Das Forschungsprojekt wird von dpa zusammen mit Partnern aus Medien, Wissenschaft, öffentlichen Institutionen und Zivilgesellschaft getragen. (Grafik: dpa)

Wie informieren sich die Menschen in Deutschland im digitalen Zeitalter - und was bleibt am Ende tatsächlich bei ihnen hängen? In einem langfristig angelegten Projekt will die Deutsche Presse-Agentur (dpa) gemeinsam mit Partnern aus Medien, Wissenschaft, öffentlichen Institutionen und Zivilgesellschaft die Nachrichtenkompetenz insbesondere der Bevölkerung unter 30 Jahren erforschen und fördern. Die Grundlage hierfür soll die bundesweite Studie "use the news - Nachrichtennutzung und Nachrichtenkompetenz im digitalen Zeitalter" des Hamburger Leibniz-Instituts für Medienforschung / Hans-Bredow-Instituts schaffen, die in diesen Tagen startet.

In einem eigens gegründeten Medienlabor wollen die Beteiligten auf Basis der Studienergebnisse neue Nachrichtenformate entwickeln und testen. Im Lab soll die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften die Verknüpfung von Forschung und Praxis sicherstellen.

Das gaben die dpa und ihre Partner am 27. Mai anlässlich des Hamburger Mediendialogs bekannt. Ziel des Projekts sei es, die Bedeutung journalistischer Nachrichten vor allem bei jüngeren Menschen bewusst zu machen. Deshalb solle das Projekt auch neue Impulse für die Vermittlung von Nachrichten- und Informationskompetenz in den Schulen geben.

Partner des Projekts sind die Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), der Südwestrundfunk (SWR), der Norddeutsche Rundfunk (NDR), ARD-aktuell, die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH), die Zeit-Stiftung, der „Spiegel“, VRM, NOZ Medien und die Funke Mediengruppe mit dem "Hamburger Abendblatt".

"Eine unabhängige Nachrichten- und Informationsversorgung ist in einer demokratischen Gesellschaft unverzichtbar. Gerade in den vergangenen Wochen und Monaten der Corona-Pandemie haben die Nachrichtenmedien bewiesen, wie wichtig ihre Rolle in der Darstellung und Einordnung komplexer Sachverhalte ist", sagt Peter Kropsch, Vorsitzender der dpa-Geschäftsführung. Umso wichtiger sei es für die Medien, Veränderungen in der Nachrichtennutzung zu erkennen und mit den richtigen Informationsangeboten zu reagieren. Die dpa, die mit ihren fast 180 Gesellschaftern ein zentraler deutscher Nachrichten-Grundversorger ist, sieht sich hier nach den Worten von Peter Kropsch in einer besonderen Verantwortung.

Die Studie des Leibniz-Instituts untersucht insbesondere, welche Folgen eine veränderte Nutzung von Nachrichten für Nachrichtenkompetenz, die allgemeine Informiertheit und die politische Meinungsbildung haben. "Der Diskurs unter mündigen Bürgerinnen und Bürgern ist nur auf Basis von Fakten und vertrauenswürdigen Informationen möglich. Deshalb ist Nachrichtenkompetenz unverzichtbar für eine lebendige Demokratie. Mit der Studie erhoffen wir uns wichtige Hinweise, wie wir den hohen Wert des Kulturguts Nachricht auch im digitalen Zeitalter erhalten können", betont Hamburgs Senator für Kultur und Medien, Carsten Brosda.

Eine Besonderheit ist die Verknüpfung der Studie mit einem Medienlabor. Die an dem Projekt beteiligten Verlage und Sender wollen dort die Daten und Erkenntnisse der Leibniz-Wissenschaftler nutzen, um bestehende Angebote besser auf die Erwartungen junger Nutzer zuzuschneiden oder neue Konzepte zu entwickeln. Der Intendant des SWR, Kai Gniffke, freut sich vor allem über die gattungsübergreifende Zusammenarbeit: "Wenn wir unser junges Publikum auch morgen noch mit Informationen versorgen wollen, werden wir die journalistische Aufbereitung von Nachrichten verändern müssen. Das betrifft Aufmachung, Sprache, Darstellungsformen und Ausspielkanäle. Im Lab können wir in einem gemischten Team aus Verlagen und Sendern mit neuen Konzepten experimentieren."

In einem weiteren Schritt wollen die Beteiligten neue digitale Konzepte für die frühe Vermittlung von Nachrichten-Grundwissen in Schulen entwickeln. Nach Einschätzung von BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff hat sich "die Zusammenarbeit von Zeitungsverlagen und Schulen vor Ort bewährt. Angesichts der hohen Dynamik der Digitalisierung brauchen wir jetzt neue Ansätze, um Jugendlichen den Wert eines unabhängigen Nachrichtenjournalismus vom Lokalen bis hin zum Weltgeschehen deutlich zu machen." Darauf könne das gemeinsame Projekt einzahlen.

Koordiniert wird das Gesamtprojekt vom Chief Digital Officer (CDO) der dpa, Meinolf Ellers.


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