Chancen-Kompass Kopf sagt ja, Bauch rebelliert? Wertekompass weist den Ausweg

Kennst du das? Du sollst eine Unternehmensentscheidung vermitteln, die dir selbst schwer im Magen liegt. Dein Bauch rebelliert, es taucht die Frage auf: „Muss das sein?“ Dein Kopf sagt: „Das muss sein“. Du selbst denkst jetzt wahrscheinlich: Willkommen im Alltag einer oder eines Kommunikationsverantwortlichen! Was passiert da im Hintergrund? Der persönliche Wertekompass meldet sich zu Wort, intuitiv und ungefragt. Die entscheidende Frage: Wie gehe ich damit um?

Mirjam Berle erklärt den Mehrwert eines klaren Wertekompasses. (Foto: privat)

Ich war schon mehrfach in genau solchen Situationen – . Die Aufgabe war stets die gleiche: Botschaften finden und so vermitteln, dass Entscheidungen verstanden und – im besten Fall – akzeptiert werden. Das ist kein leichtes Unterfangen, vor allem wenn man selbst damit hadert oder gar davon betroffen ist.

Ermächtigung, Handlungsfreiheit oder Eigenverantwortung sind beispielsweise wichtige persönliche Werte von mir. Nicht selten hieß daher mein Balanceakt Transparenz vs. kontrollierte Botschaft, Mitarbeitende befähigen vs. nur informieren oder vor vollendete Tatsachen stellen. Die Lösung fand ich in meinem Wert der Wirksamkeit: Ich kommunizierte die harten Fakten, bot aber auch konkret Unterstützung und Handlungsmöglichkeiten an. So konnte ich Balance halten zwischen meinen Wertvorstellungen und den Unternehmensanforderungen.

In solchen Momenten zeigte sich für mich immer wieder: Es ist nicht die perfekte PowerPoint oder die geschliffene Formulierung, die den Unterschied macht. Es ist etwas viel Tiefgreifenderes: unser persönlicher Wertekompass.

Werte: Unser unsichtbarer Fingerabdruck

Werte sind wie ein Fingerabdruck, den wir auf allem hinterlassen, was wir berühren – sei es in Gedanken, Worten oder Taten. Sie sind unser mächtigstes Werkzeug. Sie verleihen unseren Worten Gewicht, unseren Argumenten Überzeugungskraft und unserer Präsenz Authentizität.

Aber wie können wir diesen Kompass nutzen, wenn unsere innere Nadel wie wild hin und her schlägt?

Für mich hat sich bewährt, einen Schritt zurückzutreten und mir Fragen wie diese zu stellen:

  • Aspekte der Entscheidung kann ich mit meinen Werten in Einklang bringen und wie kann ich diese hervorheben?
  • Wo sehe ich Konfliktpunkte zwischen der Botschaft und meinen Überzeugungen und wie kann ich für mich persönlich eine Brücke schlagen.
  • Wie kann ich trotz möglicher Widersprüche authentisch bleiben und damit möglicherweise sogar auf meine Werte einzahlen? (Klingt schwierig, funktioniert aber!)

Doch mal ehrlich: Wie oft nehmen wir uns wirklich die Zeit, unseren Wertekompass zu Rate zu ziehen, wenn sich Bauchgrummeln breit macht? In Umfragen, Interviews oder Statements tauchen Werte zuverlässig auf. Doch im Alltag? Da verlieren sie rasch an Aufmerksamkeit und Durchschlagskraft.

Kommunikationsverantwortliche als Werte-Vermittler

Dabei können die Werte gerade für uns als Kommunikationsprofis mehrfach als Wegweiser dienen. Beispielsweise sind wir oft Brückenbauer zwischen verschiedenen Interessengruppen. Unser Wertekompass hilft uns dabei, diese Brücken auf einem soliden Fundament zu errichten. Er ermöglicht uns, Gemeinsamkeiten zu finden und unterschiedliche Perspektiven zu respektieren.

Werteorientierte Kommunikation bedeutet nicht, immer bequeme Antworten zu finden und schon gar nicht, sie mit wertlosen Worthülsen zu schmücken. Im Gegenteil: Oft führt uns der Kompass auf unbequemes Terrain. Aber er gibt uns gerade dann die Orientierung, die es braucht, den richtigen Weg zu finden und zu vermitteln – für uns und für andere.

Die wahre Herausforderung liegt darin, Werte von wohlklingenden Worten zu echtem Mehrwert zu wandeln. Das erfordert echte Arbeit und Bereitschaft zur Selbstreflexion. Denn wer seine persönlichen Werte nicht kennt, wird sich schwertun, die anderer zu identifizieren.

Der Mehrwert eines klaren Wertekompasses

Ein klarer Wertekompass bietet dir:

  • Authentizität: Deine Kommunikation wird natürlicher und überzeugender.
  • Konsistenz: Deine Botschaften bleiben über Zeit und Situationen hinweg stimmig.
  • Vertrauen: Deine Zielgruppe spürt die Kongruenz zwischen deinen Worten und Überzeugungen.
  • Resilienz: In Krisensituationen gibt dir dein Wertekompass Orientierung und Stabilität.
  • Vermittlungskompetenz: Du kannst effektiver zwischen verschiedenen Interessengruppen vermitteln.

Um euren persönlichen Wertekompass zu kalibrieren, fragt euch: Was treibt mich wirklich an? Wofür stehe ich ein? Welche Prinzipien sind mir heilig und welche notfalls verhandelbar?

Die Antworten darauf machen euch nicht nur zu überzeugenderen Kommunikatoren, sondern auch zu Menschen, denen man vertraut – selbst, wenn die Botschaft mal unbequem ist. Und nicht zuletzt helfen sie euch, das Unternehmen zu finden oder zu gestalten, in dem ihr euren fachlichen Wert am besten einbringen könnt.

Gedanken zum Mitnehmen:

  • Nutze deinen Wertekompass als Anker, besonders wenn du schwierige Botschaften vermitteln musst. Er verleiht dir Authentizität und Überzeugungskraft.
  • Stelle dir die richtigen Fragen, um deinen Wertekompass in herausfordernden Situationen zu justieren und zu nutzen.
  • Setze deine Rolle als Werte-Vermittler bewusst ein, um Brücken zwischen verschiedenen Interessengruppen zu bauen.
  • Ein klarer Wertekompass bietet dir nicht nur Orientierung, sondern auch Resilienz in Krisensituationen.

Über die Autorin: Veränderung ist die ständige Begleiterin von Mirjam Berle. In ihrer über 20-jährigen Karriere hat sie unzählige Transformationsprozesse und Krisensituationen hautnah miterlebt – als Führungskraft und Kommunikatorin. Als Wegbereiterin für Wandel berät und begleitet Mirjam heute Führungskräfte dabei, neue Wege zu erkennen und souverän zu beschreiten.

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