Seit über einem Jahr arbeiten viele Menschen verstärkt mobil von Zuhause aus. In dieser Zeit hat sich der Stellenwert der internen Kommunikation massiv verändert: Oftmals im Schatten des Flurfunks, der häufig schneller und offener war, ist eine gut funktionierende digitale interne Kommunikation in Zeiten von sozialer Distanz erfolgskritisch. Für die Informationslage im Unternehmen, aber auch für die Kultur. Wie kann also dieser elementar wichtige kommunikative Austausch auch ohne physische Nähe gelingen?
Ricardo Bohn, arbeitet seit Dezember 2020 bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in der Unternehmenskommunikation und war bis heute nur einen Tag vor Ort im Büro. Nachfolgend schildert sie ihre Eindrücke vom virtuellen Onboarding und der Zeit der Einarbeitung.

Nachdem mein Laptop und Smartphone eingerichtet waren, ging es mit dem Technikequipment in der einen und dem Bürostuhl in der anderen Hand direkt ins Homeoffice. Rückblickend auf mein virtuelles Onboarding, sind meiner Ansicht nach fünf Aspekte entscheidend für erfolgreiche interne Kommunikation in 2021:

Interne Kommunikation ist digital

Digital first! Die Zeiten von Aushängen und gedruckten Infoflyern sind endgültig vorbei. Die Belegschaft muss auf digitalem Wege Zugang zu den Konzernnachrichten haben. Egal ob es sich um eine Mitarbeiterin aus der Holding oder einen Service-Techniker auf dem Weg zum Offshore-Windpark EnBW Hohe See handelt. Bei der EnBW gelingt das unter anderem durch ein Social Intranet und eine News-App sowie diverse Newsletter.

Interne Kommunikation ist mehr als Informationsvermittlung

Die interne Kommunikation muss mehr leisten als One-Way Information. Es geht darum, in Zeiten von Distanz Solidarität und Vertrauen zu vermitteln. So kann das Miteinander und der gute Team-Spirit aufrechtgehalten werden, auch wenn jede und jeder zuhause mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen hat. Mir haben beispielsweise unsere informellen Coffee-Dates via Microsoft Teams oder auch ein digitales Exit-Game sehr gefallen und geholfen, persönlichen Anschluss an mein neues Team zu finden. Wertvoll waren auch die virtuellen Marktplätze beim Onboarding, um mich mit Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Konzern zu vernetzen.

Interne Kommunikation transportiert Kultur

Die Unternehmenskultur kann aktuell nicht durch den Büroalltag oder gemeinsame Events wie Town-Hall-Meetings vor Ort erspürt und gelebt werden. Dennoch sind die Themen Kultur und Haltung im Unternehmenskontext gefragter denn je. Die interne Kommunikation nimmt in diesem Zusammenhang eine elementar wichtige Rolle ein, denn sie muss die Werte und das Zugehörigkeitsgefühl transportieren – auch digital. Ein schönes Beispiel für echten Zusammenhalt in der Krise ist die Urlaubsspendenaktion, die von Mitarbeitenden initiiert und im Intranet beworben wurde. EnBW-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen konnten ihren Resturlaub für Kollegen spenden, die ihn in der Corona-Zeit nötiger haben. Ein anderes Beispiel war der vorweihnachtliche interaktive Theaterabend, der von der Unternehmenskommunikation organisiert und zu allen Kollegen live nach Hause gestreamt wurde. Trotz räumlicher Distanz fühlte es sich nach einem gemeinsamen Event an, bei dem viel gelacht wurde.

Interne Kommunikation ist nutzerfreundlich

Während der Pandemie ist die Nutzung sozialer Medien enorm gestiegen. Darin liegen zeitgleich Chance und Herausforderung für die interne Kommunikation. Aus dem privaten Gebrauch sind wir verwöhnt was schicke Benutzeroberflächen und eine intuitive User-Journey angeht. Es kommt darauf an, den Mitarbeitern in der Kommunikation die gleiche Usability anzubieten, die sie auch von ihrer Social-Media-Nutzung gewohnt sind. Und zwar nicht nur hinsichtlich der technischen Kompatibilität, sondern auch in Bezug auf Formate und inhaltliche Aufbereitung von Content. So sind beispielsweise die Mitarbeiter-App, Microsoft Teams und Yammer sowie verstärkte Audioangebote und Video-Content fester Bestandteil der internen Kommunikation bei der EnBW.

Interne Kommunikation ist menschlich

Obwohl oder vielleicht auch gerade weil aktuell ausschließlich medienvermittelte Kommunikation über technische Tools und Plattformen möglich ist, hat die interne Kommunikation an Menschlichkeit gewonnen. Ich erinnere mich an EnBW-Calls, bei denen Kinder auf der Bildfläche erscheinen oder sich Abteilungsleiterinnen und -leiter im lässigen Hoodie anstatt Blazer und Jackett zur Konferenz einwählten. Eine erfrischende Lockerheit, die in vielen Unternehmen vor einiger Zeit noch undenkbar war. Diese Authentizität spiegelt sich auch in der internen Berichterstattung wider. Schnelle, transparente Updates in Form von selbst gedrehten Smartphone-Videos, Erfahrungsaustausch zum Homeschooling via Teams oder interaktive Stimmungsbilder auf Yammer, sind wichtiger Teil der internen Kommunikation, während gestellte Hochglanzproduktionen weniger präsent sind. Wie ich finde, ist das eine sehr positive Entwicklung, die unbedingt langfristig beibehalten werden sollte.

Über die Autorin: Ricarda Bohn ist Senior Corporate Communications Managerin bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Stuttgart. Ihr besonderes Interesse gilt der stringenten Verknüpfung von Unternehmens- und Kommunikationsstrategie im Konzernalltag sowie der strategischen Kommunikation. Nebenberuflich engagiert sie sich in der Nachwuchsförderung und veröffentlicht für Young PR Pros den Podcast Young Communicators. Ricarda gehört der GWPR Next Gen Leadership Initiative an, die sich speziell an Frauen mit fünf bis zehn Jahren Berufserfahrung richtet und sie auf ihrem Weg in Führungspositionen der Kommunikationsbranche unterstützt.


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