Uwe Kohrs

Die PR hat in den letzten zwei Jahrzehnten einen dramatischen Wandel vollzogen. Vom Kampf um Anerkennung als seriöse Kommunikationsdisziplin, über die Professionalisierung als strategisches Instrumentarium bis hin zum aktuellen digitalen Umbruch mit manchmal skurrilen Ausprägungen. Die Branche hat es dabei immer wieder verstanden sich zu häuten und manchmal auch neu zu erfinden. Dieser Weg war immer geprägt von Auseinandersetzungen, Abgrenzungstendenzen, Klein-klein aber auch konzeptionellen Weitwürfen. Vor allem aber waren es eine Reihe von außergewöhnlichen Persönlichkeiten mit klaren Überzeugungen, die um die Entwicklung und Zukunft der PR stritten.

Dabei wurde sich im Infight um die zukunftsweisenden Themen nichts geschenkt und auch vor persönlichen Zerwürfnissen nicht Halt gemacht. Kurzum, die PR war über viele Jahre eine streitbare Zunft mit teilweise hohem Unterhaltungswert.

Pfeffer hat Entwicklung der Branche lange mitgestaltet

Einer der mit seinen Überzeugungen nie einem Streit aus dem Weg gegangen ist, dessen Stimme immer laut und deutlich zu vernehmen war und den man ob seiner Statur auch kaum übersehen konnte, ist Gerhard Pfeffer. Es gibt wenige, die über einen so langen Zeitraum die Entwicklung der Branche begleitet und mitgestaltet haben wie er.

Egal ob als Geschäftsführer von GPRA und DPRG, als Publizist, streitbares DPRG-Mitglied oder Herausgeber des „PR-Journals“, Pfeffer war und ist immer authentisch und prägend. Sein zentrales Thema ist bis heute die Förderung und Ausbildung des Nachwuchses in der Branche. Viele Initiativen und Projekte basieren auf seinen manchmal unkonventionellen Ideen, die er mit großer Verve anstößt und die Fähigkeit besitzt, dann die richtigen Köpfe zusammen zu bringen und bei Bedarf auch ausdauernd zu nerven, damit die Dinge umgesetzt werden. Der Branchennachwuchs hat in ihm stets einen überzeugten Verbündeten und wenn nötig, auch Anwalt. Generationen von PR-Profis haben ihm jede Menge zu verdanken.

Sensationeller Netzwerker und Ideengeber

Gerhard Pfeffer ist leiser geworden, hat ja auch im vergangenen Jahr seinen Rückzug aus dem aktiven Dienst verkündet. Wer das allerdings für altersmilde hält und glaubt Pfeffer könne ohne seine Passion PR auskommen, der irrt sich. Hinter den Kulissen ist der Mann immer noch ein sensationeller Netzwerker und Ideengeber.

Aber viele notwendige Kämpfe sind eben bestanden, die PR ist heute eine anerkannte Disziplin, die schwarzen Schafe sind an den Rand gedrängt, die Standards in der Ausbildung sind hoch und viele in der Vergangenheit geschlagene Wunden sind verheilt. Wir alle profitieren von dieser Entwicklung für die Gerhard Pfeffer mit Erfolg gestritten hat.

Kohrs Minwegen Schillinger K Kongress15Am Schluss gilt es dann zusammenzuführen was zusammengehört, auch das ist immer eines seiner Anliegen geblieben. So hat er das zum Beispiel vor einigen Jahren mit den Präsidenten von BdP (Jörg Schillinger, Foto r.), GPRA (Uwe Kohrs, l.), DPRG (Norbert Minwegen, M.) beim Bier geschafft und beim Beweisfoto war ihm die Rührung deutlich anzusehen. Seitdem ist es angesichts der guten Zusammenarbeit der Verbände harmonischer und manchmal auch langweiliger in der Branche.

Ein guter Zeitpunkt, um mit 75 Jahren etwas kürzer zu treten, wie ich meine. Ich weiß, es fällt ihm manchmal noch schwer, aber angesichts seiner Lebensleistung und seiner Verdienste für die Branche ist Gelassenheit angesagt. Sollte es nötig werden, lässt es sich ja jederzeit wieder einmischen. Das Alter ist dabei kein Hinderungsgrund, denn wer einmal den Groove hat wie Gerhard Pfeffer, der verliert ihn nicht mehr. Charly Watts hat ihn auch, und nagelt mit seinen 78 Jahren immer noch die Stones nach vorne. Also Gerhard, herzlichen Glückwunsch, mit 75 da geht noch was.


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