Ernst Primosch

Widerstand regt sich. Die Aussagen von achtung!-Chef Mirko Kaminski im Nachgang zum Gewinn des internationalen Lufthansa PR-Etats rufen Widerspruch hervor. Im Interview mit dem „PR-Journal“ hatte Kaminski das von ihm maßgeschneiderte Netzwerk inhabergeführter Agenturen gelobt und erklärt, es sei handverlesen, passe exakt zu den Bedürfnissen und Aufgaben und brächte genau die benötigte Expertise mit. Zudem behauptete Kaminski, es sei homogener als die bestehenden und starren internationalen Networks. Nach Hanning Kempe, General Managing Director FleishmanHillard in Deutschland, meldete sich jetzt auch Edelman-Deutschland-Chef Ernst Primosch (Foto) mit Kritik an Kaminskis Aussagen zu Wort.

Leserbrief von Edelman-Deutschland CEO Ernst Primosch vom 31. Januar 2019

Ich gebe dem Kollegen Hanning Kempe in vielen Punkten recht: Es ist eine naive Illusion, dass es ein erfolgreiches globales Netzwerk aus sogenannten "rein nationalen Agenturen" geben könnte. Zum einen gibt es nicht die beste Agentur je Land, zum anderen sind bereits viele der guten, nationalen Agenturen mit internationalen Netzwerken oder Wettbewerbern verbunden.

In 25 Jahren in der Kommunikation und mit der langjährigen Verantwortung für 125 Länder mit Kommunikationsteams in 65 davon habe ich weder auf Industrie- noch auf Agenturseite jemals erlebt, dass ein solches Netzwerk auch nur mittelfristig erfolgreich gewesen wäre. Der Grund: Es funktioniert wirtschaftlich nur dann, wenn der Auftraggeber bereit ist, den Großteil seiner Budgets in Koordinationskosten und nicht in die operative Erreichung seiner kommunikativen Ziele zu stecken.

Gleichzeitig entstehen bei solchen Wunschgebilden neue Risiken etwa aufgrund mangelnder IT-Sicherheit einzelner Agenturen oder auch legaler Art wie die Informationsweitergabe an Wettbewerber. Es hat schon einen sehr guten Grund, warum sich in den letzten Jahren so gut wie alle großen und internationalen Unternehmen langfristig eine oder mehr Netzwerkagenturen gebunden haben.

Ernst Primosch,
Deutschland-Chef der internationalen Kommunikationsberatung Edelman


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de