Studien Studie zur Energiekrise: Verzerrte Berichterstattung in den Medien?

Eine aktuelle Studie von pressrelations, Düsseldorf, und Civey, Berlin, bringt es an den Tag: Die Befürchtungen der Bevölkerung in Sachen Energiekrise werden medial nur teilweise gespiegelt. Längst nicht alles, was viele Deutsche mit Blick auf die Energiekrise bewegt, wird in den Medien aufgegriffen. So gab zum Beispiel mehr als jeder dritte Befragte an (39 %), Probleme in der Gesundheitsversorgung zu erwarten. In den analysierten Medien wurde diese Befürchtung lediglich in zwei Prozent der Beiträge genannt. Und während 35 Prozent der Deutschen davon ausgehen, dass bestimmte Unternehmen bei Lieferungen künftig bevorzugt werden oder dass es zu Ausfällen im öffentlichen Nahverkehr kommt (34 %), finden diese Aspekte der Energiekrise in den Medien kaum eine Erwähnung.

Wenn es um mögliche Konsequenzen der aktuellen Energieknappheit geht, rechnen die Deutschen an erster Stelle mit einem Einbruch der Lieferketten (62 %), einer rationierten Energieversorgung (61 %) sowie mit Stromausfällen (60 %) – hier waren Mehrfachnennungen möglich.

Diese Ergebnisse gehen aus einer vom Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführten Befragung unter deutschen Erwachsenen ab 18 Jahren hervor. Der Medienbeobachter pressrelations hat basierend auf diesen Befunden analysiert, welche potenziellen Konsequenzen der Energiekrise in den Medien thematisiert werden. Das Bild ist geteilt: Zwar zeigt sich, dass die Befürchtungen der Menschen medial ebenfalls omnipräsent sind: 54 Prozent der Beiträge zu möglichen Auswirkungen der Energiekrise entfallen auf das Thema Stromausfälle, 32 Prozent auf einen möglichen Einbruch der Lieferketten und 14 Prozent auf eine Energierationierung.

Doch längst nicht alles, was viele Deutsche im Hinblick auf die Energiekrise befürchten, wird auch tatsächlich zum Thema gemacht. Die genannten Beispiele Gesundheitsversorgung und Ausfälle im Nachverkehr zeigen das.

Abgeordnete sprechen parteiübergreifend ähnliche Themen an

Um eine weitere Perspektive mit einzubringen, wurde zusätzlich untersucht, inwiefern die Mitglieder des 20. Deutschen Bundestages bestimmte Energie-Themen in ihrer eigenen medialen Kommunikation aufgegriffen haben. Bezugnehmend auf die möglichen Konsequenzen der Energieknappheit thematisieren auch die Abgeordneten vor allem die Gefahr durch Stromausfälle (227 Beiträge insgesamt). Dabei wurden über 50 Prozent dieser Beiträge von Mitgliedern der AfD verfasst. Mit 20 Prozent greifen die Abgeordneten der CDU/CSU das Thema allerdings ebenfalls intensiv auf. Die Mitglieder der SPD und FDP schlossen sich erst im Oktober der Debatte rund um Stromausfälle an: So veröffentlichten die MdB der SPD im Oktober 24 Beiträge zum Thema im Vergleich zu zwei Beiträgen im gesamten vorherigen Zeitraum. Die MdB, die der FDP angehören, erhöhten ihre Beitragsanzahl von sieben auf 21.

Die nach Ansicht der Bevölkerung drohenden Folgen, darunter eine mögliche Lieferbevorzugung bestimmter Unternehmen, Ausfälle öffentlicher Verkehrsmittel oder eine unzureichende Gesundheitsversorgung, finden im Untersuchungszeitraum hingegen keine Erwähnung auf den Owned-Media-Kanälen der Bundestagsmitglieder.

Förderung erneuerbarer Energiequellen: Wasserkraft oder Solarenergie?

Während es bei den möglichen Konsequenzen infolge der Energiekrise Diskrepanzen zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung gibt, herrscht dagegen eine große Übereinstimmung bezüglich der Förderung erneuerbarer Energiequellen. Die Energieträger, die in der Bevölkerung als besonders förderungswürdig gelten, werden auch in den Medien am häufigsten genannt. Klarer Spitzenreiter ist dabei die Solarenergie mit einem Themenanteil von 57 Prozent in der allgemeinen Medienpräsenz beziehungsweise 30 Prozent unter den Befragten. Auf den Plätzen 2 und 3 rangieren Wasserkraft (14 % in den Medien bzw. 20 % in der Bevölkerung) und Erdwärme (je 13 %).

Anders sieht es dagegen in der untersuchten Kommunikation der Mitglieder des Bundestages aus: Mit Ausnahme der Abgeordneten der Grünen, der Linken und der AfD nennen sie am häufigsten Wasserkraft als förderungswürdige Energiequelle. Vor allem die Abgeordneten der CDU/CSU äußern sich hier verstärkt. Hintergrund ist, dass der Betrieb kleiner Wasserkraftwerke auch im Bundestag ein Thema war und sich parteiübergreifend für die weitere Förderung im Rahmen der EEG-Novelle stark gemacht wurde.

Wer mehr erfahren möchte, findet die vollständigen Studienergebnisse auf der pressrelations-Website zum kostenlosen Download.

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