Start-up: Social Media oder doch lieber klassische PR?

Bevor der gelernte Journalist und Kommunikator Daniel Rottinger seine Kolumne in die Sommerpause schickt, geht’s um ein heiß diskutiertes Thema im Gründer-Alltag: Social Media oder herkömmliche Kommunikation? “Social first, Medienarbeit second!” – eine Tendenz die man vor allem bei Start-ups mit Tech-Fokus häufiger vorfindet. Ob der Instagram-Filter allerdings wirklich besser als der Journalisten-Filter ist, darüber kann und sollte man diskutieren. Drei Denkanstöße für die Debatte:

1. trust etablierter Medienmarken nutzen

Ihr sprecht mit euren Services einen eher traditionellen Kundenkreis an, der von einer Start-up-Lösung erst überzeugt werden möchte? Eine Idee: Vertrauen schaffen mit klassischer Medienarbeit.

Durch die Einordnung des Redakteurs, entsteht beim Nutzer der Eindruck, dass eine Kuration stattgefunden hat. Der Journalist wirkt dabei wie eine Art Filter. “Wenn das ‚Handelsblatt‘ einen Bericht über ein Start-up bringt, scheint schon etwas dran zu sein”. Wer aktuell auf Investorensuche ist, kann von dieser positiven Zuschreibung durchaus profitieren.

Postet man hingegen etwas auf Social Media, muss der User selbst filtern, ob hinter dem Marketing-Sprech mehr als nur Eigenlob der Gründer steckt.

2. Seriöser Wirtschaftsjournalismus statt Katzencontent

Natürlich kann man auch über Social Media versuchen, die Kundengruppe bestmöglich zu erreichen. Ein großer Nachteil ist allerdings, dass die Messages leicht im Strudel anderer Posts untergehen können. Im Zweifel taucht man zwischen Katzenfotos, Memes und Verschwörungs-Erzählungen im Feed auf. Bei einer Artikelplatzierung in klassischen Medien findet sich der Beitrag in einem seriösen Umfeld wieder. Zudem kann man davon ausgehen, dass der Nutzer sich bewusst durch einen Klick dem Artikel zuwendet.

3. Medien-Reichweite nutzen

Gerade in der Frühphase haben Start-ups das Problem, dass sie kaum jemand kennt. Entsprechend wenig Interessenten folgen auf den Social-Media-Kanälen. Natürlich kann ein Post durch die Decke gehen und tausende Nutzer und Nutzerinnen ansprechen. Wenn der Viralerfolg allerdings ausbleibt, sehen nur wenige Menschen die Botschaften – so toll sie auch sein mögen.

Berichtet hingegen ein etabliertes Medium über die Gründung oder das Produkt, erreicht die Story bereits bestehende Leser, Hörer beziehungsweise Zuschauer. Sich diesen Reichweiten-Vorteil zu Nutze zu machen ist daher empfehlenswert. Als Bonus verfügen die meisten Medienhäuser über eine Vielzahl an Followern, die so auf den Bericht aufmerksam werden.

Wenn die Argumente für ein “Mehr” an Medienarbeit bisher stimmig waren, gibt es häufig die kritische Nachfrage, ob sich der PR-Erfolg messen lässt – gerade im Vergleich zu den Analytics auf Instagram, LinkedIn & Co.

Denn ob die Zeitung theoretisch zahlreiche Leser erreicht, kann mir ja erstmal egal sein. Wichtig ist, dass Nutzer auch mehr über meinen Service erfahren möchten. Das lässt sich auf den ersten Blick allerdings nur schwer feststellen. Einige Tipps wie man den Erfolg dennoch messen kann, habe ich in dieser Kolumne beschrieben.

Rottinger PR Checkin Grafik Juni 2021Fazit: Es gibt Szenarien, in denen klassische Medienarbeit viel Potenzial bietet und Gründer abseits der Socials die Augen offenhalten sollten. Die Debatte im Team und der Erfahrungsaustausch mit anderen Start-uplern kann sich lohnen. Auch wenn man zum Ergebnis kommt, dass klassische Medienarbeit aktuell nicht so wichtig ist, dann ist die Basis für die Entscheidung schließlich eine bessere.

In eigener Sache: Nach sieben PR-Check-ins für Start-ups mit Praxis-Tipps für die Medienarbeit als Gründer und Gründerin mit weit über 7.500 Lesern ist die erste Staffel der Kolumne hiermit abgeschlossen. Vielen Dank für das große Interesse!
Die Kolumne kehrt mit der 2. Staffel nach einer kurzen Sommerpause am 15. September mit neuen Inhalten zurück. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dann wieder dabei seid! Bis dahin wünsche ich erfolgreiches Kommunizieren und tolle PR-Momente.

