Im Gespräch über Trends und Mut: Marie Kück, Edith Stier-Thompson, Debora von der Osten-Sacken und Janina von Jhering (v.l.n.r.)

Als Geschäftsführerin Edith Stier-Thompson bei news aktuell anfing, sagte ein Journalist der Fachpresse zu ihr: „Wenn man an news aktuell denkt, kommt 'die alte Tante' ots in den Kopf.” Dass diese Aussage etwas getriggert hat und sich news aktuell seither verschrieben hat, sich stets neu zu erfinden, verraten Stier-Thompson und Janina von Jhering, Leiterin der Unternehmenskommunikation, im Interview mit Marie Kück und Debora von der Osten-Sacken vom PRSH, den Public Relations Studierenden aus Hannover. 

PRSH: Stellen Sie sich bitte kurz vor!
Stier-Thompson: Ich bin seit fünfeinhalb Jahren die Geschäftsführerin von news aktuell. Seit 20 Jahren bin ich nun in der dpa-Unternehmensgruppe. Vorher war ich Geschäftsführerin der dpa Picture-Alliance, Expertin in der Bildbranche und bin dann in einer aufregenden Journey branchenfremd in die PR-Branche gekommen.
von Jhering: Ich bin ebenfalls branchenfremd hierhergekommen. Heute leite ich die Unternehmenskommunikation für news aktuell. Bei uns im Team findet auch die Kommunikation für den gesamten dpa-Konzern statt. In der Konzernkommunikation bin ich die stellvertretende Leitung. 

PRSH: Was genau ist news aktuell?
Stier-Thompson: Wir helfen Unternehmen, Institutionen und Verbänden, ihre Geschichte in die Welt zu tragen. Von Storytelling bis Employerbranding - mit unseren digitalen Tools bieten wir unseren Kunden ein vielfältiges Angebot, was weit über die Verbreitung von Pressemeldungen hinausgeht. Wir unterstützen Organisationen dabei, einfach und erfolgreich ihre Geschichten zu erzählen.
Unsere zwei Hauptprodukte dafür sind ots (original text service) und die PR-Software zimpel, eine Journalistendatenbank mit Mailingtool. News aktuell ist seit 30 Jahren am Markt und hundertprozentige Tochter der Deutschen Presse Agentur (dpa). 

PRSH: dpa und PR – wie passt das zusammen?
Stier-Thompson: Diese Frage kennen wir gut. Wir sind komplett abgekoppelt von der dpa, auch systhemseitig, und haben keinen Einfluss auf journalistische Einheiten der dpa. Das ist strikt getrennt. 

PRSH: Was passiert sonst noch bei news aktuell?
Stier-Thompson: Neben unseren Kernprodukten gibt es zum Beispiel noch die Academy oder Events wie das Super Communication Land (SuCoLa). Das ergänzt die Stickyness zu unseren bestehenden Kunden. Wir wollen Dinge anders machen und so erfinden wir uns immer wieder neu. Wir glauben, dass wir uns jetzt „the next crazy shit“ überlegen müssen.
von Jhering: Wir nehmen mit unserer Expertise auch eine Beraterrolle für unsere Kunden ein. Wir möchten Inspiration und Denkanstöße geben. Das passiert zum Beispiel auch über unseren Blog. Denn hier stellen wir nicht uns selbst in den Fokus, sondern sprechen über Branchentrends oder zeigen Best Cases.
Stier-Thompson: Und wir lassen Ideen groß werden: So sind wir beispielsweise zu unseren Webinaren oder unserem Podcast gekommen.

PRSH: Wie überwachen Sie die die aktuellen und upcoming Trends?
von Jhering: Das passiert neben dem Tagesgeschäft. Jeder Mitarbeiter bringt sich diesbezüglich ein.
Stier-Thompson: Wir haben zum Beispiel eine Kollegin im Online-Marketing, die mich stetig auf dem Laufenden darüber hält, was es für neue Trends im Netz in der ganzen Welt gibt. Durch ihre Recherche entdeckt sie, was in China gerade total durch die Decke geht und auch für uns interessant sein könnte. In den Meetings schauen wir uns die Trends gemeinsam genauer an und überlegen, inwiefern das für uns interessant und nützlich ist. Das Ganze lebt einfach von unserer Community bei news aktuell.

