Futur III-Mitgründer Heimann: „Ein gewisser jugendlicher Leichtsinn hält den Blick offen“

Vor nicht allzu langer Zeit hat Jochen Heimann (32) selbst noch regelmäßig Hörsäle und Seminarräume besucht. Nur kurz nach seinem Studium gründete er seine eigene Agentur Futur III zusammen mit Arif Demir und Felix Sievers. Im Gespräch mit dem „PR-Journal“ erzählt er von seinen Erfahrungen als junger Gründer und Agenturinhaber – und setzt sich ein für leidenschaftliche Kommunikation mit relevanten Botschaften.

Jochen Heimann

PR-Journal: Drei Jahre lang haben Sie in Hannover PR studiert. Zwei Jahre später waren Sie bereits Gründer einer Agentur. Wie gut hat das Studium auf den Alltag als Agenturinhaber vorbereitet?
Jochen Heimann: Ich habe mir an der Hochschule gute Kommunikationsgrundlagen angeeignet, aber letztendlich ist es doch nur ein Bachelorstudium. Was mir durchaus geholfen hat, war das Praxissemester. In meiner Zeit bei achtung! habe ich den Agenturalltag zwar nur angeschnitten, jedoch kam mir schon damals vergleichsweise viel Verantwortung bei coolen Projekten zu. Selber zu gründen, ist aber eine ganz andere Nummer. Darauf hat einen gar nichts vorbereitet. Und Gründen studieren kann man eben auch nicht (lacht).

PR-Journal: Wann kam Ihnen die Idee, sich selbstständig zu machen?
Heimann: Irgendwann ein eigenes Unternehmen zu haben, die Idee gab es schon immer. Das kommt durch die familiäre Prägung, denn schon mein Vater war sein Leben lang selbstständig. Dass ich eine Kommunikationsagentur gründen wollte, wurde mir während des Studiums klar. Während meiner ersten Berufserfahrungen nach der Uni stellte ich fest, dass ich eigene Vorstellungen abseits bestehender Strukturen umsetzen wollte. Ich war schon immer ein Dickkopf.

PR-Journal: Nebenbei haben Sie sich als Student für den Public Relations Studierende Hannover e.V. (PRSH) in der Online- und Medienarbeit engagiert. Was nehmen Sie aus dem Ehrenamt für das Berufsleben mit?
Heimann: Jedes Ehrenamt ist ein Zusatzaufwand – gerade bei einem so zeitintensiven Studium. Selbst wenn man wirklich für etwas brennt, muss man sich über das normale Maß hinaus reinhängen, um Erfolge zu sehen. Das hat mich tatsächlich auf das Berufsleben vorbereitet.

PR-Journal: Und worin bestanden die Schwierigkeiten bei der Gründung?
Heimann: Zum einen ist es wichtig zu verstehen, dass es die eine wahre Aufstellung einer Agentur gar nicht gibt – es ist eher eine dauerhafte Findungsphase. Wir müssen uns Zeit dafür nehmen, uns genau zu hinterfragen. Zum anderen ist da die Bürokratie. Gründen wird einem nicht einfach gemacht. Und dass wir ohne Fremdkapital gestartet sind, hat die Sache auch nicht wirklich erleichtert. Wir sind sehr idealistisch gestartet und haben auch viel Glück gehabt. Da keiner von uns BWL-Kenntnisse vorzuweisen hatte, war die Aneignung dieses Wissens – bzw. das Finden der richtigen Leute – ein großer Schritt.

