„Ich bin eine Wollsau!“ GPRA im Gespräch mit dem PRSH

In der Kommunikationsbranche sollte eines nicht vergessen werden: das Kommunizieren untereinander. Und so startete die Gesellschaft der führenden PR- und Kommunikationsagenturen in Deutschland (GPRA) die gemeinsam mit dem „PR-Journal“ geplante Roadshow zu den wichtigsten Studierendeninitiativen Deutschlands. Am 19. März wurden die Public Relations Studierenden Hannover (PRSH) besucht. Dabei waren Alexandra Groß, stellvertretende Präsidentin der GPRA, Thomas Dillmann, „PR-Journal“-Chefredakteur, Willy Schmidt und Katharina Klahold, PRSH-Vorstandsmitglieder, Linda Schipp, Account Manager bei achtung! Mary, Anna Cancanelli, Junior Beraterin bei komm.passion, Galina Ponomareva, PR-Beratung bei Public Relations v. Hoyningen-Huene, Sarah Easter, PR-Trainee bei Blumberry und einige Mitglieder des PRSH.

GPRA & PRSH im Gespräch. Es wird klar: Ein Angebot für ein Traineeship ist keinesfalls Ausdruck mangelnder Wertschätzung.

Beeindruckende Lebensläufe

„Wer sich engagiert, kann sich bereits im Studium als Young Professional positionieren und den Grundstein für seine Karriere legen.“ Selbstbewusst steigt Katharina Klahold, Vorständin der Studierendenvereinigung aus Hannover, mit diesem Zitat von Lan Anh Nguyen, ehemalige Vorstandsvorsitzende des PRSH, in die Debatte mit der GPRA ein. Klahold selbst hat einen beeindruckenden Lebenslauf, war bereits Praktikantin bei der Stadt Paderborn, im Deutschen Bundestag, bei Hill+Knowlton und der Deutschen Telekom, war im Vorstand des campus relations e.V., der Studierendeninitiative aus Münster, und engagiert sich nun im PRSH.

Doch sie geht noch einen Schritt weiter: „So sehen hier alle Lebensläufe aus, wenn die Studierenden ihren Abschluss in Hannover machen.“ Projektmanagement, Kreativität, Abstraktionsvermögen – all das lerne sie im Studium. Sie habe das Werkzeug, sich mit jeder fast Situation auseinander setzen zu können, denn sie habe unzählige Male Erfahrungen sammeln können. „Ich bin neugierig. Ich bin stressresistent“, sagt Klahold. „Ich bin vielleicht keine eierlegende Wollmilchsau, aber doch zumindest eine Wollsau!“

Recht hat sie natürlich. Aber ist Berufserfahrung tatsächlich ein Totschlag-Argument? Was bedeutet denn Erfahrung? Und – einen Schritt zurück – worüber streiten wir eigentlich?

Der Kunde verzeiht Fehler, aber er zahlt nicht dafür

PR-Agenturen haben sich weiterentwickelt. Groß nennt sie „Kommunikationsagenturen mit PR-DNA“. Früher sei der PR-Berater vor allem Redakteur und Vermittler zum Journalisten gewesen. Heute jedoch agieren Agenturen weit ausdifferenzierter.

„Berater müssen Fragen stellen, Probleme erkennen, Lösungen suchen, Strategien entwickeln – und dabei einen Überblick über die Mechanismen haben, die weit mehr als nur die PR-Klaviatur umfassen“, sagt Groß. „Fachkompetenz und Methodenkompetenz allein reichen jedoch nicht aus. Entscheidend ist die Persönlichkeit.“

Ein Berater muss sich trauen, kritische Fragen zu stellen und verrückte Ideen einzubringen, muss dem Kunden selbstbewusst gegenübertreten – auch wenn Fehler passieren. Und da liegt vielleicht der entscheidende Unterschied zwischen einem Traineeship und einer Berater-Stelle: „Der Kunde verzeiht Fehler“, sagt Groß, „aber er zahlt nicht dafür.“

Selbst- und Fremdbild der Absolventen

Ein Traineeship in der Agentur sei jedoch mehr ist als nur Welpenschutz, der auch einmal für Erfolgserlebnisse sorgt, sagt Schipp. „Ich erinnere mich, dass ich zu Beginn meines Trainees noch nicht einmal wusste, wie man einzelne Maßnahmen monitoren könnte. Ich hatte von Kalkulation keine Ahnung und wollte auch nur sehr ungern allein in einen Kunden-Call.“

Cancanelli bestätigt: „Ich habe mein Traineeship immer als sehr wertvoll angesehen. Mir wurden richtig gute Leute zur Seite gestellt, die mir alles richtig gut erklärten. Es wurde sich Zeit genommen, mich zu einer guten Beraterin zu machen. Das empfand ich als große Wertschätzung.“

Easter, die erst kürzlich ihr Traineeship begonnen hat, spricht ebenfalls von einem großen Investment in sie als Person: „Es ist toll, dass mir so viel zugetraut wird, ich aber auch jederzeit Hilfe in Anspruch nehmen kann. Dabei kann ich in viele Bereiche auch erst einmal reinschnuppern. Es ist spannend. Und schön.“

Dass ein Traineeship ein Knick in der Karriere sein könne, wie von manch einem der Studierenden befürchtet, nein, das möchte hier niemand unterschreiben. „Was heißt denn Karriere machen?“, fragt Ponomareva. „Nur weil ich nach außen hin – über die Jobbezeichnung auf Xing – über Jahre auf einer Position verharre, heißt das nicht, dass ich intern nicht viele neue Wege gehe oder gar ebne. Für mich. Für andere. Für die ganze Agentur.“

Traineeship als Chance verstehen

Für die Studierenden wird klar: Ein Angebot für ein Traineeship ist keinesfalls Ausdruck mangelnder Wertschätzung. (Die Höhe der Entlohnung steht auf einem anderen Blatt.) Vielmehr sollte man es als Chance sehen, zu wachsen, sich selbst weiterzuentwickeln, sich zu finden im Job.

„Sie sollten sich nicht selbst unter Druck setzen und davon ausgehen, dass Sie mit Ihrem Hochschulabschluss alle Anforderungen gleich von Anfang an erfüllen können“, sagt auch Dillmann mit Blick in die Runde. „Sie brauchen schlicht Zeit, geben Sie sich diese. Sie und Ihr Arbeitgeber – egal ob Agentur oder Unternehmen – müssen sich gegenseitig kennenlernen und einschätzen. Das braucht Geduld, möglicherweise auch ein wenig Demut.“

Nach dem gelungenen Auftakt der GPRA-Roadshow in Hannover stehen fünf weitere Termine in diesem Jahr an. Besucht werden sollen die Studierendeninitiativen aus Hohenheim, Mainz, Münster, Leipzig und Lingen. Für 2020 stehen weitere Hochschulen auf der Agenda.

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Whitepaper

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In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.