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Über den Autor: Daniel Rottinger (31) ist gelernter Redakteur. Er hat PR in Stuttgart studiert und nebenbei in einem Tech-Start-up gearbeitet. Als freiberuflicher PR-Berater unterstützte er zuletzt Start-ups dabei, Stories über ihre Entwicklung und ihre Gründerinnen und Gründer zielgerichtet in die Medien zu bringen. Seit April 2021 kommuniziert er als Marketing Manager für das Start-up charismatischer.de.

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Personalien

Zuwachs für Boldt in Berlin und Köln

Wehrs Julia SenCons Boldt 2024Bienias Marius SenCons Boldt 2024Julia Wehrs (Foto l.) und Marius Bienias (r., © Boldt) sind als Senior Consultants neue Mitglieder im Team der internationalen Kommunikationsberatung Boldt. Bienias ergänzt seit März das Team in Köln. Zuvor arbeitete er unter anderem als Senior Account Manager bei den Agenturen Team Lewis und Edelman. Wehrs unterstützt seit April den Bereich Corporate und Public Affairs in Berlin. Zuletzt war sie Account Managerin im Public Affairs-Team von BCW (Burson Cohn & Wolfe) Deutschland.

Etats

Targobank vertraut auf newskontor

Marco Cabras und Tanja PlebuchDie Targobank wird sich zukünftig in Kommunikationsfragen von newskontor beraten und unterstützen lassen. Die Bank, die zu den größten Kreditinstituten Deutschlands gehört, hat die in Düsseldorf beheimatete Agentur als neuen Partner an Bord geholt. Das Mandat umfasst neben der Beratung auch Corporate Communications und Contenterstellung. Die Zusammenarbeit hat im 1. Quartal 2024 begonnen.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Noch Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Autoren-Beiträge

Rechte Kommunikation erkennen und bekämpfen

Felix Meyer-WykUnsere Vorstellung von Rechtsextremen beschränkt sich oft auf offensichtliche Verfassungsfeinde: Glatzen mit Springerstiefel oder „Ausländer raus“-Rufe. Keine Frage, diese Gruppen sind gefährlich. Deutlich unauffälliger, aber mindestens genauso gefährlich sind die Neuen Rechten. Für uns als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ist es wichtig, ihre Denkmuster und Strategien zu kennen, denn mit ihren Auftritten werden wir es vermehrt zu tun haben.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Harte Fakten und Kennzahlen fehlen

Schriftzug CR BenchmarkNachhaltigkeitskommunikation ist auf den Corporate Websites zentral positioniert. Immer mehr Unternehmen verknüpfen den Geschäftserfolg inhaltlich mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Bedenklich ist aber die seit mehreren Jahren rückläufige Transparenz. Wichtige Kennzahlen verschwinden allmählich aus der Nachhaltigkeitskommunikation. Der neue CR Benchmark von NetFed zeigt die aktuellen Entwicklungen.

Aus- und Weiterbildung

Neue Website veröffentlicht

Screenshot der neuen dapr-WebsiteDie Deutsche Akademie für Public Relations (dapr) hat ihre neue Website. Sie bietet Userinnen und Usern nach eigenen Angaben fortan mehr Serviceorientierung, ein zeitgemäßes Design und eine stark vereinfachte Nutzerführung, unter anderem durch eine neue Suchfunktion sowie durch die Zusammenführung mit dem ehemals separaten dapr-Shop. Interessenten können nun die individuell passende Qualifizierung schneller finden.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Weg mit der Paywall

Kathrin Behrens Ihr kennt es: Ihr stolpert über einen Artikel, klickt ihn an, beginnt zu lesen. Sobald es spannend wird, ist Schluss. Eine Bezahlschranke, angelsächsisch „Paywall“, poppt auf. Von hier aus geht es nur mit einem langfristigen Vertrag weiter, it's Abo-Time: Rund 24,00 Euro kostet dieses digital bei der „Zeit“, 41,00 Euro bei der „FAZ“ und 43,00 Euro bei der „SZ“. Fixkosten, die ich meide. Ich finde Paywalls ätzend und wenig innovativ, sie verderben mir regelmäßig die Laune.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Stolze Gewinnerinnen und Gewinner

Von links: Christoph Heshmatpour, Johanna Wittner, Michael Rotschädl und Lukas KalteisDie Erstplatzierten des diesjährigen Franz-Bogner-Wissenschaftspreises für PR stehen fest: Es sind Johanna Wittner, Michael Rotschädl, Christoph Heshmatpour und Lukas Kalteis. Insgesamt wurden 33 wissenschaftliche Arbeiten aus dem Jahr 2023 in vier Kategorien eingereicht. Zehn Arbeiten erhielten bei der Verleihung am 22. April in Wien eine Auszeichnung. Das Preisgeld beträgt insgesamt 8.900,00 Euro.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.