Autorinnenbeitrag: Ist Public Relations der bessere Journalismus?

Informationen, die von Unternehmen kommen, besitzen eine höhere Glaubwürdigkeit als Nachrichten aus traditionellen Medien. Das ist eines der Ergebnisse der jüngsten Sonder-Ausgabe des Edelman Trust Barometers. Auch wenn sich in der aktuellen Untersuchung die Ergebnisse primär auf die Corona–Krise beziehen, erhält dieses Ergebnis Unterstützung von wissenschaftlicher Seite.

„Leser von Nachrichten im Internet haben PR-Texte im Internet als glaubwürdiger bewertet als Texte von Journalisten zum gleichen Thema“. So äußerte sich Professorin Romy Fröhlich im Rahmen einer Podiumsdiskussion, die die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) anlässlich ihrer letzten Jahrestagung an der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt hat. Hintergrund ist eine Befragungsstudie, die unlängst am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung abgeschlossen wurde. Darin zeigt sich, dass Nutzer im Internet nur noch rudimentär zwischen journalistischen Inhalten und PR-Inhalten mit hohem journalistischen Simulationsgrad unterscheiden. Die PR-Texte – in der Studie wurden reale Inhalte getestet – wurden sogar als glaubwürdiger und interessanter bewertet als die journalistischen Texte zum gleichen Thema. Wow!

Die Diskussion hat schnell ergeben, dass Unternehmen und Organisationen schon sehr lange hohe Qualitätsmaßstäbe an ihre kommunizierten Inhalte ansetzen. Mitarbeiter und Nachwuchskräfte schauen inzwischen genauer hin, für welche Organisation sie heute arbeiten – und wie die Haltung der Arbeitgeber zu seriöser Kommunikation mit den wichtigen Bezugsgruppen ist. Ein Großteil der PR-Agenturen liefert dazu schon sehr lange ihren Beitrag. Nicht erst seitdem viele Nachbardisziplinen auch gemerkt haben, dass „Content King ist“. Gemeinsam mit ihren Kunden haben PR-Agenturen die Qualität der Information kontinuierlich verbessert.

Das liegt wohl auch unter anderem daran, dass in vielen PR-Agenturen inzwischen zahlreiche Journalisten arbeiten, die ihr Handwerk – neutrale und verständliche Informationsvermittlung – von der Pieke auf gelernt haben. In PR-Agenturen arbeiten sie allerdings weniger für die schnelle Schlagzeile, vielmehr stehen substanzielle Geschichten im Vordergrund. Natürlich machen auch Unternehmen und Organisationen Jagd auf Klicks, aber dabei geht es selten um die schiere Masse, sondern um Qualität und am Ende um den nächsten Kunden.

Ich spüre täglich, wie in dieser angespannten Situation, in der sich der Fokus der Inhalte massiv verschiebt, der Informationsfluss in LinkedIn abnimmt. Gut so. Mit Resonanz braucht man in Zeiten, in denen sich die Relevanzmaßstäbe von Inhalten verschieben, eh nicht zu rechnen. Der Aufruf von Professor Thomas Pleil von der Darmstadt University of Applied Sciences über Twitter, die Werbeaktivitäten doch mal zu überdenken, kommt da gerade recht.

Gleichzeitig kann man sich nur über die Schlagzeilen einiger Medien wundern, die die Öffentlichkeit mit Corona-Live-Tickern und immer wieder neuen und vermeintlich atemraubenden Schlagzeilen überziehen. Wie eine Droge sollen Leser im Web dazu verführt werden, jede einzelne Schlagzeile zu konsumieren. Dies, obwohl große, nationale wie internationale Medien festgestellt haben, dass eine Reduktion der Nachrichten im Web am Ende für mehr Leser sorgt.

Wen wundert es da noch, dass bei solchem journalistischem Brachialvorgehen die Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt und man sich an PR-Texten orientiert. Dass PR die bessere Werbung ist, daran zweifelt inzwischen ja niemand mehr, aber dass PR zum besseren Journalismus mutiert, wäre eine bedenkliche Entwicklung. Dazu ist die Aufgabe der unabhängigen Medien als Korrektiv in einer demokratischen Gesellschaft viel zu wichtig. Was PR und Journalismus aber gemeinsam haben, ist die gestiegene Verantwortung bei der Informationsverbreitung. Mir wäre es am liebsten, wenn wir künftig gemeinsam den Qualitätsanspruch an gute Information noch weiter nach oben drehen.

