Tipps & Lesehinweise Medienkritik Journalismus mit Pädagogik verwechselt

„Die Vertrauenskrise hat vor den Medien nicht haltgemacht.“ Und weiter: „Die Leute spürten, dass das Veröffentlichte mit dem, was sie wahrnahmen, nicht übereinstimmte.“ Das sind nur zwei Sätze aus einer Rede des Chefredakteurs der „Kleinen Zeitung“ in Wien, Hubert Patterer. Die Rede, die einer klugen und kritischen Selbstreflexion der aktuellen Medienlandschaft gleichkommt, hielt Patterer als Dank für die Auszeichnung mit dem Kurt-Vorhofer-Preisträger 2024.

Hubert Patterer. Screenshot aus dem Video zur Preisverleihung. (© Kleine Zeitung)

Der „Kurt-Vorhofer-Preis“ wird in Österreich von der Journalistengewerkschaft gpa in Zusammenarbeit mit der „Kleinen Zeitung“ ausgelobt. Namensgeber ist der 1995 verstorbene langjährige Leiter der Wien-Redaktion und stellvertretende Chefredakteur der „Kleinen Zeitung“, Kurt Vorhofer. Hubert Patterer, der Preisträger des Jahres 2024, nahm die Ehrung von Bundespräsident Van der Bellen in der Wiener Hofburg entgegen.

In seiner beachtenswerten Dankesrede, die unter der Überschrift „Wir haben Journalismus mit Pädagogik verwechselt“ stand, kritisierte Patterer, man trete der Leserschaft als erzieherische, moralische Obrigkeit gegenüber.

Drei Passagen aus seiner Rede machen deutlich, worauf es ihm ankommt:

„Wir sollten raus aus dem schnellen Du und der falschen Nähe, raus aus der Beschleunigung und zurück zu den klassischen Tugenden des nüchternen Abwägens, das den anderen und die Gegensicht miteinbezieht und wo sich erst dann das Urteil in die eine oder andere Richtung neigt.“

„Wir sollten raus aus der schrillen Überzeichnung und rein in die Zwischentöne und Zwischenräume, dorthin, wo wir uns der Wahrheit am ehesten annähern können.“

„Vor allem aber sollten wir raus aus der schlechten Laune, die wir verströmen. Das Defizitäre und Dysfunktionale gehören benannt, es ist unser Job, aber wir tun uns unendlich schwer, anzuerkennen, was gelingt.“

Die Rede in voller Länge kann hier auf der Webplattform der „Kleinen Zeitung“ nachgelesen werden. Es lohnt sich!

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