Autorinnenbeitrag: Geschichten finden, nicht erfinden!

Storytelling ist ein beliebtes und erfolgversprechendes PR-Instrument. Eine gute Geschichte kann unterhalten, informieren und motivieren. Beim Thema Energiewende gelten in Bezug auf Storytelling jedoch besondere Spielregeln. Wer glaubwürdig sein will, dessen Story muss auf Fakten – und nicht auf Fiktionen – basieren. Denn dass wir die Energiewende brauchen, ist Realität. Die gute Nachricht: Wenn die Fakten stimmig sind, schreiben sich die Geschichten fast von selbst.

Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sie kann nur gelingen, wenn buchstäblich jede und jeder mitmacht. Gesamtgesellschaftliche Aufgaben sind jedoch erfahrungsgemäß unbeliebt, das liegt nicht nur an ihrer schieren Größe, sondern auch an ihrer Unübersichtlichkeit. Wenn wir möchten, dass sich möglichst viele Menschen engagieren, dann müssen wir das, was die Energiewende für uns bedeutet, und die Frage, was die oder der Einzelne tun kann, für alle verständlich und vor allem motivierend kommunizieren.

Bei E.ON haben wir uns im letzten Jahr intensiv mit drei Leitfragen beschäftigt: Wie können wir nicht nur unsere Kundinnen und Kunden, sondern die Menschen in unserem Land motivieren, diese Schritte mitzugehen? Wie können wir ihnen die Sorge nehmen, dass Energiewende automatisch Verzicht oder Einschränkungen bedeutet? Und wie können wir ihnen zeigen, dass auch kleine Beiträge in der Summe Großes bewirken und daher ebenso unverzichtbar sind wie große politische Weichenstellungen?

Klare Ziele und Wissensaufbau

Anhand dieser Leitfragen haben wir zwei tragende Säulen unserer kommunikativen Arbeit definiert: Zum einen möchten wir – im Kleinen wie im Großen – zeigen, was wir alle bereits erreicht haben. Zum Gelingen der Energiewende braucht es nicht viel, sondern viele! Gemeinsame Erfolge motivieren mindestens genauso stark wie Zielvorgaben von oben. Zum anderen wollen wir die emotional aufgeladenen Debatten mit konkreten Zahlen und Fakten versachlichen und zum Wissensaufbau beitragen – klassische, kommunikative Basisarbeit also.

Mit dem E.ON Energieatlas haben wir eine interaktive Deutschlandkarte entwickelt, mit deren Hilfe wir beide Kommunikationsziele zugleich erreichen möchten. Der Atlas bricht die wichtigsten Kennzahlen rund um die Energiewende bis auf Bundesland- und Landkreisebene herunter. Er lässt sich spielerisch und intuitiv bedienen. Per Klick und Mouseover über die Karte erhalten Nutzerinnen und Nutzer eine Vielzahl an Informationen: An welchen Orten ist wieviel Kapazität an erneuerbaren Energien installiert? Und wie verteilen sich diese Erneuerbaren auf Windenergie, Solarenergie, Wasserkraft und Biomasse? Wie viele private Photovoltaikanlagen gibt es und wo beteiligen sich Bürger an Wind- und Solarparks? Aber auch: Wie viele Elektroautos, Ladepunkte und E-Bikes gibt es in den entsprechenden Regionen – und wo werden besonders viele Patente zu erneuerbaren Energien angemeldet? Gerade die letzte Frage würdigt die „stille“, aber wertvolle Arbeit der vielen Wissenschaftler und Tüftler in unserem Land.

EON Energieatlas Screenshot 2020

Der Energieatlas von E.ON. Mit den zusammen getragenen Fakten können viele Geschichten geschrieben werden.

Die einzelnen Themenkategorien wiederum sind ideale Startrampen für ergänzende Texte und Stories. So lassen sich um den Energieatlas herum zahlreiche Features gruppieren: beispielsweise über die Verbreitung von E-Bikes und Pedelecs, Faktenchecks zur E-Mobilität oder auch Hintergrundinfos und Bundesländer-Rankings für einzelne Kategorien.

Größerer Aufwand als gedacht

Zugegeben: Der Aufwand für dieses Projekt war größer, als wir zunächst dachten. Zwar war von Beginn an klar, dass unsere Daten so aktuell und akkurat wie möglich sein müssen – nur so sind die einzelnen Regionen wirklich fair miteinander vergleichbar. Wir stellten jedoch bei der Recherche fest, dass nicht alle öffentlich erhältlichen Daten konsistent oder auf Landkreisebene verfügbar waren, wir mussten eine Vielzahl von Quellen sichten und aufwendig konsolidieren – und zum Teil auch neue Daten erheben, insbesondere im Bereich des Bürgerengagements. Dazu haben wir eine eigene, bundesweite Umfrage mit dem Institut Civey gestartet, um herauszufinden, wo private Photovoltaikanlagen installiert sind und wie die Bürgerinnen und Bürger zu konkreten Fragen der Energiewende stehen. Außerdem haben wir die Marktdaten und die von uns erhobenen Daten miteinander verwoben, um für die einzelnen Regionen die „grünen Energiemeister“ zu definieren – die Regionen, in denen besonders leistungsstarke Ökostromanlagen, hohes Bürgerengagement und viele Patentanmeldungen zu erneuerbaren Energien verzeichnet sind. Alles dies ist per Mausklick im E.ON Energieatlas abrufbar.

