Studien Studie deckt Schwachstellen im mittelständischen Krisenmanagement auf

Krisentypen Hochschule Rhein Main2017 GrafikWie gut ist der deutsche Mittelstand auf Krisen vorbereitet? Welche Instrumente des Krisenmanagements haben die Unternehmen etabliert? Und welche Medien bieten das höchste Risikopotenzial? Antworten gibt eine aktuelle Studie der Hochschule RheinMain. Studierende des Masterstudiengangs Media & Design Management – unter der wissenschaftlichen Leitung der Professoren Wolfgang Jäger und Bodo Kirf – haben dazu eine Umfrage gemacht.

Sie haben die Antworten von 871 deutschen, mittelständischen Unternehmen im Zeitraum zwischen Januar und Februar 2017 zu Unternehmenskrisen, Krisenmanagement und Krisenpräventionsstrategien ausgewertet. Damit entsprach die Rücklaufquote 9,9 Prozent.

Mit zwei Dritteln sind die meisten Unternehmen bereits mit Krisen konfrontiert worden. Bei mehr als jedem zweiten Unternehmen (55 Prozent) sind die Krisen dabei auf Qualitätsmängel (siehe oben stehende Grafik) zurückzuführen. Die negativen Folgen waren hauptsächlich finanzieller Art. Krisenunerfahrene Unternehmen fürchten sich hingegen am meisten vor Cybercrime (70 Prozent).

Die Befragung zeigt: Viele Unternehmen haben bereits Erfahrungen mit Krisen und die Angst vor potenziellen Krisen ist im Mittelstand vorhanden. Umso überraschender ist es, dass weit über ein Drittel der Befragten bislang noch über keine ausgearbeitete Krisenkommunikationsstrategie verfügt. Nur knapp jedes zweite Unternehmen kann im Ernstfall auf einen festen Krisenstab zurückgreifen.

Internationales Krisenmanagement ist noch selten

Krisentypen Hochschule Rhein Main2017 StrategieAuch in Hinblick auf die internationalen Tätigkeiten der Mittelständler besteht Nachholbedarf. Zwar haben 80 Prozent der befragten Firmen internationale Standorte, aber nur die knappe Hälfte der Unternehmen besitzt ein globales Krisenmanagement. Nur jedes vierte Unternehmen verfügt über eine spezifische, internationale Krisenkommunikationsstrategie (Grafik links). Mit 22 Prozent beschäftigen noch weniger von ihnen Experten, die für das Handling internationaler Krisen ausgebildet sind. Trotz dieser Schwachstellen sind die meisten mittelständischen Unternehmen (65 Prozent) mit ihrem Krisenmanagement zufrieden.

Social Media bietet höchstes Risikopotenzial

Krisentypen Hochschule Rhein Main2017 MedienrisikoIm Rahmen der Studie fragten die Masterstudierenden auch, in welchem Medium die Unternehmer das höchste Risikopotenzial zur Veröffentlichung einer Krise sehen. Mit 43 Prozent wurde hier Social Media als Spitzenreiter genannt (siehe nebenstehende Grafik), gefolgt vom Internet im Allgemeinen mit 27 Prozent. Trotz der hohen Krisenbedeutung von Social Media werden entsprechende Kriseninstrumente von den Befragten relativ schwach eingeschätzt. Das Media Monitoring liegt nur auf Platz drei der etablierten Kriseninstrumente.

Influencer-Analysen und Issues Monitoring liegen weit abgeschlagen auf den letzten beiden Plätzen. Zudem sehen nur 17 Prozent der befragten Unternehmen in Social Media das effektivste Medium, um einer Krise entgegenzuwirken. Höhere Chancen räumt jeder Zweite dem Internet im Allgemeinen ein. Klassischen Medien wie Print, TV oder Radio schenken die Mittelständler noch weniger Beachtung bei der Bewältigung einer Krise. So sehen beispielsweise nur 15 Prozent der Unternehmen die Chance, in Printmedien auf Krisen zu reagieren.

Fazit: Mittelstand muss sich auf Krisen besser vorbereiten

Die Hochschulstudie zeigt: Mittelständische Unternehmen sind bereits krisenerprobt. Sie kennen das Risikopotenzial, welches beispielsweise Social Media bietet. Allerdings werden aus diesem Wissen noch zu wenige Konsequenzen für die Praxis gezogen. Denn sowohl bei der Krisenkommunikationsprävention als auch beim Krisenmanagement besteht im Mittelstand akuter Handlungsbedarf. Es fehlt an international ausgearbeiteten Krisenkommunikationsstrategien, an einem ausgereiften Krisenmanagement und an Krisenpräventionsmaßnahmen.

Die Studienergebnisse sind per E-Mail an Bodo Kirf zu beziehen.