Führungskräftebefragung: Integrität toppt bei der Arbeitgeberbindung Klimaschutz

56 Prozent der Führungsverantwortlichen großer Unternehmen erwarten von ihrem Arbeitgeber, dass er sich stärker als bisher für Integrität, Transparenz und Fairness im Wettbewerb einsetzt. Das belegt die Studie „Compliance und Integrität in der Krise“, die von der Kommunikationsagentur A&B One, Frankfurt am Main, und dem Zentrum für Wirtschaftsethik (ZfW), Konstanz, vorgelegt wurde. Ein ethisch einwandfreies Geschäftsgebaren hat demnach für die Arbeitgeberbindung aktuell stark an Bedeutung gewonnen. Integer zu handeln, hat in den Unternehmen allerdings nicht immer oberste Priorität – so die Sicht der Befragten.

Die Grafik zeigt, wofür sich Arbeitgeber aus Sicht der Führungskräfte stärker einsetzen sollen. (Quelle: Führungskräftebefragung von A&B One und ZfW)

Die Entwicklung einer wertebasierten Compliance-Kultur wird essenziell, weil die Arbeit im Homeoffice mehr Eigenverantwortung erfordert: Geltende Regeln sind dort weniger präsent, ihre Einhaltung kann schlechter kontrolliert werden. 37 Prozent der Führungskräfte schließen nicht aus, dass es beim Remote Working zu mehr bewussten Regelverstößen kommt.

Auf allen Ebenen des Managements hält die Beunruhigung über immer neue Wirtschaftsskandale an. In der nun zum zweiten Mal aufgelegten Studie zur Bedeutung von Compliance und Integrität, für die 303 Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten befragt wurden, erklärten die Teilnehmenden mehrheitlich, sie erwarteten von den Unternehmen mehr Einsatz für ökologische, rechtliche und soziale Werte.

Über die Bindung an den Arbeitgeber entscheiden zunächst die Arbeitsbedingungen: Freiräume, Work-Life-Balance, herausragende Produkte und wirtschaftlicher Erfolg. Dass der eigene Arbeitgeber Wert auf ein ethisch einwandfreies Geschäftsgebaren legt und auch in kritischen Situationen integer handelt, bewegt die Beschäftigten mehr als explizit soziale oder ökologische Ziele wie zum Beispiel Umwelt- und Klimaschutz, Diversität oder Menschenrechte. Nachhaltigkeit bleibt wichtig, darf mit Blick auf die Gewinnung und Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber nicht überschätzt werden.

„Die derzeit unter dem Schlagwort ‚Purpose‘ diskutierte Verankerung von ökologischen oder sozialen Zielen im Geschäftszweck eines Unternehmens setzt ein breit verankertes Bewusstsein für integres Geschäftsverhalten zwingend voraus“, erklärt dazu Professor Stephan Grüninger vom Zentrum für Wirtschaftsethik. „Andernfalls wird aus dem Bekenntnis zu mehr Sustainability schnell das berüchtigte ‚Greenwashing‘, mit erheblichen Reputationsrisiken. Eine isolierte Compliance-Betrachtung von Risikofeldern sollte daher auf ein integriertes Management der Unternehmensintegrität umgestellt werden.“

Viele Unternehmen setzen aus Sicht der Befragten allerdings andere Prioritäten: Der wirtschaftliche Erfolg hat Vorrang, die Arbeitsbedingungen treten dahinter zurück. Defizite sehen die Führungskräfte vor allem in ethischen Konfliktfragen: Nur die Hälfte bescheinigt ihrem jeweiligen Arbeitgeber, dieser lege viel Wert darauf, auch dann integer zu handeln, wenn sich das einmal „nicht rechnet“. 64 Prozent der Führungskräfte sind beunruhigt über Skandale und Missstände in der Wirtschaft, und 53 Prozent glauben, dass Fehlverhalten heute häufiger vorkommt als vor zehn Jahren.

Neue Compliance-Risiken durch Regel-Unsicherheit im Homeoffice

Knapp zwei Drittel der befragten Führungskräfte können im Homeoffice arbeiten, und sie nutzen dies seit Ausbruch der Corona-Krise auch intensiv. Bei der Arbeit daheim haben sie zu 41 Prozent eine zunehmende Produktivität und zu 40 Prozent neue Gestaltungsspielräume schätzen gelernt, der Teamgeist lässt allerdings eher nach.

Mit den neuen Freiheiten und den veränderten Arbeitsabläufen entstehen neue Compliance-Risiken. 71 Prozent der Befragten berichten von neuen Unsicherheiten im Umgang mit Regeln, 54 Prozent gehen davon aus, dass diese im häuslichen Umfeld schneller vergessen werden. Besonders beunruhigend: 37 Prozent der Führungskräfte schließen nicht aus, dass es im Homeoffice auch mehr bewusste Regelverstöße geben wird. Gleichzeitig rechnen 61 Prozent damit, dass die Unternehmen schlechter kontrollieren können, ob Richtlinien und Prozessvorgaben eingehalten werden.

„Es gilt noch mehr als bisher, integres Handeln aktiv zum Thema zu machen“, schlussfolgert Hartwin Möhrle, Senior Advisor und Experte für Compliance-Kommunikation bei A&B One. „Bei der krisenbedingten Umstellung auf Remote Work hatte Compliance nicht immer oberste Priorität. Dezentrales Arbeiten erfordert aber in besonderem Maße eine klare Wertehaltung und die Bereitschaft zur individuellen Verantwortungsübernahme.“

Offene Diskussionen und persönlicher Austausch schaffen Awareness

Die Befragung zeigt, dass in der Praxis zu wenig Wert auf persönlichen Austausch, Beratung und Diskussionsangebote gelegt wird. Diese Maßnahmen sind aus Sicht der Teilnehmenden besonders wirksam, werden aber nicht durchweg eingesetzt. Der offene Dialog erweist sich als effektiver Hebel für mehr Top-Level Commitment und Daily Work Awareness. „Die so häufig eingeforderte ‚Speak Up Culture‘ wird erst entstehen, wenn das Sprechen über Compliance-Themen aktiv gefördert und eingeübt wird“, so Hartwin Möhrle: „Der Tone from the Middle ist essenziell für Compliance. Er entwickelt sich nicht in E-Learning-Schulungen“. Der Studie zufolge gilt das erst recht für die Arbeit im Homeoffice: Das Regelbewusstsein verbessert sich, wenn Fragen von Compliance und Integrität auch in den Team-Meetings besprochen werden.

Studiendesign

Die Befragung stellt die Sichtweise des unteren und mittleren Managements und damit eine zentrale Zielgruppe von Compliance-Kommunikation in den Mittelpunkt. Die Umfrage fand im November 2020 statt und ist mit einer vorhergehenden Studie aus dem Jahr 2019 direkt vergleichbar.

Web-Talk „Compliance und Integrität in der Krise“ am 08. März 2021 um 14:30 Uhr

Im Gespräch mit Compliance-Praktikern stellen die Autoren Studienergebnisse, Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen für das Integrity Management vor. Die einstündige Veranstaltung findet als Web-Meeting am 8. März um 14:30 Uhr statt. Interessenten können sich via A&B One-Website anmelden.

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