Selbst u Zeitmanagement Kleinmann Koenig Hogrefe BuchcoverWer von uns kennt dieses Gefühl nicht? Die Zeit reicht einfach nicht. Die Tage müssten länger sein. Das gesamte Programm von beruflichen und auch noch privaten Aufgaben ist in den 24 Stunden einfach nicht zu schaffen – umso weniger, wenn man die Zeit des Erholungsschlafes abzieht. Die Lösung? Gekonntes Selbst- und Zeitmanagement! Das vorliegende Buch der beiden Professoren Martin Kleinmann und Cornelius König hilft bei der Selbstoptimierung.

Warum schaffen wir es oft so schlecht, Nein zu sagen, wenn Kollegen, Vorgesetzte oder ein Familienmitglied mit weiteren drängenden Fragen um die Ecke daherkommen. Wir sagen immer wieder ja – und das üble Gefühl in Magen und Bauch verstärkt sich. Und wer kennt nicht das schlechte Gewissen, wenn wir wieder einmal eine zwar in der Zukunft liegende, aber sehr wichtige Aufgabe nicht angepackt haben und stattdessen einer ablenkenden Tätigkeit oder attraktiv wirkenden kurzfristigen Aufgabenerfüllung nachgehen?

Wenn sich eines dieser Gefühle einmal einstellt, ist das nicht weiter schlimm. Wer aber solche Gefühle kontinuierlich oder gar als Dauerdruck empfindet, der hat offensichtlich ein Problem. Es liegt im mangelhaften oder nicht-optimalen Zeit- und Selbstmanagement.

Wer auf dem Weg zu einem besseren Management in der Verfolgung seiner Ziele und seiner Zeiteinteilung nach einem sichereren Fundament sucht, sollte nicht bei der wohlfeilen Ratgeberliteratur zugreifen, wie sie jede x-beliebige Buchhandlung vorhält. Besser ist der Blick in Richtung der etablierten universitären Psychologie. Helfen könnte Beispielsweise das hier anzuzeigende Buch. Martin Kleinmann ist seit 2003 Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie, an der Universität Zürich lehrt er seit 2010. Cornelius König vertritt eine gleichnamige Professur an der Universität des Saarlandes. Beide Autoren entfalten das Thema im Kontext ihrer Fachwissenschaften und ausschließlich auf der Basis akzeptierter wissenschaftlicher Modelle, Experimente und Studien.

In den beiden Grundlagen-Kapiteln bringen die Autoren die Definitionen, Abgrenzungen und Entfaltung der wichtigsten fachwissenschaftlichen Modelle des Selbstmanagement- (unter anderem Zielsetzungstheorie und das kognitiv-behaviorale Modell) sowie des Selbstmanagement-Ansatzes (unter anderem das entscheidungstheoretische Modell). Die Zusammenhänge zum Personalmanagement und konkrete betriebliche Nutzen werden hier thematisiert.

Die Basis sind einfache aber klare Definitionen beider Felder: „Unter Selbstmanagement verstehen wir alle Bemühungen einer Person, das eigene Verhalten zielgerichtet zu verfolgen“ (S. 3). Und: „Wir definieren Zeitmanagement als den selbstgesteuerten Versuch, Zeit subjektiv effizient zu nutzen, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen“ (S. 4).

Das 134 Textseiten starke Buch kann in mehreren Dimensionen überzeugen. Da ist zunächst einmal die Zielperspektive. Es werden nicht nur individuelle Herausforderungen des Selbst- und Zeitmanagements untersucht, sondern auch die Probleme, die sich hier im betrieblichen und organisationalen Kontext stellen. Man denke nur an die üblichen Zeitfresser Meetings und elektronische Kommunikation (E-Mail-Flut). Dabei werden Probleme nicht nur identifiziert, sondern gleichfalls konkrete Lösungsansätze und praktikable Kommunikations-Strategien entfaltet. So gewinnt man eine Idee, wie man Zeitdieben im Job wirkungsvolle STOP-Schilder entgegenhält.

Da werden Diagnose-Instrumente zur Verfügung gestellt, die sowohl in der individuellen Selbstbeobachtung funktionieren als auch HR- oder auch betrieblichen Kommunikations-Managern helfen, betriebliche ineffiziente Schwachstellen zu identifizieren. Gegenstrategien werden dann sowohl für die persönliche Ebene (zum Beispiel Selbstverstärkung, Selbstbestrafung, Stimuluskontrolle) als auch für die organisationale Ebene formuliert. Und spätestens jetzt, in diesen Kapiteln 3 und 4, vermisst der Leser die ja gedanklich oft sehr schlicht gehaltene Ratgeber-Literatur nicht mehr. Denn Kleinmann und König geben gleichfalls sehr konkrete Hilfestellungen und Tools – nur eben wesentlich besser fundiert.

Das abschließende Kapitel 5 bündelt dies durch diverse Trainings und Übungen, wiederum sowohl auf individueller als auch betrieblicher Ebene umsetzbar. Viele Checklisten oder zeitlich sehr präzise Trainingspläne machen das Buch für die Praxis fruchtbar.

Natürlich, insbesondere im ersten Teil des Buches, wird anspruchsvolle Theorie ausgebreitet. Nicht ganz leichte Kost, aber die Autoren bleiben gedanklich ebenso wie sprachlich sehr klar. Wer diesen Teil gedanklich durcharbeitet, wird die Herleitung der dann folgenden Therapie-Vorschläge sehr überzeugt nachvollziehen und auch umsetzen können. Eine ausführliche Literaturliste und zwei Monitoring-Tafeln zum Herausnehmen, mit denen man die eigenen Leistungen überprüfen und Fortschritte messen kann, runden die Publikation ab. Wer kein Seminar besuchen möchte, um seine Zeitmanagement-Probleme anzugehen, bekommt hier ein gutes Buch zur Selbsthilfe in die Hand.

Titel: Selbst- und Zeitmanagement, 1. Auflage 2018; Autoren: Martin Kleinmann / Cornelius König; Verlag: Hogrefe, Göttingen 2018; Umfang: 146 Seiten; Preis: 24,95 Euro; ISBN: 9783801714949

Kiefer Markus Prof FOM kleinerÜber den Autor der Rezension: Markus Kiefer (60, Foto) ist Professor an der FOM - Hochschule für Oekonomie und Management. Dort lehrt er BWL, mit dem Schwerpunkt der Unternehmens- und Wirtschaftskommunikation. Darüber hinaus arbeitet er in Seminaren, Vortragsveranstaltungen und Workshops für Weiterbildungs-Akademien der Wirtschaft. Er berät Unternehmen in Fragen der Kommunikationsstrategie, der PR, Mitarbeiterkommunikation, Social Media und Krisenkommunikation. Im Recito Verlag, Essen, ist im Sommer 2018 sein neues Buch „Unternehmenskommunikation - Erfolgreiche Kommunikationskonzepte aus Wissenschaft und Praxis“ erschienen. Markus Kiefer richtet sich darin an Praktiker, die über den Tellerrand hinaus denken. Ein Buch für Kommunikatoren der Zukunft.


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