„Responsible Communication“ fordert Richtlinie für ethischen Einsatz von KI in der Kommunikation

Responsible Communication BildmarkeDas gemeinsam vom Weltethos-Institut und der Kommunikationsagentur Storymaker initiierte Programm „Responsible Communication“, das gemeinsam mit Praxispartnern weiterentwickelt wird, soll das Ethos in der Kommunikationsbranche fördern. Die erste Maßnahme von „Responsible Communication“ ist daher eine Aufforderung an den Deutschen Rat für Public Relations (DRPR), den verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) als Kernwert in den deutschen Kommunikationskodex aufzunehmen. Hintergrund ist unter anderem, dass das Vertrauen in die Kommunikationsarbeit zurückgeht.

Ende Oktober gaben die Initiatoren „Responsible Communication“ den Startschuss mit einer Roundtable-Diskussion zum Thema „Ethische Unternehmenskommunikation“. In Vorträgen von Branchenvertretern aus Unternehmen und Organisationen wie der Robert Bosch GmbH und dem Deutschen Rat für Public Relations und der Debatte kamen die Herausforderungen der Kommunikationsbranche deutlich zu Tage: Das Vertrauen in Kommunikationsarbeit ist signifikant gesunken, zugleich wandeln neue, digitale Technologien wie künstliche Intelligenz die Branche in einer Geschwindigkeit, auf die derzeit niemand eingestellt ist.

Die Kommunikationsbranche erlebt eine Glaubwürdigkeitskrise

Transparenz, Integrität, Fairness, Wahrhaftigkeit, Loyalität, Professionalität. So lauten die sechs Kernwerte des deutschen Kommunikationskodex, vorgestellt vom DRPR im Jahr 2012. Doch auch die Formulierung dieser Werte konnte nicht verhindern, dass das Vertrauen der Bürger in Europa in Kommunikationsfachleute seitdem stark gesunken ist. Eine aktuelle Studie der European Public Relations and Research Association unter Leitung von Professor Ansgar Zerfaß an der Universität Leipzig erkennt in repräsentativen Umfragen ein „hohes Maß an Misstrauen gegenüber Kommunikations- und PR-Fachkräften in der breiten Bevölkerung“: Nur zwölf Prozent der Befragten gaben an, Kommunikationsfachkräften zu vertrauen. „PR-Journal“-Chefredakteur Thomas Dillmann hatte die Studienergebnisse kommentiert.

Weltethos Institut Storymaker LogosHeidrun Haug, Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Tübinger Kommunikationsagentur Storymaker und Mitinitiatorin von Responsible Communication, kann das teilweise nachvollziehen: „Wir erleben ein exponentielles Wachstum nicht nur bei technologischen Innovationen, sondern auch bei Stories. Unternehmen machen immer mehr Content-Angebote, vergessen aber zuweilen beim Erzählen ihrer Story, dass neben dem Erregen von Aufmerksamkeit auch das Überzeugen durch Fakten und Aufrichtigkeit hohe Güter sind. Manche Unternehmen geben sich dabei einen ethischen Anstrich ohne Substanz dahinter – Glaubensbekenntnis statt Glaubwürdigkeit. Das schadet der Branche. Statt ‚Tue Gutes und rede darüber‘ muss die PR-Formel heute heißen: Höre zu, rede mit, zeige Haltung und trage etwas Gutes zum Ganzen bei.“ 

Die digitale Zukunft erfordert Vertrauen in Medien und Institutionen

Der ehemalige Vorsitzende des DRPR Professor Günter Bentele betonte, dass Unternehmenskommunikation der Gesellschaft gegenüber eine Verantwortung trägt, aus Reputationsgründen ebenso wie aus ökonomischen Gründen: „Vertrauen in die Unternehmenskommunikation muss daher ein Kernziel von Unternehmen sein“. Auch Uta-Micaela Dürig, ehemalige Leiterin der Konzernkommunikation der Robert Bosch GmbH und Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung, plädierte für mehr Glaubwürdigkeit in der Kommunikation: „In einer Situation, die von fundamentalen Veränderungen geprägt ist, ist Vertrauen in Medien und Institutionen zentral für den Aufbau und Erhalt von gesellschaftlichem Zusammenhalt. Das erfordert auch, sich mit den neuen Medien zu befassen und diese verantwortungsvoll anzuwenden. Insbesondere KI-Systeme müssen hierbei in den Blick geraten und hinsichtlich der ethischen Verantwortbarkeit überprüft werden.“

