„Ernst, aber nicht hoffnungslos“

Zwei Befragungen untersuchen Folgen der Corona-Krise auf den Personalmarkt in der PR-Branche

Schuhmann Ulrich Gf Schuhmann PersonalberatungBetrachtet man die Einschätzung, wie sich der Personalmarkt in der PR- und Kommunikationsbranche während und nach der Corona-Krise entwickelt, als Seismograph für die wirtschaftliche Lage, dann ist es „ernst, aber nicht hoffnungslos“. Mit diesen Worten beschreibt jedenfalls Ulrich Schuhmann (Foto) die Situation nach einer Befragung von Kommunikationsführungskräften, darunter auch zahlreiche Top-Entscheider, aus Unternehmen. Seine Personalberatung hat ebenso wie die PRCC Personalberatung von Philip Müller und Thomas Lüdeke in den vergangenen Tagen die Branche zu ihrer Einschätzung befragt. Während Schuhmann von mehr als 450 Befragten Antworten bekam, waren es bei PRCC rund 40 Top-Führungskräfte, die sich beteiligt haben.

Mueller Philip Luedeke Thomas Gf PRCC PersonalberatungDer große quantitative Unterschied und die andersartige Ausrichtung der Fragen verbieten einen vernünftigen Vergleich der Ergebnisse. Dennoch ist aus beiden Untersuchungen unabhängig voneinander abzulesen, dass sich in der Branche kein grenzenloser Pessimismus ausgebreitet hat. Beide Ergebnisse deuten an, dass man mit Blick auf die künftige Personalentwicklung die Hoffnung hat, die Krise bewältigen zu können. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Ergebnisse einfach nebeneinander zu stellen. (Foto: Philip Müller (l.) und Thomas Lüdeke von PRCC)

Im Wege einer anonymisierten Online-Befragung zwischen dem 21. und 25. März konnte die Schuhmann Personalberatung große Resonanz erzeugen: Mit 452 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren es knapp 25 Prozent von 1.850 befragten Kommunikationsverantwortlichen aus Unternehmen, Institutionen und Verbänden, die sich beteiligten.

Einstellungsstopp

Zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) wollen sich laut der Schuhmann-Befragung zumindest die Option offenhalten, neues Personal einzustellen. Bei ihnen ist bisher kein Einstellungsstopp angeordnet worden. Demgegenüber stehen gut 17 Prozent, die bereits einen generellen Einstellungsstopp verfügt haben. Rund 19 Prozent der Unternehmen planen, einen solchen demnächst zu verhängen. Institutionen und Verbände haben noch kaum Stopps erlassen, ein knappes Drittel (29 %) hat es aber wohl bald vor.

Die Befragung von PRCC zeichnet eher ein düsteres Bild, denn hier herrscht bereits bei gut der Hälfte der Befragten (22 von 40) ein Einstellungsstopp.

Personalbestand

Laut der Antworten bei Schuhmann wollen mehr als die Hälfte (52 %) der Befragten ihre Teamgröße konstant halten. Das gilt vor allem für größere Unternehmen (57 %), während es bei kleineren deutlich weniger sind (32 %). Jeder fünfte Kommunikationschef (21 %) will darüber hinaus geplante Stellen auch in der Krise besetzen.

Diese Gruppe macht bei PRCC nach aktuellem Stand rund ein Drittel aus. Sie wollen ihren Bereich in den nächsten Monaten personell verstärken. 15 Prozent gehen laut PRCC gar davon aus, jetzt krisenbedingt mehr Leute zu benötigen. Weitere 15 Prozent gaben zudem an, jetzt weniger Personal zu benötigen.  

Die Wahrscheinlichkeit Personal abbauen zu müssen, wird bei beiden Befragungen derzeit als relativ gering eingestuft. PRCC: zwölf Prozent, Schuhmann: sieben Prozent.

Entwicklung nach der Krise

Zur erwarteten Entwicklung nach der Krise befragt, gehen laut der Schuhmann Ergebnisse mehr als zwei Drittel (67 %) der Befragten davon aus, dass bei einem Abflauen bis Sommer der Personalbedarf konstant bleibt. Elf Prozent rechnen sogar mit steigendem Bedarf – kleine Unternehmen (16 %) eher als größere (9 %).

Bei PRCC war die Fragestellung in diesem Zusammenhang eine andere. Nach den Auswirkungen für die eigene Zukunft befragt, antworteten zwei Drittel, sie machten sich keine beruflichen Sorgen um sich selbst. Größer seien die Bauchschmerzen in Bezug auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Bereich. Hier sorgt sich die Hälfte „etwas“, einige wenige Befragte „sehr“.