„Tag der grünen Energie“

Parallel dazu haben wir einen neuen Aktionstag kreiert, den wir alle gemeinsam nach hinten schieben können, je besser der Ausbau der erneuerbaren Energien voranschreitet: den „Tag der grünen Energie“. Wir haben rechnerisch für das aktuelle Jahr und die zurückliegenden 30 Jahre ermittelt, bis zu welchem Tag im Jahr sich Deutschland komplett mit erneuerbaren Energien selbst versorgen könnte, basierend auf der installierten Leistung. Im Jahr 1990 wären wir – basierend auf 19.7 TWh installierter Leistung – lediglich bis zum 13. Januar gekommen. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 verbrauchte Deutschland mehr als 455 TWh Strom (Umweltbundesamt), also 23 mal so viel wie die installierte Leistung. Im Jahr 2020 hingegen hätte die installierte Leistung Deutschlands bereits bis zum 20. Juni gereicht: dem Tag, an dem wir den Energieatlas der breiten Öffentlichkeit vorgestellt haben. Eine erfreuliche Entwicklung – und nebenbei noch eine gute, faktenbasierte Story, wie ich meine.

Die Resonanz war sehr positiv: Mit 279 Millionen Monthly Unique Visitors, 545 Presseartikeln, 19 Agenturmeldungen und 50 Rundfunkbeiträgen betrachten wir den Energieatlas als Erfolg – vor allem weil die Kommunikation rund um den Energieatlas bereits 45 Prozent unserer gesamten Online-Reichweite des kompletten Vorjahres ausmacht. Auch in den sozialen Medien konnten über drei Millionen Social-Media-Nutzer auf unseren eigenen Kanälen erreicht und an die fünf Millionen Impressions erzielt werden. Wir haben auch von Journalistinnen und Journalisten, Bürgerinnen und Bürgern viele wertvolle Rückmeldungen und spannende Ideen mitgeteilt bekommen. Darüber freuen wir uns sehr. Daher werden wir den E.ON Energieatlas sukzessive weiterentwickeln: mit weiteren Umfragen, Daten und Stories, die sich aus den Daten ergeben. Und wäre es nicht ein schönes Ziel, eines Tages den „Tag der grünen Energie“ am 31. Dezember zu feiern?

Über die Autorin: Ulrike Schiermeister ist seit 2006 bei E.ON tätig. Sie besetzte unterschiedliche Positionen im Konzern. Seit Januar 2013 ist sie Leiterin Unternehmenskommunikation des deutschen Vertriebs von E.ON.

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Personalien

Michael Schattenmann folgt auf Stefan Caspari

Michael SchattenmannMichael Schattenmann (49) wird zum 1. Juni 2024 neuer Leiter der Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Andreas Stihl AG & Co. KG in Waiblingen. Er übernimmt die Position von Stefan Caspari (61), der den Bereich über zwei Jahrzehnte geleitet hat und nun die passive Phase seiner Altersteilzeit antritt. Er berichtet direkt an den Vorstandsvorsitzenden Michael Traub.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Von wegen Mittelmaß! Deutsche Marken im Siegermodus

Top 10 Grafik mit UnternehmenslogosAlle deutschen Top 10 Marken sind zweistellige Markenmilliardäre und bringen zusammen über 350 Milliarden Markenwert auf die Waage. Das schafft mit weitem Abstand kein anderes Land in Europa. Das geht aus dem aktuellen „Brand Finance Report“ 2024 hervor. Interessant: Die Händlermarken Lidl (9) und Aldi Süd (10) sind nun beide in den Top 10, da Aldi Süd den Vorjahreszehnten adidas überholt hat.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Interne Kommunikation: Weniger ist mehr

Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

Aus- und Weiterbildung

Neues Intensivtraining

Karen HoffmannDie Deutsche Akademie für Public Relations dapr, Düsseldorf, startet ihr neues Intensivtraining Corporate Community Manager am 18. September 2024. Ab sofort können sich Interessierte dazu anmelden. Im dreitägigen Seminar lernen Mitarbeitende und Führungskräfte aus Kommunikation, Marketing, PR, HR sowie Change-Management, wie sie interne Gemeinschaften aufbauen und managen.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Das Königshaus und seine PR

Kate, Prinzessin von WalesEine Frau, eine Parkbank, eine Botschaft. In der vergangenen Woche machte die Prinzessin von Wales persönlich in einem Video ihre Krebskrankheit öffentlich. Auch das ist Public Relations. „Kate hat Krebs“ – diese Alliteration zieht sich seither durch die Berichterstattung. Beiläufig wird darüber diskutiert, ob das Königshaus mit guter oder schlechter PR glänzte, worüber sich streiten lässt.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Auszeichnung für zwei Gewinnerinnen

Caroline Siegel, Lina Blenninger und Günter BenteleLina Blenninger und Caroline Siegel sind die Gewinnerin des Günter-Thiele-Preises 2024 und werden mit dem gleichnamigen Forschungsstipendium 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 12. April 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Refresh“ des Lehrbereichs Communication Management an der Universität Leipzig statt. Der Jury-Vorsitzende ist Professor Günter Bentele.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.