Responsible Communication – Kommunikation und KI mit Ethos

„Gerade die Region Stuttgart-Tübingen als Standort des Cyber Valley, einer der größten KI-Forschungskooperationen in Europa, steht in der Verantwortung, nicht nur Vorreiter bei Technologiethemen zu sein, sondern auch bei verantwortungsvoller, kreativer und überzeugender Unternehmenskommunikation“, so Professor Ulrich Hemel, Direktor des Weltethos-Instituts. Für die Initiatorin und Projektverantwortliche Anna Tomfeah vom Weltethos-Institut ist Dialog dabei zentral: „Verantwortungsvolle Unternehmenskommunikation ist darum bemüht, dass die äußere Darstellung auch den inneren Prozessen, Strukturen und Werten des Unternehmens entspricht. Sie wird zur Führungsaufgabe dort, wo Unternehmen die gesellschaftliche Öffentlichkeit als relevanten Stakeholder anerkennen und in einen innovationsorientierten Dialog auf Augenhöhe mit dieser treten“, so Tomfeah.

Während es die Aufgabe des DRPRs ist, Verstöße gegen ethische Richtlinien des professionellen Kommunizierens zu rügen, wird das Programm Responsible Communication Anreize schaffen, positive Beispiele für verantwortungsvolles Kommunizieren zu setzen. Dafür entwickelt das Weltethos-Institut ein Qualifikationsangebot für Kommunikationsfachkräfte, welches diese besser in die Lage versetzt, ihren Beruf mit dem erforderlichen Ethos auszuüben. Projektpartner haben die Möglichkeit, dieses Programm aktiv mitzugestalten, sich auf einer gemeinsamen Kommunikationsplattform auszutauschen und Rat zu konkreten Problemfällen einzuholen. Als erste Maßnahme formulierten die Projektpartner einen Kernwert zum verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien wie KI, der die sechs weiteren Kernwerte des deutschen Kommunikationskodex des DRPR ergänzen soll.

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Personalien

Michael Schattenmann folgt auf Stefan Caspari

Michael SchattenmannMichael Schattenmann (49) wird zum 1. Juni 2024 neuer Leiter der Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Andreas Stihl AG & Co. KG in Waiblingen. Er übernimmt die Position von Stefan Caspari (61), der den Bereich über zwei Jahrzehnte geleitet hat und nun die passive Phase seiner Altersteilzeit antritt. Er berichtet direkt an den Vorstandsvorsitzenden Michael Traub.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Von wegen Mittelmaß! Deutsche Marken im Siegermodus

Top 10 Grafik mit UnternehmenslogosAlle deutschen Top 10 Marken sind zweistellige Markenmilliardäre und bringen zusammen über 350 Milliarden Markenwert auf die Waage. Das schafft mit weitem Abstand kein anderes Land in Europa. Das geht aus dem aktuellen „Brand Finance Report“ 2024 hervor. Interessant: Die Händlermarken Lidl (9) und Aldi Süd (10) sind nun beide in den Top 10, da Aldi Süd den Vorjahreszehnten adidas überholt hat.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Interne Kommunikation: Weniger ist mehr

Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

Aus- und Weiterbildung

Neues Intensivtraining

Karen HoffmannDie Deutsche Akademie für Public Relations dapr, Düsseldorf, startet ihr neues Intensivtraining Corporate Community Manager am 18. September 2024. Ab sofort können sich Interessierte dazu anmelden. Im dreitägigen Seminar lernen Mitarbeitende und Führungskräfte aus Kommunikation, Marketing, PR, HR sowie Change-Management, wie sie interne Gemeinschaften aufbauen und managen.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Das Königshaus und seine PR

Kate, Prinzessin von WalesEine Frau, eine Parkbank, eine Botschaft. In der vergangenen Woche machte die Prinzessin von Wales persönlich in einem Video ihre Krebskrankheit öffentlich. Auch das ist Public Relations. „Kate hat Krebs“ – diese Alliteration zieht sich seither durch die Berichterstattung. Beiläufig wird darüber diskutiert, ob das Königshaus mit guter oder schlechter PR glänzte, worüber sich streiten lässt.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Auszeichnung für zwei Gewinnerinnen

Caroline Siegel, Lina Blenninger und Günter BenteleLina Blenninger und Caroline Siegel sind die Gewinnerin des Günter-Thiele-Preises 2024 und werden mit dem gleichnamigen Forschungsstipendium 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 12. April 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Refresh“ des Lehrbereichs Communication Management an der Universität Leipzig statt. Der Jury-Vorsitzende ist Professor Günter Bentele.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.