Alle Welt redet von Konferenzen am Küchentisch, von Homeoffice neben Homeschooling, von Doppelbelastung und (beschleunigter) Digitalisierung – was aber, wenn das Problem nicht darin besteht, wie man in der Krise seinen Arbeitsalltag gestaltet, sondern darin, dass man seinen Arbeitsalltag ohnehin gern verändern würde oder es im schlimmsten Fall schon gar keinen mehr gibt? Sicher scheint, dass wir Richtung Rezession schlittern und die Corona-Krise Arbeitsplätze kosten wird. Am Ende ist es egal, ob der Jobwechsel freiwillig erfolgt, oder nicht: Die berufliche Neuorientierung ist in diesen unübersichtlichen Zeiten schwierig – aber noch lange kein Grund zum Verzweifeln. Wir zeigen nachfolgend auf, wie man die Neuorientierung angehen kann.

Die gute Nachricht: Umfragen zeigen, dass längst nicht alle Unternehmen Einstellungsstopps verhängen und viele sogar gerade in der Krise Unterstützung in der Kommunikation benötigen. Die Chancen auf einen erfolgreichen Wechsel oder schnellen Wiedereinstieg steigen, wenn man sich vorher mit den zentralen Fragen befasst, die Bewerbungsprozesse in der aktuellen Situation beeinflussen.

1. Lohnen sich Bewerbungen jetzt überhaupt?

In jedem Fall! Allerdings macht es mehr denn je Sinn, sich nicht einfach auf Stellenausschreibungen zu verlassen, die schlimmstenfalls noch aus der Vor-Corona-Zeit in Jobportalen stehen. Falls Sie einen Ansprechpartner kennen, fragen Sie kurz nach, ob die Stelle noch vakant ist. Knüpfen Sie neue Kontakte und machen Sie sich schlau – es gibt zahllose Möglichkeiten, wie zum Beispiel das kostenfreie Webinar „Bewerben in der Krise“ der PRCC Personalberatung. Nutzen Sie außerdem Ihr Netzwerk: Viele Firmen schreiben aktuell zwar nicht aus, aber der Bedarf ist dennoch vorhanden. Lassen Sie Ihr Umfeld wissen, dass Sie auf der Suche sind, eine Mitarbeiterempfehlung ist häufig der kürzeste Weg in den neuen Job.

2. Welche Fähigkeiten sind derzeit besonders gefragt?

Das variiert wie auch in „normalen“ Zeiten je nach Position, Branche und Unternehmensstruktur. Allerdings kristallisieren sich einige Bereiche heraus, die aktuell und in Zukunft besonders im Fokus stehen (werden): Profis in der Internen und der Change Kommunikation werden ebenso benötigt wie Mitarbeiter, die souverän an Schnittstellen zwischen verschiedenen Bereichen agieren.

Gerade jetzt gilt: Denken Sie zukunftsorientiert. Viele Branchen werden sich entwickeln und neue Potenziale für sich erschließen – und damit auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen, die das Team passgenau unterstützen. Möglicherweise werden gerade Ihre Kompetenzen plötzlich an Stellen gefragt sein, über die Sie zuvor nie nachgedacht haben. Außerdem: Nutzen Sie die Zeit, um sich über Ihr Profil klar zu werden und es bestenfalls zu schärfen. Erkennen Sie Trends frühzeitig. In der Zukunft werden möglicherweise andere Schlüsselqualifikationen benötigt – gehören Sie zu den ersten, die sich genau dafür fit machen.

3. Inwiefern laufen Recruiting-Prozesse jetzt anders?

Momentan verlagern sich Bewerbungsprozesse in die digitale Welt. Während Online Assessment Center schon lange kein Neuland mehr sind, laufen heute ganze Gesprächsreihen per Videokonferenz ab – vom Erstkontakt bis zum Vertragsangebot. Aber nur weil kein Handschlag stattfindet, heißt das nicht, dass es keine Etikette gibt. Der Dresscode ist der gleiche wie im richtigen Gespräch (und schon für´s Gefühl empfiehlt es sich, nicht in Jackett und Jogginghose am Tisch zu sitzen). Und ganz wichtig: Stellen Sie im Vorfeld sicher, dass Sie über die notwendigen technischen Gegebenheiten verfügen, die Tonqualität ausreichend ist, und dass im Hintergrund nicht gerade der Wäschekorb auf Sie wartet. Führen Sie einen Techniktest durch und lernen Sie falls nötig vorab das Programm kennen –denken Sie an wichtige Kleinigkeiten, wie zum Beispiel den Stumm-Knopf.

4. Was tun, wenn ein laufender Prozess plötzlich ins Stocken gerät?

Bringen Sie Geduld mit – auch wenn es schwerfällt. Oft müssen Unternehmen selbst abwarten, wie sich die Dinge entwickeln, ehe sie Geld für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Hand nehmen können. Vorsichtig nachzufragen ist völlig in Ordnung, aber recherchieren Sie vorher, ob Sie etwas über die Gesamtsituation des Unternehmens in Bezug auf die Krise herausfinden können. Ein Tipp: In jeder Branche gibt es Fachmedien, die als Informationsquelle in Frage kommen können. Und setzen Sie niemals nur auf ein Pferd – starten Sie parallel weitere Prozesse.

5. Und wenn sich so gar nichts tut?

Suchen Sie sich Unterstützung von Profis. Headhunter erfahren oft von Vakanzen, noch ehe sie ausgeschrieben werden. Idealerweise wenden Sie sich an Spezialisten Ihres Fachs – so erreichen Sie nicht nur, dass Ihr Gegenüber weiß, wovon Sie sprechen, wenn Sie Ihre Ziele skizzieren. Sie stellen darüber hinaus auch sicher, dass die Netzwerke in die für Sie relevanten Positionen hineinreichen. Das gleiche gilt, wenn Sie selbst aktiv auf der Suche nach einer Wechselmöglichkeit sind. Nutzen Sie ein Outplacement-Angebot. Auch hier empfiehlt es sich, Spezialisten für Kommunikation und Marketing zu Rate zu ziehen.

Über das Autorenduo: Thomas Lüdeke ist Managing Partner der auf Kommunikation- und Marketing spezialisierten PRCC Personalberatung in Düsseldorf. Juliane Weidtmann arbeitet dort als Senior Account Managerin.


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de