PR-Rat untersucht die Kommunikation von Storymachine zur Heinsberg-Studie

Kritik von allen Seiten. Die kommunikative Begleitung der Covid-19-Studie des Virologen Hendrick Streeck im Kreis Heinsberg durch die Agentur Storymachine stößt vermehrt auf Kritik – nicht zuletzt auch in Fachkreisen der PR- und Kommunikationsbranche. Nachdem zunächst fachliche Kritik an der Aussagekraft der Studienergebnisse zum gegenwärtigen Zeitpunkt vom Berliner Virologen Christian Drosten und anderen Experten geäußert wurde, folgt nun auch Kritik am Vorgehen der Agentur von Kai Diekmann, Philipp Jessen und Michael Mronz. In einem lesenswerten Beitrag bezeichnet Jens Rehländer, Leiter der Kommunikation der Volkswagen Stiftung in Hannover, in „meedia.de“ die Dokumentation der Heinsberg-Studie als „schnell ausgebrannte Marketingrakete“. Heute wurde zudem bekannt, dass sich nun auch der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) mit der Arbeit der Storymachine GmbH beschäftigt.

Wurde für zwei Jahre als DRPR-Vorsitzender wiedergewählt: Professor Lars Rademacher. (© Martin Wessner)

Im Rahmen einer online durchgeführten Ratssitzung des DRPR wurde beschlossen, dass sich das freiwillige Organ der Selbstkontrolle mit Arbeit von Storymachine für die Covid-19-Studie beschäftigen wird. Eine entsprechende Untersuchung wird gestartet, weil ein möglicher Verstoß gegen bestehende Transparenzregeln im Raum steht.

Im Zusammenhang mit einer allzu frühzeitigen Präsentation von vermeintlich wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen gab es im Februar 2019 bereits ein Vorkommnis, bei dem Storymachine-Geschäftsführer Kai Dieckmann beteiligt gewesen sein soll. Der Chef der Heidelberger Frauenklinik, Christof Sohn, hatte damals einen Test der Fachwelt und Öffentlichkeit verfrüht und offenbar fälschlicherweise als bald marktreifen Meilenstein bei der Brustkrebserkennung vorgestellt.

Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) überprüfte den Fall im Sommer 2019 und sprach dem Vorstand des Universitätsklinikums Heidelberg und der beteiligten HeiScreen GmbH eine Rüge wegen bewusster Falschbehauptung und Täuschung der Öffentlichkeit aus. Hintergrund war eine von beiden Parteien initiierte Medienkampagne, in der als „Weltneuheit“ ein angeblich marktreifer Bluttest zur Krebsdiagnostik präsentiert worden war. Auf Initiative der HeiScreen GmbH soll eben auch Ex-„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann in die Kampagne eingebunden gewesen sein. Seine genaue Rolle konnte der DRPR allerdings nicht präzise klären.

Unabhängig davon, ob der DRPR nach seiner Untersuchung der Kommunikationsarbeit zur Studie eine Rüge ausspricht oder nicht, die Kritik von Jens Rehländer in "meedia.de" zielt vor allem auf die Substanzlosigkeit der von Storymachine verbreiteten Informationen. Nicht eine wissenschaftliche Information sei enthalten, zudem gebe es auch keinen Anhaltspunkt für eine journalistische Perspektive. Rehländers Fazit: „Hier ging es offenbar nie um wissenschaftliche Aufklärung, nie um einen erkenntnisvermittelnden Dialog auf Augenhöhe zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.“

Die Vorgänge rund um die Kommunikation der Heinsberg-Studie findet auch in den überregionalen Medien wachsende Beachtung. Ausführlich berichteten darüber am 16. April „Zeit online“ und insbesondere „stern.de“ am 17. April.

Auf der Tagesordnung des Deutschen Rats für Public Relations standen auch Neuwahlen des Vorsitzenden. Das Ergebnis war einmütig. Lars Rademacher, seit 2014 Professor für PR an der Darmstädter Hochschule, wurde für zwei weitere Jahre wiedergewählt. Über seine Arbeit als Ratsvorsitzender hat Rademacher übrigens erst im Februar 2020 im „PR-Journal“-Podcast ausführlich gesprochen.

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