Studien Digital News Report 2024: Mehr Perspektivenvielfalt in Nachrichten erwünscht
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- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Zwei Drittel (66 %) der Internetnutzer in Deutschland erwarten von den Nachrichtenmedien verschiedene Perspektiven zu aktuellen Themen, doch nur 43 Prozent sehen diese Leistung als gut erfüllt an. Das ist ein Ergebnis aus dem neuesten „Reuters Institute Digital News Report 2024“, für dessen deutsche Teilstudie das Leibniz-Institut für Medienforschung verantwortlich ist. Die Studie basiert auf den Angaben von fast 100.000 Befragten aus 47 Ländern.
Die wichtigsten Funktionen der Nachrichtenmedien sind laut den Befragten, über das aktuelle Geschehen auf dem Laufenden zu halten und über verschiedene Themen und Ereignisse zu informieren.
Internet überholt Fernsehen
67 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland verwenden mindestens einmal pro Woche digitale Nachrichtenangebote. Dabei dominieren traditionelle Anbieter aus TV, Radio und Print: 45 Prozent konsumieren regelmäßig deren Inhalte im Internet. Soziale Medien haben eine wöchentliche Reichweite von 34 Prozent. 42 Prozent bezeichnen das Internet als Hauptnachrichtenquelle, gefolgt von linearem Fernsehen mit 41 Prozent. 15 Prozent erhalten Nachrichten hauptsächlich in sozialen Medien, wobei dieser Anteil bei den 18- bis 24-Jährigen mit 35 Prozent am größten ist.
Wachsende Bedeutung von Online-Nachrichtenvideos
WhatsApp, YouTube und Facebook sind die am weitesten verbreiteten sozialen Medien in Deutschland. Nachrichten werden besonders in sozialen Medien mit Fokus auf Bewegtbild konsumiert: 27 Prozent der 18- bis 24-Jährigen nutzen regelmäßig Instagram, 24 Prozent YouTube und 13 Prozent TikTok für Nachrichten. 49 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland sehen sich mindestens einmal pro Woche kurze Online-Nachrichtenvideos an, während längere Videos von rund einem Drittel (34 %) genutzt werden. Die wichtigsten Plattformen für Online-Nachrichtenvideos sind die Nachrichtenanbieter selbst und YouTube.
Sorge über Falschmeldungen vor allem auf TikTok
41 Prozent der TikTok-Nutzer haben Schwierigkeiten, vertrauenswürdige Nachrichten zu erkennen. Skepsis herrscht auch gegenüber Nachrichten auf X (ehemals Twitter). Weniger Bedenken haben die Befragten bei Nachrichten über WhatsApp oder Google. 42 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland äußern Bedenken, Falschmeldungen von Fakten unterscheiden zu können.
Vertrauen in Nachrichten wächst durch Transparenz
43 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland vertrauen dem Großteil der Nachrichten. 74 Prozent bewerten Transparenz in der Entstehung von Nachrichten als wichtig, 72 Prozent legen Wert auf hohe journalistische Standards. Skepsis herrscht gegenüber Nachrichten, die hauptsächlich durch künstliche Intelligenz (KI) erstellt wurden: 50 Prozent fühlen sich bei deren Nutzung unwohl. 18- bis 24-Jährige sind offener für KI-Nachrichten, besonders bei Sport, Wissenschaft und Unterhaltung, begegnen politischen Informationen jedoch mit Skepsis.
Informationen zur Studie
Seit 2012 untersucht der Reuters Institute Digital News Survey jährlich über Repräsentativbefragungen in mittlerweile 47 Ländern generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung. Die Studie wird unter Koordination des in Oxford (UK) ansässigen Reuters Institute for the Study of Journalism realisiert. Die Feldarbeit in Deutschland wurde zwischen dem 10. und dem 28. Januar 2024 vom Umfrageinstitut YouGov durchgeführt.
Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut ist seit 2013 als Kooperationspartner für die deutsche Teilstudie verantwortlich; die Erhebung im Jahr 2024 wurde dabei von den Landesmedienanstalten und dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) unterstützt.
Die deutsche Teilstudie (Volltext) gibt es hier zum Download. Der internationale, englischsprachige Report kann hier abgerufen werden.
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