeit. 

2. Dr. Bernd Montag (Siemens Healthineers)

Montag spricht über Medizintechnologie, d.h. ein hochkomplexes Feld. Trotzdem oder gerade deshalb legt er Wert auf Verständlichkeit. Wenn er „PET“ erwähnt, folgt unmittelbar die Erklärung: ein bildgebendes Verfahren, das Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar macht. Auch andere Fachbegriffe werden eingeordnet.

Was Kommunikationsprofis mitnehmen können:

Es geht nicht darum, Fachbegriffe zu vermeiden, sondern darum, sie zugänglich zu machen. Wer Begrifflichkeiten klug erklärt, steigert nicht nur das Verständnis, sondern auch die Glaubwürdigkeit, denn es zeigt: Da will jemand wirklich verstanden werden und nicht nur beeindrucken.

3. Armin Papperger (Rheinmetall)

Pappergers Rede verzeichnet den größten Sprung im Index: plus 6,1 Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Wo 2024 noch Schachtelsätze dominierten, stehen nun kürzere, strukturierte Aussagen. Der Auftritt wirkt überlegter und klarer.

Was Kommunikationsprofis mitnehmen können:

Verständlichkeit ist kein angeborenes Talent, sondern ein Handwerk, das sich trainieren lässt. Mit guter Vorbereitung, Sparring in der Redaktion und klarer Kommunikationsstrategie. 

4. Oliver Blume (Porsche & VW)

Besonders interessant sind die Auftritte von Oliver Blume: Während er als CEO der Porsche AG mit 16,5 Punkten relativ gut abschneidet, ist seine Rede als CEO von VW mit 12,4 formal unverständlicher. 

Was Kommunikationsprofis mitnehmen können:

Der Kontext wirkt auf die Sprache: Wer Positives berichten kann, spricht oft freier und klarer. Geht es um Krisen, dominieren  Passivkonstruktionen und Schachtelsätze. Das mag unbewusst passieren, ist aber riskant. Gerade schwierige Botschaften brauchen Verständlichkeit.

Eine Frage noch: Wo bleiben die Frauen?

Unter den analysierten DAX-40-Reden sind weibliche CEOs weiterhin unterrepräsentiert und rangieren in der Verständlichkeit auf den hinteren Plätzen. Mit Helen Giza (Fresenius Medical Care) und Belén Garijo (Merck) werden lediglich zwei Frauen namentlich erwähnt, beide mit besonders fachlich geprägten Reden.

Das wirft die Frage auf, ob weibliche CEOs bei öffentlichen Auftritten stärker unter Druck stehen, fachlich zu brillieren statt verbindlich zu erklären und ob sie dadurch seltener zu einer zugänglichen Sprache greifen. 

Wahrscheinlich ist Verständlichkeit in der CEO-Kommunikation also nicht nur eine Frage der Rhetorik, sondern auch der strukturellen Rahmenbedingungen und verdient entsprechend ein wenig mehr Aufmerksamkeit in Strategie und Redaktion.

Die komplette Studie finden Interessierte auf der Website der Universität Hohenheim

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