Ab ins Klubhaus

Ja, auch unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar konnte sich dem Sog von Clubhouse nicht entziehen. Dabei ist er der Ansicht, dass Hypes ungesund sind. Aber in dieses ganz besondere Social-Media-Klubhaus hat er dann doch reingeschaut oder besser gesagt, reingehört. Und nicht nur das, er hat sogar einen „Raum“ zum Thema PR aufgemacht, sein Mikro angeschaltet (wie vor seinen Keynotes, siehe Symbolfoto) und mehr als 100 Menschen waren dabei. Wie das alles vor sich ging und wer federführend mit von der Partie war, über was er gesprochen hat und mit was er die Clubhouse-Szene vergleicht, ja natürlich, das lesen Sie in seiner neuesten Kolumne. Verpassen Sie bloß nicht, sie zu lesen, sonst droht FOMO …

Von Murtaza Akbar, Neu-Isenburg

Selten in meinem Leben, ich glaube, eigentlich noch nie, war ich so froh, ein iPhone zu besitzen. Denn ansonsten wäre ich komplett außen vor gewesen. Vor allem von der hippen Szene. Keine Chance, ich wäre weg vom Fenster, aus, basta, abgeschnitten. Wahrscheinlich hätte ich auch dieses allseits erwähnte „FOMO“ bekommen. „Fear of missing out“. Die Angst, etwas zu verpassen, wie damals, als man in der Oberstufe nicht bei der angesagtesten Party der Schule eingeladen war oder in den coolsten Clubs der Stadt nicht am Türsteher vorbeikam. Selbstredend, dass ich einst selbst immer die besten Partys (oder Parties?) geschmissen habe und in der Frankfurter Clubszene voll drin war. Man gönnt sich ja sonst nix. In irgendwas musste ja auch ich vorne mit dabei sein. So ganz ohne Social Media und Selfies. Okay, ist auch ein bisschen Koketterie dabei, klar, ich war damals halt voll der Party-Club-Optimist.

Und heute? Da hat mich an einem Wochenende Mitte Januar eine Freundin gefragt, ob ihr Bekannter mich ins Clubhouse einladen soll. Er hatte noch ein „Invite“ frei und ich sei doch so ein Online-Mann. Welches Klubhaus? Was für ein Vereinsheim meint sie? „Hast Du schon in LinkedIn reingeschaut?“ „Nee, warum?“ „Dann mach’ mal.“ In jedem zweiten Beitrag ging‘s um dieses Clubhouse und Hunderte sehnten sich nach einem Invite (lassen wir das brisante Thema Datenschutz bei Clubhouse mal „draußen“). Oha, keine Chance, am Türsteher vorbeizukommen ohne eine Einladung, merkte ich. Wie damals im großartigen Dorian Gray am Frankfurter Flughafen bei meinem allerersten Clubbesuch im Alter von 15 Jahren. Da hatte ich auch eine Einladung, sonst hätte ich mich gar nicht getraut, raus zum Airport zu fahren. Nur doof, dass ich das damals schon so gegen 22.30 Uhr gemacht hatte. Da war der Club noch halbleer.

Das Clubhouse schien mir dagegen schon ordentlich besucht, als ich mir das Invite am Sonntag per SMS schicken ließ. Und alles nur Apple-Jüngerinnen und -jünger, iPhone only. Dabei hat die Hälfte meines Agenturteams Android-Smartphones. Die müssen draußen bleiben. Ich ging rein in die ersten Räume, in den „getalkt“ wurde, aufgemacht von einem oder einer, oft mit weiteren Moderatorinnen und Moderatoren, die dann Leute aus der „Audience“ auf die Bühne holen, die auch mitreden oder Fragen stellen können. Im Laufe der Tage waren da Thomas Gottschalk, Joko Winterscheidt, Manuela Schwesig, unzählige Journalisten und Journalistinnen und der lässige Auftritt des Gaming- und Sprachexperten Bodo Ramelow auf der Bühne zu erleben. Hörte sich bisschen so an, als ob wir den Promis beim Besuch im Berliner In-Restaurant Borchardt zuhören durften. Perfektes Timing dieser Social-Media-App, während der Corona-Pandemie einen Hype zu kreieren. Viele haben aktuell wohl Zeit zum Lauschen.

Aber halt, da waren auch echt viele PRler und PRlerinnen dabei. Ganz viele am Talken und so. „Wer soll sich das alles wann anhören?“ habe ich einer Bio gelesen. Sie wissen schon, die Biografie im Profil eines Users. Ohne Englisch geht’s halt nicht, heißt ja auch Clubhouse und eben nicht Vereinsheim. So vielfältig dort! Apropos Vielfalt. Eines meiner Herzensthemen, auch Diversity genannt, Englisch, siehe oben. Und weil ich bei diesem Thema üppigen Nachholbedarf in unserer PR- und Kommunikationsbranche sehe, hatte auch ich einen Raum „terminiert“ in diesem schönen Clubhouse. Nicht alleine, sondern gemeinsam mit den ganz wunderbaren Mitmacherinnen und Mitmachern Tchoko, Ikbal, Phi und Top-Netzwerker Nico. An den Namen merken Sie schon wie vielfältig wir sind, gell? Das ist übrigens Hessisch. Wir wollten eine gute Stunde sprechen, wie wir die Vielfalt fördern können, aber dann waren da mehr als 120 Clubhousler und Cluabhouslerinnen dabei – und es wurden zweieinhalb wertvolle, tiefgehende Stunden. Herzlichen Dank allen Mitwirkenden. Wir bleiben dran. An den Themen Vielfalt, Sprache, Kommunikation, PR und Werte. Im wahren Leben und im Clubhouse. Sind Sie das nächste Mal im Klubhaus mit dabei?

Über den Autor: Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation sowie Speaker, Trainer und Coach zum Thema Sprache und (Kunden-)Kommunikation. Zu erreichen ist Murtaza Akbar per E-Mail beziehungsweise via TwitterInstagram und Facebook.

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