Über die Autorin: Alexandra Groß ist seit 2019 Vorstandsvorsitzende der Fink & Fuchs AG. In ihrer Rolle ist sie verantwortlich für die übergeordnete Gesamtleitung und die strategische Weiterentwicklung der Kommunikationsagentur. Seit Mai 2017 ist sie zudem stellvertretende Präsidentin der GPRA – Gesellschaft der führenden PR- und Kommunikationsagenturen in Deutschland.

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Personalien

Hirschler leitet Kommunikation und Marketing

Sven HirschlerDie CURA Unternehmensgruppe, Berlin, macht Sven Hirschler zum neuen Leiter für Kommunikation und Marketing. Hirschler kommt von der Deutschen Hospitality, wo er während der vergangenen acht Jahre als Senior Director Corporate Communications die Unternehmenskommunikation der Hotelgruppe um Steigenberger Hotels verantwortete.

Etats

Targobank vertraut auf newskontor

Marco Cabras und Tanja PlebuchDie Targobank wird sich zukünftig in Kommunikationsfragen von newskontor beraten und unterstützen lassen. Die Bank, die zu den größten Kreditinstituten Deutschlands gehört, hat die in Düsseldorf beheimatete Agentur als neuen Partner an Bord geholt. Das Mandat umfasst neben der Beratung auch Corporate Communications und Contenterstellung. Die Zusammenarbeit hat im 1. Quartal 2024 begonnen.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Noch Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Gehaltsstillstand in der PR

Grafik GehaltsentwicklungGehaltsstillstand in der PR: Trotz hoher Inflationsrate sind die Gehälter vieler PR-Fachkräfte im Jahr 2023 nicht gestiegen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass 80 Prozent der Kommunikationsprofis in Deutschland im vergangenen Jahr keine Gehaltserhöhung erhalten haben oder ihr Gehalt lediglich unter der Inflationsrate gestiegen ist. Dennoch ist nur jede und jeder Fünfte mit dem eigenen Einkommen unzufrieden.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Autoren-Beiträge

Rechte Kommunikation erkennen und bekämpfen

Felix Meyer-WykUnsere Vorstellung von Rechtsextremen beschränkt sich oft auf offensichtliche Verfassungsfeinde: Glatzen mit Springerstiefel oder „Ausländer raus“-Rufe. Keine Frage, diese Gruppen sind gefährlich. Deutlich unauffälliger, aber mindestens genauso gefährlich sind die Neuen Rechten. Für uns als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ist es wichtig, ihre Denkmuster und Strategien zu kennen, denn mit ihren Auftritten werden wir es vermehrt zu tun haben.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Harte Fakten und Kennzahlen fehlen

Schriftzug CR BenchmarkNachhaltigkeitskommunikation ist auf den Corporate Websites zentral positioniert. Immer mehr Unternehmen verknüpfen den Geschäftserfolg inhaltlich mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Bedenklich ist aber die seit mehreren Jahren rückläufige Transparenz. Wichtige Kennzahlen verschwinden allmählich aus der Nachhaltigkeitskommunikation. Der neue CR Benchmark von NetFed zeigt die aktuellen Entwicklungen.

Aus- und Weiterbildung

Neue Website veröffentlicht

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Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

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Von links: Christoph Heshmatpour, Johanna Wittner, Michael Rotschädl und Lukas KalteisDie Erstplatzierten des diesjährigen Franz-Bogner-Wissenschaftspreises für PR stehen fest: Es sind Johanna Wittner, Michael Rotschädl, Christoph Heshmatpour und Lukas Kalteis. Insgesamt wurden 33 wissenschaftliche Arbeiten aus dem Jahr 2023 in vier Kategorien eingereicht. Zehn Arbeiten erhielten bei der Verleihung am 22. April in Wien eine Auszeichnung. Das Preisgeld beträgt insgesamt 8.900,00 Euro.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.