PR-Journal: Auf Ihrer Webseite lassen Sie Ihren Unmut über die Entwicklung in der Kommunikation frei, sie sei „laut, anstrengend, planlos und ohne echte Botschaften“. Wie schaffen Sie es als „Neulinge“, genau so nicht zu sein?
Heimann: Das gilt natürlich nicht für alle. Es gibt auch sehr viele gute Beispiele für kluge Kommunikation, in denen eine gesellschaftliche Relevanz ausgekehrt wird. Dass wir es so drastisch formulieren, liegt daran, dass es an vielen Stellen eben nicht so ist. Wir sind davon überzeugt, dass Kommunikation, die sich konsequent auf gesellschaftlichen Mehrwert ausrichtet, nachhaltig relevant ist. Darauf legen wir in unserer Arbeit Wert. Bspw. haben wir in diesem Jahr den mittleren der „Drei Warmen Brüder“ (Heizkraftwerk in Hannover, Anm. d. Red.) ausgeschaltet, um ein Zeichen zum Abstandhalten während der Corona-Zeit zu setzen. Mit einem relevanten Ansatz haben wir innerhalb von zwei Tagen fast 16 Millionen Leute erreicht, was in der Region Hannover sehr viel ist. Wir kombinieren Strategie und Kreativität, weil wir möchten, dass beides generell gemeinsam gedacht wird. Die kreativste Kampagne verpufft ohne Strategie und jede noch so durchdachte Strategie erreicht ohne kreative Maßnahme nicht die Menschen.

PR-Journal: Statt Corporate Social Responsibility stehen Sie für Honest Social Responsibility - jugendlicher Idealismus oder fester Teil der Philosophie?
Heimann: Warum sollten jugendlicher Idealismus und feste Philosophie getrennte Wege gehen? Es ist doch super, wenn die Unternehmensphilosophie von einem reflektierten Idealismus geprägt ist. Ein gewisser jugendlicher Leichtsinn hält den Blick für die Dinge offen, die schön und richtig sind. Markenkommunikation nimmt in unserer Welt einen immer höheren Stellenwert ein, damit geht eine hohe Verantwortung für unsere Branche einher. Inzwischen ist jede Aussage, die eine Marke trifft, superschnell überprüfbar. Deswegen ist Ehrlichkeit ein so wichtiger Wert – und die wünschenswerte Handlung sollte immer am Anfang der Kommunikation stehen. Das verstehen wir unter Honest Social Responsibility.

PR-Journal: Nehmen Ihre Kunden Sie genauso ernst wie etablierte Agenturen?
Heimann: Absolut. Viele Auftraggebende wollen ja gerade die junge, hippe Agentur, die ein bisschen kreativer ist, anders denkt und frecher agiert. Nichtsdestotrotz liegt dem Ganzen fundierte Arbeit zugrunde. Nicht grundlos vertrauen uns große Auftraggebende wie die Deutsche Bahn, obwohl Futur III noch klein ist und wir erst wenige Cases vorzuweisen haben.

PR-Journal: Welche Tipps haben Sie für Berufseinsteiger?
Heimann: Auch wenn es banal klingt, sollte man immer ehrlich zu sich sein und sich selbst am stärksten kritisieren. Es ist wichtig, bescheiden zu bleiben. Das fällt auch mir nicht immer ganz leicht. Wenn man für etwas Leidenschaft entwickelt, sollte man in jedem Fall am Ball bleiben. Extrem wichtig ist mir außerdem eine Handvoll Vertraute um mich herum – Menschen, die mir klar spiegeln, was gut war und was nicht. Letztlich sind Kontakte das halbe Leben und müssen gepflegt werden. Dabei geht es nicht nur um das berufliche Netzwerk, sondern vor allem auch um Menschen, von deren Erfahrungen ich lernen kann.

PR-Journal: Futur III bedeutet, „heute schon an das zu denken, was in der Zukunft erledigt sein sollte.“ Was werden Sie in zehn Jahren erledigt haben?
Heimann: Es ist gut, einen groben Plan zu haben. Trotzdem hinterfragen wir ständig, was sich in der Welt und der Gesellschaft verändert. Nicht, um sich direkt anzupassen, sondern um agil zu reagieren. Wir wollen in zehn Jahren noch immer in der Lage sein, durch kreative und kluge Lösungen mit Veränderungen umzugehen. Unseren Charakter zu bewahren, steht für mich an erster Stelle.

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