PRSH: Das Projekt „SuCoLa“ geht dieses Jahr in die zweite Runde und findet im März in Berlin statt – für das nächste Jahr ist aber keine Fortsetzung geplant. Warum haben Sie sich dazu entschieden und welches Projekt haben Sie bereits jetzt im Auge?
Stier-Thompson: Beim SuCoLa geht es darum, einen Raum zu schaffen, in dem sich bei angenehmer Atmosphäre Personen aus der Branche oder Interessierte auf den aktuellen Stand bringen können. Sie können sich über neue Ideen austauschen oder sogar gegenseitig unterstützen. SuCoLa ist ein Platz, um sich gemeinsam weiterzuentwickeln, sich auf Ideen zu bringen und eben zusammen zu arbeiten. Diese Veranstaltung schafft für das alles den lockeren Raum. Das Besondere an SuCoLa ist, dass es sich durch die Besucher selbst entwickelt. Vielleicht heißt es im nächsten Jahr schon anders und geht mit einem anderen Konzept weiter. Auch hier ist wieder die Schwarmintelligenz des Projekt-Teams gefragt. Doch auch alle anderen Mitarbeiter sollen sich gern an dem Ideenreichtum beteiligen.
von Jhering: Das Ganze ist und war ein Prozess. In der Veranstaltung stecken so viele Detail-Überlegungen und Finetuning. Es geht nicht darum, eine Veranstaltung auszurichten und dafür einen Raum zu buchen, sondern um den Ideenreichtum und darum, zu sehen, was alles möglich ist. Wir sind bestrebt, SuCoLa auf das nächste Level zu heben. Insgesamt benötigt dieser Prozess von der Ideenfindung bis zur Umsetzung eine lange Vorlaufzeit, um dann so gut zu werden, wie wir es uns vorstellen.
Stier-Thomspon: Es ist schwer, wenn du etwas Gutes geschaffen hast, dies wieder zu toppen. Das ist aber immer unser Ziel, nach dem wir streben.

PRSH: news aktuell tritt unvoreingenommen an neue Ideen heran und denkt gerne um die Ecke. Ein gutes Beispiel dafür ist die Idee, die Eintrittskarten für „SuCoLa 2020“ ohne festen Preis zu verkaufen. Das bedeutet, jeder Interessent darf selbst den Preis für das Ticket festlegen. Wie kommt man auf solche innovativen Ideen?
von Jhering: Edith hat immer so tolle Ideen; ich weiß nicht, wie sie das macht. Wir haben so lange über den Preis diskutiert, dass uns klar wurde, dass damit irgendwas nicht stimmt.
Stier-Thompson: Ja und daraufhin habe ich vorgeschlagen, dass jeder diesen selbst bestimmen kann. Tja, damit hat man dann auch gleichzeitig eine gute Story, denn es ist eben anders und irgendwie neu in der Branche. Es gibt viele Museen, die das machen. Das brachte mich letztendlich auf diese Idee. Bei uns ist der Trick auf jeden Fall, die innerbetriebliche Dynamik. Es läuft ein ständiger Brainstorming-Prozess, der durch alle Abteilungen fliegt. 

PRSH: Damit sind wir schon beim Thema: news aktuell als Arbeitgeber. Was macht Sie für den PR-Nachwuchs als Arbeitgeber attraktiv?
Stier-Thompson: Wir bilden selbst aus und bieten duales Studieren an. Uns macht unser Förder-Tempo attraktiv. Als Tochterunternehmen der dpa gelten wir als sehr gute Berufsadresse und Aushängeschild und trotzdem sind wir klein oder mittelständig angesiedelt. Wir versuchen junge Talente zu fördern; bei uns kann man sich weiterentwickeln.
Wir haben viele Standorte, zu denen jeder Mitarbeiter gern eingeladen ist. Als sogenannte „movingminds“ können die Mitarbeiter für ein paar Wochen in den verschiedenen Büros arbeiten. Es besteht dabei außerdem immer die Möglichkeit in einer anderen Abteilung mitzuarbeiten. Da wir auf mehrere Standorte verteilt sind, ist unser zudem hausinternes Social-Intranet besonders wichtig. Wir arbeiten mit Vertrauensarbeitszeiten, dem Prinzip Mitarbeiter werben Mitarbeiter und flachen Hierarchien; es gibt bei uns Bürohunde und für jeden ein Geburtstagsgeschenk - die Kinder unserer Mitarbeiter lassen wir dabei nicht aus. Jeder hat die Chance seine Ideen miteinzubringen. Mut haben, Dinge anders zu machen. Das macht uns aus. Mut ist eine Sache, die man immer haben sollte. 

PRSH: Was ist Ihr Tipp für den Berufseinstieg, für frischgebackene PRler?
Stier-Thompson: Netzwerke aufbauen, sich mit den richtigen Leuten vernetzen, sich gegenseitig Jobs empfehlen und Branchenevents besuchen, das sind meine Tipps. Kontakte sind das Wichtigste. Wir haben auch darüber gesprochen, mutig zu sein, die Dinge anders zu machen. Gerade als Frau ist es sehr wichtig mutig zu sein, für seine Sache einzustehen und zu kämpfen. Ein großes Selbstvertrauen in dieser Branche ist Voraussetzung. Schließlich ist die Branche immer noch sehr männerdominiert.
von Jhering: Was ich euch noch mitgeben möchte ist, dass es nicht um den Namen eines Unternehmens geht. Arbeitet nicht nur für euren Lebenslauf bei einer Firma, sondern, weil euch interessiert und bewegt, was das Unternehmen zu bieten hat. Es geht vielmehr darum, dass ihr gerade am Anfang viel praktisch erlernt und, dass ihr gefördert werdet. Das ist viel mehr wert. 


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