Generation G(rey) wird frech: Lebensalter ist keine qualitative Kategorie für Kommunikatoren

Dank über viele Jahre redlich erworbener seniler Bettflucht schaffe ich (53) es hin und wieder, Sonntags ab 11:00 Uhr Fußball-Sinnsprüche in einer mittelmäßigen Experten-TV-Talk-Runde bei maximaler Lautstärke – fragen Sie bitte gerne die Nachbarn – mit Unterstützung eines Hörgerätes einzufangen. Aussagen wie „Es gibt keine jungen oder alten, sondern nur gute und schlechte Spieler“ kosten dort drei Euro – zu zahlen ins Phrasenschwein für einen guten Zweck. Ein herrlicher Brauch!

Frank Zimmermann vorgestern, heute und übermorgen – PR-fertig hat er noch lange nicht!

Aber, was wollte ich fortschreitend debiler Mensch nun eigentlich sagen? Ach, ja, jetzt weiß ich es wieder: Was, wie viel und an wen zahlen eigentlich all die törichten Jünger des krassen Jugendwahns, die auch im abgelaufenen Jahr wieder mit der steilen These aus der Kurve gekommen sind, im digitalen Umfeld von neuen (auch sozialen) Medien, disruptiven Geschäftsmodellen, agilen Arbeitsweisen und dergleichen mehr könnten zunehmend eigentlich nur noch die so genannten Digital Natives kompetent und somit erfolgreich kommunizieren?

Die Generationen X, Y und Z seien eben, so las ich es oft, mit den besagten Faktoren groß geworden. Das Verständnis für die neuen Technologien und die Kanäle, über die diese gewinnbringend kommuniziert werden, sei diesen Generationen quasi in die Wiege gelegt worden. Wow! Eine ganz neue Version der Gnade der späten Geburt.

In die Wiege gelegt? So, so! Dann fragen Sie doch bitte einmal bei Kaspar Hauser nach, die Älteren unter Ihnen kennen ihn vielleicht noch, welche kommunikativen Fähigkeiten ihm in die Wiege gelegt worden sind. Auf die Antwort können Sie lange warten.

Liebe Leute, es geht doch gar nicht um jung oder alt. Lebensalter ist keine qualitative Kategorie für Kommunikation und Kommunikatoren. Es geht vielmehr um lebenslanges Lernen. Ein heute 24-jähriger Mensch muss seine kommunikativen Kompetenzen – übrigens ganz gleich, ob im privaten Bereich oder im professionellen Einsatz im Rahmen der PR – genau so erwerben und kontinuierlich verbessern wie ein Greyhound jenseits der 50.

Schon unser Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe beschrieb das ambivalente Verhältnis von Alter und Jugend in unübertroffenen Worten:

Trunken müssen wir alle sein!
Jugend ist Trunkenheit ohne Wein;
Trinkt sich das Alter wieder zur Jugend,
so ist es wundervolle Tugend.

Ganz so einfach geht es im PR-Berufsleben mit Hilfe von Rebensaft dann aber leider doch nicht. Denn da geht es – wiederum ganz unabhängig vom Lebensalter der beteiligten Akteure – um die kluge Zusammenführung und Kombination unterschiedlicher Kompetenzen und Erfahrungsschätze. Das gilt sowohl innerhalb von Agenturteams als auch im Verhältnis von PR-Agenturen zu ihren Kunden.

Es war schon vor dem Megatrend der Digitalisierung – ich darf das alters- und erfahrungsbedingt sagen – so, dass niemand jemals das Geschäft eines Unternehmens besser verstanden hat als der Unternehmer und dessen Mitarbeiter. Das wäre ja auch noch schöner, wenn der PR-Berater auftauchte und nach zwei Stunden über deren Geschäft besser Bescheid wüsste als die Kunden selber. Was die Kunden wollen, ist, und da spielt Alter schon wieder keine Rolle, ein solides Grundverständnis des Geschäftsmodells und vor allem die Erfahrung und das Know-How auf PR-Seite, wie dieses positiv zu kommunizieren ist.

Da dies hier zwar noch kein Testament, sondern lediglich der Erfahrungsbericht eines vermeintlichen Branchen-Methusalems ist, sei mir kurz vor Toresschluss bitte noch die Bemerkung gestattet, dass meine aktuellen Geschäftspartner im Alter zwischen 30 und über 60 Jahren sind und mich bislang noch keiner gefragt hat, ob wir uns zum Briefing in der Geriatrie treffen wollen. Danke dafür, liebe Kunden!

Ich persönlich – und ich hoffe ein wenig, da für die gesamte PR-Branche zu sprechen – freue mich über jede junge Kollegin und jeden jungen Kollegen, die oder der unseren schönen und erfüllenden Beruf ergreift. Aber so mancher selbst ernannte Branchen-Augur möge bitte subito damit aufhören, jedwede Altersgruppe in unserer tollen Community mit irgendwelchen Qualitäts-(Defizit-)Etiketten zu versehen. Wir brauchen die (gar nicht so angestaubte) Generation G(rey) ebenso wie die ambitionierten und höchst erfrischenden Young Guns. Sonst heißt es nämlich irgendwann: Es klopft an die PR-Türe und niemand ist zu Hause. Das will doch keiner von uns, oder?

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Personalien

Michael Schattenmann folgt auf Stefan Caspari

Michael SchattenmannMichael Schattenmann (49) wird zum 1. Juni 2024 neuer Leiter der Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Andreas Stihl AG & Co. KG in Waiblingen. Er übernimmt die Position von Stefan Caspari (61), der den Bereich über zwei Jahrzehnte geleitet hat und nun die passive Phase seiner Altersteilzeit antritt. Er berichtet direkt an den Vorstandsvorsitzenden Michael Traub.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Von wegen Mittelmaß! Deutsche Marken im Siegermodus

Top 10 Grafik mit UnternehmenslogosAlle deutschen Top 10 Marken sind zweistellige Markenmilliardäre und bringen zusammen über 350 Milliarden Markenwert auf die Waage. Das schafft mit weitem Abstand kein anderes Land in Europa. Das geht aus dem aktuellen „Brand Finance Report“ 2024 hervor. Interessant: Die Händlermarken Lidl (9) und Aldi Süd (10) sind nun beide in den Top 10, da Aldi Süd den Vorjahreszehnten adidas überholt hat.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Interne Kommunikation: Weniger ist mehr

Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

Aus- und Weiterbildung

Neues Intensivtraining

Karen HoffmannDie Deutsche Akademie für Public Relations dapr, Düsseldorf, startet ihr neues Intensivtraining Corporate Community Manager am 18. September 2024. Ab sofort können sich Interessierte dazu anmelden. Im dreitägigen Seminar lernen Mitarbeitende und Führungskräfte aus Kommunikation, Marketing, PR, HR sowie Change-Management, wie sie interne Gemeinschaften aufbauen und managen.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Das Königshaus und seine PR

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Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Auszeichnung für zwei Gewinnerinnen

Caroline Siegel, Lina Blenninger und Günter BenteleLina Blenninger und Caroline Siegel sind die Gewinnerin des Günter-Thiele-Preises 2024 und werden mit dem gleichnamigen Forschungsstipendium 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 12. April 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Refresh“ des Lehrbereichs Communication Management an der Universität Leipzig statt. Der Jury-Vorsitzende ist Professor Günter Bentele.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.