Statements der Personalberater

Ulrich Schuhmann zeigt sich positiv überrascht über die Ergebnisse seiner Befragung. In seinem Blog schrieb er dazu unter der Zwischenüberschrift „Ernst aber nicht hoffnungslos“: „Das hat möglicherweise auch mit unseren Erwartungen im Vorfeld zu tun. Wer vom Schlechtesten ausgeht, für den ist das nicht ganz so Schlechte schon gut. Oder hätten Sie zum Beispiel gedacht, dass mehr als jeder zehnte (11 %) Kommunikationsverantwortliche bei einem angenommenen Abflauen der Krise bis zum Sommer sogar von steigendem Personalbedarf ausgeht.“

PRCC-Geschäftsführer Philip Müller bewertet die Ergebnisse seiner kleinen Befragung so: „Die Wucht der Corona-Krise lässt einen staunen und erschaudern, auch was die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt für Kommunikatoren und Marketeers angeht: Eben noch gaben gute Arbeitnehmer hier den Ton an, die Unternehmen mussten um sie buhlen. Das hat sich schlagartig geändert – zumindest vorerst.“

Weitere Informationen zur Schuhmann-Befragung finden sich unter diesem Link auf den Blog der Personalberatung. Zum PRCC-Blog geht es hier.

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Personalien

Zuwachs für Boldt in Berlin und Köln

Wehrs Julia SenCons Boldt 2024Bienias Marius SenCons Boldt 2024Julia Wehrs (Foto l.) und Marius Bienias (r., © Boldt) sind als Senior Consultants neue Mitglieder im Team der internationalen Kommunikationsberatung Boldt. Bienias ergänzt seit März das Team in Köln. Zuvor arbeitete er unter anderem als Senior Account Manager bei den Agenturen Team Lewis und Edelman. Wehrs unterstützt seit April den Bereich Corporate und Public Affairs in Berlin. Zuletzt war sie Account Managerin im Public Affairs-Team von BCW (Burson Cohn & Wolfe) Deutschland.

Etats

Targobank vertraut auf newskontor

Marco Cabras und Tanja PlebuchDie Targobank wird sich zukünftig in Kommunikationsfragen von newskontor beraten und unterstützen lassen. Die Bank, die zu den größten Kreditinstituten Deutschlands gehört, hat die in Düsseldorf beheimatete Agentur als neuen Partner an Bord geholt. Das Mandat umfasst neben der Beratung auch Corporate Communications und Contenterstellung. Die Zusammenarbeit hat im 1. Quartal 2024 begonnen.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Noch Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Gehaltsstillstand in der PR

Grafik GehaltsentwicklungGehaltsstillstand in der PR: Trotz hoher Inflationsrate sind die Gehälter vieler PR-Fachkräfte im Jahr 2023 nicht gestiegen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass 80 Prozent der Kommunikationsprofis in Deutschland im vergangenen Jahr keine Gehaltserhöhung erhalten haben oder ihr Gehalt lediglich unter der Inflationsrate gestiegen ist. Dennoch ist nur jede und jeder Fünfte mit dem eigenen Einkommen unzufrieden.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

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Autoren-Beiträge

Rechte Kommunikation erkennen und bekämpfen

Felix Meyer-WykUnsere Vorstellung von Rechtsextremen beschränkt sich oft auf offensichtliche Verfassungsfeinde: Glatzen mit Springerstiefel oder „Ausländer raus“-Rufe. Keine Frage, diese Gruppen sind gefährlich. Deutlich unauffälliger, aber mindestens genauso gefährlich sind die Neuen Rechten. Für uns als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ist es wichtig, ihre Denkmuster und Strategien zu kennen, denn mit ihren Auftritten werden wir es vermehrt zu tun haben.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

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Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

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Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

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Kathrin Behrens Ihr kennt es: Ihr stolpert über einen Artikel, klickt ihn an, beginnt zu lesen. Sobald es spannend wird, ist Schluss. Eine Bezahlschranke, angelsächsisch „Paywall“, poppt auf. Von hier aus geht es nur mit einem langfristigen Vertrag weiter, it's Abo-Time: Rund 24,00 Euro kostet dieses digital bei der „Zeit“, 41,00 Euro bei der „FAZ“ und 43,00 Euro bei der „SZ“. Fixkosten, die ich meide. Ich finde Paywalls ätzend und wenig innovativ, sie verderben mir regelmäßig die Laune.

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Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

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