Chancen-Kompass Scheitern als Chance: Wie Rückschläge uns weiterbringen
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- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Lieber Leserinnen und Leser, in der 2. Folge des „Chancen-Kompass“ widmet sich unsere Autorin Mirjam Berle dem auf den ersten Blick vielleicht schwierigen Thema Rückschläge. Doch Rückschläge müssen keine Niederlage bedeuten. Sie können als Sprungbrett für persönliches Wachstum dienen. Der Schlüssel? Ein starker innerer Kompass und offene Selbstkommunikation.
Von Mirjam Berle
Es passiert den Besten: Wir stolpern, fallen, sehen uns einer scheinbar unüberwindbaren Hürde gegenüber. Bitter, aber wahr: Häufig ist es eine, die wir gedanklich oder emotional selbst aufbauen. Unser Umgang damit macht den Unterschied: Verharren wir in Selbstverurteilung oder blicken wir unvoreingenommen nach vorne?
Nehmen wir ein Szenario, das aktuell viele fürchten: Du bist seit Jahren erfolgreich in deiner Rolle tätig, als plötzlich eine Umstrukturierung angekündigt wird. Deine aktuelle Position wird gestrichen. Trotz aller Beteuerungen, dass die Entscheidung nichts mit dir oder deiner guten Arbeit zu tun hat, sitzt der erste Schock tief. Jahre der Aufbauarbeit, der gute Ruf, vertrauensvolle Teamarbeit, etablierte Netzwerke, all das scheint verloren. Ein massiver Rückschlag, die innere Erschütterung ist groß.
In solchen Momenten kann leicht das Gefühl von Kontrollverlust und Zukunftsangst aufkommen. Diese Emotionen verleihen dem Rückschlag eine negative Dynamik und verstärken das Gefühl der Ohnmacht.
Doch gerade hier liegt die Chance zur Veränderung: in unerwarteten beruflichen Umbrüchen. Sie bringen Wachstumsoptionen, die wir im ersten Moment oft nicht erkennen. Ein Perspektivwechsel aber hält uns manövrierfähig: Was, wenn dieser Umbruch die Chance zum Aufbruch ist? Was, wenn das der Weckruf ist, neue Wege zu beschreiten oder lang gehegte berufliche Träume zu verwirklichen?
Offene Selbstkommunikation ist entscheidend
Um gestärkt aus Rückschlägen hervorzugehen, müssen wir offen auf uns blicken: Welche Denkmuster belasten? Was raubt Energie? Das Durchleuchten hinderlicher Muster schafft Klarheit und erleichtert das Loslassen. Im Fall des Jobverlusts könnte dies bedeuten, ehrlich zu reflektieren: Welche Aspekte meiner bisherigen Position haben mich erfüllt, welche weniger? Welche sind mir so wichtig, dass ich ihnen auf dem neuen Weg mehr Raum geben möchte?
Erkennen wir blinde Flecken und Frustrationsauslöser? Nur wenn wir eigene Macken verstehen, können wir ihre positiven Seiten nutzen. Solche Art der Selbstführung macht den Umgang mit Rückschlägen nicht immer leichter, aber definitiv entspannter. Ein ernsthaftes Selbstgespräch – idealerweise mit einer vertrauensvollen, unbeteiligten Person – wird zur Vorbereitung für jede Situation.
Unsere Perspektive macht den Unterschied
„Erlauben wir uns zu scheitern, erlauben wir uns gleichzeitig, uns zu übertreffen“ (Eloise Ristad). Rückschläge als Chance zu begreifen, wandelt unser Mindset und eröffnet Handlungsoptionen.
Statt Probleme als Bedrohung zu sehen, erkennen wir darin den Impuls zur beruflichen Neuausrichtung. Aus dem Stolperstein des Jobverlusts machen wir einen Trittstein für den nächsten Karriereschritt. Konzentrieren wir uns auf Beeinflussbares statt auf Geschehnisse. Verwandeln wir Ohnmacht in Selbstermächtigung.
Diese Perspektive festigt Selbstvertrauen und Zuversicht. Studien zeigen: Glauben wir an unsere Fähigkeiten, fällt uns Verhaltensänderung leichter.
Aktivieren wir unsere Stärken!
Der Fokus auf Stärken und Kompetenzen gibt Halt in schwierigen Situationen, schenkt Kreativität für Neuanfänge und Durchhaltevermögen. Je mehr wir unsere Stärken trainieren, umso widerstandsfähiger werden wir. Rückschläge bringen uns kurzzeitig ins Straucheln, doch wir stehen schnell wieder auf.
Konzentrieren wir uns auf Möglichkeiten, nicht Risiken. Dieses Bewusstsein verringert unsere Angst vor Niederlagen. Mit der Zeit nehmen wir „Scheitern“ gar nicht mehr als solches wahr, sondern als Chance zum Wachstum auf dem Weg nach vorn.
Gedanken zum Mitnehmen:
- Betrachte Rückschläge als Wachstumsmöglichkeit. Neue Perspektiven eröffnen sich, wenn du dich gedanklich und emotional vom Rückschlag löst.
- Offene Selbstkommunikation hilft, Ängste zu erkennen und zu überwinden. Hol dir Unterstützung!
- Fokussiere dich auf deine Stärken. Sie geben dir Halt und Kraft für Neuanfänge.
Über die Autorin: Veränderung ist die ständige Begleiterin von Mirjam Berle. In ihrer über 20-jährigen Karriere hat sie unzählige Transformationsprozesse und Krisensituationen hautnah miterlebt – als Führungskraft und Kommunikatorin. Als Wegbereiterin für Wandel berät und begleitet Mirjam heute Führungskräfte dabei, neue Wege zu erkennen und souverän zu beschreiten.
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