Studien Edelman: Vertrauen in Gesundheitssektor sinkt

Das Vertrauen in die Gesundheitsunternehmen nimmt weltweit ab (seit 2023 um minus fünf Punkte auf 58 Prozentpunkte). In Deutschland hat sich das Vertrauen nicht signifikant verändert. Es vertrauen aber nur 51 Prozent (-2 Prozentpunkte) der Befragten den Gesundheitsunternehmen. Das zeigen die Daten des Edelman Trust Barometer 2024 Special Report: Trust and Health für den 15.000 Menschen in 16 Ländern befragt wurden, darunter 1.000 in Deutschland.

Vertrauen in die Gesundheitsunternehmen sinkt. Das zeigt der Special Report von Edelman. (Quelle: Edelman Trust Barometer)

„Im Gesundheitswesen treffen die Verbraucher zunehmend ihre eigenen Entscheidungen auf der Grundlage ihrer eigenen Informationsquellen. Aber Eigenverantwortung ohne Vertrauen führt unter Anderem zu weniger Vorsorge und Ablehnung von Innovationen. Die zur Verfügungstellung guter Informationen ist einer der wichtigsten Hebel, um zum einen das Vertrauen in die Gesundheitsbranche wieder zu erhöhen und zum anderen die Kompetenz der Menschen in Gesundheitsfragen zu stärken“, so Nils Giese, Managing Director Healthcare & Regional Healthcare Marketing Lead EMEA.

Vertrauen in Gesundheitsberichterstattung bricht ein

Ein Treiber dieser Entwicklung ist das anhaltende Misstrauen in die Berichterstattung der Medien über das Gesundheitswesen. Nur 40 Prozent der in Deutschland Befragten, vertrauen Medien, dass sie akkurate Informationen zu Gesundheitsthemen anbieten. Ein Verlust von sieben Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Weltweit ist seit 2019 ebenfalls ein Rückgang des Vertrauens in die Berichterstattung, um ganze 14 Prozentpunkte zu verzeichnen, allein im letzten Jahr um sieben Prozentpunkte.

Hinzu kommt: Drei von zehn der hierzulande Befragten (30 %) gaben an, eine Entscheidung in Gesundheitsbelangen bereut zu haben, da sie auf Falschinformationen beruhte. Diese Erfahrung ist besonders häufig unter den jüngeren Befragten anzutreffen: bei 18- bis 34-Jährigen haben 46 Prozent angegeben, Fehlinformationen aufgesessen zu sein. Auf die Frage, woher die aus Sicht der Befragten irreführenden Informationen stammten, wurden Ärzte, traditionelle Medien und Produktwerbung in dieser Reihenfolge am häufigsten genannt.

Sorge um Politisierung der Medizin und Wissenschaft nimmt zu

Die Erschwinglichkeit der deutschen Gesundheitsvorsorge führt die Liste der Sorgen der in Deutschland Befragten an (53 %). An zweite Stelle folgt seit diesem Jahr die Befürchtung, dass medizinische Wissenschaft und Forschung politischer wird (49 %). Das ist eine Zunahme von zwölf Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Die Sorge vor Politisierung ist damit hierzulande sogar größer als die Angst vor der nächsten Pandemie (47 %).

Dieser Trend wird vor allem durch jüngere Deutsche vorangetrieben. So geben 45 Prozent der in Deutschland befragten 18- bis 34-Jährigen an, einen medizinischen Anbieter nicht mehr aufzusuchen oder dessen Rat nicht mehr zu vertrauen, wenn dieser ihre politischen oder sozialen Ansichten nicht teilt.

Angst vor neuen Technologien in der Gesundheitsbranche nimmt ab

Eine positive Entwicklung gibt es bei der Sorge, dass neue Technologien einen negativen Einfluss auf das Gesundheitssystem haben, also zum Beispiel zu mehr Kosten und weniger Sicherheit von Gesundheitsdaten führen. Die Mehrheit der hierzulande Befragten (53 %) glaubt, dass Technologien in den nächsten fünf Jahren schlecht für die Gesundheitsversorgung sind. Das sind aber immerhin fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Deutschland ist damit das einzige Land unter den befragten Nationen, in dem sich diese Angst verringert hat.

Aber: es überwiegt die Skepsis, wenn es um KI-getriebene Innovationen geht. So geben beispielweise 21 Prozent der in Deutschland Befragten an, dem vermehrten Einsatz von KI in der medizinischen Diagnostik positiv gegenüberzustehen. 40 Prozent der Befragten hingegen lehnen diese Innovationen ab. KI in der Patientenkommunikation sehen 17 Prozent der hierzulande Befragten positiv, 50 Prozent sind ablehnend eingestellt.

Information und Kompetenz sind wichtige Hebel

Angebot und Verfügbarkeit guter Informationen ist einer der wichtigsten Hebel, um zum einen das Vertrauen in die Gesundheitsbranche wieder zu erhöhen und zum anderen die Kompetenz der Menschen in Gesundheitsfragen zu stärken. Denn: Wer sich beim Thema Gesundheit kompetent fühlt und Vertrauen in das Gesundheitssystem hat, zeigt höhere Bereitschaft an präventiven Gesundheitsmaßnahmen zum Beispiel jährlichen Vorsorgeuntersuchungen (weltweit 70 % derjenigen, die sich kompetent fühlen und ein größeres Vertrauen in das Gesundheitsökosystem haben, gegenüber 56 % in der Gruppe derjenigen, die sich weder in Gesundheitsfragen kompetent fühlen noch ein geringeres Vertrauen in das Gesundheitsökosystem haben) und Covid-19-Impfungen (weltweit 54 % zu 39 %) teilzunehmen. Auch erhöhen Vertrauen und Kompetenz die Akzeptanz von Innovationen: weltweit durchschnittlich 41 Prozent in der Gruppe derjenigen mit höherem Vertrauen und höherer Kompetenz im Vergleich zu durchschnittlich 18 Prozent in der Gruppe derjenigen, die keine Kompetenz und geringeres Vertrauen haben.

Als vertrauenswürdigste Stimmen in Gesundheitsfragen einzelner, aber auch der Gesellschaft wird in Deutschland der Hausarzt gesehen (84 %). Auch Apothekerinnen und Apothekern wird stark vertraut (76 %). Kein Vertrauen haben die hierzulande Befragten in CEOs von Gesundheitsunternehmen (29 %), Journalistinnen und Journalisten (28 %) und Regierungsvertreterinnen und -vertreter (27%).

Außerdem ist es wichtig, Informationsbarrieren abzubauen. In Deutschland haben 81 Prozent der Befragten das Gefühl, dass es eine Diskrepanz gibt, zwischen ihren derzeitigen Gesundheitszustand und dem Zustand, in dem sie sich befinden sollten. Von diesen Befragten sehen 56 Prozent den Zugang zu Informationen als Grund dafür, sich nicht besser um ihre Gesundheit kümmern zu können. Hier stören sich die Befragten vor allem an widersprüchlichen Expertenmeinungen, wechselnden Gesundheitsempfehlungen und dem Mangel an Informationen im Allgemeinen.

Edelman Trust Barometer 2024 Special-Report: Trust and Health
An der Online-Umfrage zum Edelman Trust Barometer 2024 Special-Report: Trust and Health nahmen 15.000 Personen in 16 Märkten teil. Alle Daten wurden im Zeitraum vom 4. bis 13. März 2024 erhoben. Weitere Informationen finden sich unter diesem Link auf die Edelman-Website.

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