Eines der Plakatmotive, die die Gemeinsamkeiten zwischen Juden und Christen in den religiösen Festen, aufzeigen sollen. (Grafik und Gestaltung: Uwe Baumann)

Die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) starten im kommenden Jahr eine Kampagne gegen Antisemitismus. Die Inhalte der Plakat-Kampagne „#beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst“ wurden am 11. November in der Berliner Parochialkirche vorgestellt. Sie richtet sich insbesondere an die Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen. Kernanliegen der Kampagne ist es, die Gemeinsamkeiten zwischen Juden und Christen in den Festen und im religiösen Leben aufzuzeigen, um gegen den zunehmenden Antisemitismus klar Stellung zu beziehen, der auch christliche Wurzeln hat.

Die Kampagne startet im Januar 2021 bundesweit und ökumenisch. Kernstück werden Plakate für jeden Monat sein, die anhand von Festen und Traditionen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede der beiden Religionen benennen und in den Gemeinden aufgehängt werden können. Ein QR-Code auf den Plakaten führt zu einer Website, auf der die Themen aufgearbeitet werden.

Rabbiner Professor Andreas Nachama, Vorsitzender der allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands, begrüßt die Kampagne, an deren Entstehen er selbst mitgewirkt hat: „Seit Jahrzehnten sind die Umfragen über Antisemitismus in Deutschland in der Prozentzahl ungefähr gleich, sie liegen immer zwischen 20 oder 25 Prozent. Ich selber könnte sagen, diesen 20 Prozent bin ich nicht begegnet, aber wir wissen: die Kirchen sind Teil dieser Gesellschaft, also wird es auch dort Antisemitismus geben, auch wenn ich in vielen Begegnungen mit Christinnen und Christen diese Erfahrung nicht gemacht habe. Und so finde ich es gut, dass es diese Plakatreihe gibt, die Christliches und Jüdisches einander gegenüberstellt. Man erkennt Gemeinsames, man erkennt auch Unterschiede. Es wurde in dieser Plakatreihe nicht alles weggeschliffen, was an Kanten und Unterschieden drin ist, sondern es bleibt stehen – dass wir uns für das interessieren, was den Anderen etwa zur gleichen Zeit bewegt.“

Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, freut sich „ganz besonders über dieses Projekt. Denn es gibt immer noch einen weitverbreiteten Glauben in unserem Land, dass die Bekämpfung des Antisemitismus die Mehrheit der Bevölkerung nichts anginge. Zum einen, weil sie nicht betroffen sei, und zum anderen, weil es im Zweifelsfall jedenfalls nicht ihre Aufgabe sei, hiergegen aktiv zu werden. Deshalb ist es so wichtig, das Bewusstsein hierfür zu stärken.“

Initiative der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

Entstanden aus einer Initiative der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), hat sich die Kampagne zu einem deutschlandweiten ökumenischen Projekt entwickelt, das von der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz aufgenommen wurde und unterstützt wird.

Bischof Ulrich Neymeyr (Erfurt), Vorsitzender der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz, bekräftigt daher: „Diese theologische Einsicht hat politische Konsequenzen. Seit einigen Jahren nimmt der Antisemitismus in Deutschland wieder zu. Das darf uns nicht gleichgültig lassen. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Juden beleidigt oder angegriffen werden. Und wir dürfen nicht weghören, wenn über Judenwitze gelacht, wenn über eine angebliche jüdische Weltverschwörung schwadroniert oder wenn der Staat Israel dämonisiert wird. Papst Franziskus hat es auf die prägnante Formel gebracht: ,Ein Christ kann kein Antisemit sein!‘ Ich füge hinzu: Es ist die Pflicht von uns Christen, jeder Form von Antisemitismus entschieden entgegenzutreten.“

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD, schließt sich dem an: „Gerade jetzt ist es so wichtig, dass wir Zeichen gegen den wieder neu anschwellenden Antisemitismus setzen. Und die Kampagne dient genau diesem Ziel in – glaub ich – hervorragender Weise. Es muss deutlich werden, dass Antisemitismus Sünde ist und allem widerspricht, wofür das Christentum steht.“


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