DPRG-Nachwuchsbeauftrage Clara Lamm: „Das sind wir PR-Berufseinsteiger wert“

Replik IV auf GPRA-Präsidentin Schulz

Die Nachwuchsdebatte ist wieder neu entfacht und zeigt, dass das Thema konstant relevant ist und hier nach wie vor keine Einigkeit bzgl. des Wertes der Berufseinsteiger in der PR-Branche besteht. Aktuell wurde das Thema durch den „PR-Journal“-Beitrag von Christiane Schulz angestoßen, in dem sie sich mit eben diesem Wert beschäftigt. Ihrem Artikel folgten zahlreiche Reaktionen aus Wissenschaft und Praxis, von Jung und Alt.

Clara Lamm

Als Nachwuchsbeauftragte der DPRG bin ich mit Studierenden sowie Young Professionals im Austausch und konnte mir hier ein gutes Bild vom aktuellen Nachwuchs machen. Auch ich selbst stehe noch am Anfang meiner Karriere, habe ein Traineeship absolviert und bin jetzt Junior Consultant bei Hill+Knowlton Strategies – vor zwei Jahren habe ich selbst noch Bewerbungen geschrieben und mich bewusst für ein Traineeship in einer Agentur entschieden.

Im Bewerbungsprozess begegneten mir dabei sehr unterschiedliche Angebote – sowohl was Gehalt als auch Dauer und Inhalte des Traineeships anging. Auch wenn Geld natürlich nicht alles ist, muss man auch als Berufseinsteiger angemessen bezahlt werden, denn auch das ist Wertschätzung für die eigene Arbeit. Unstrittig ist dabei, dass Unternehmen höhere Einstiegsgehälter bieten.

„Native Speaker des Digitalen“

Dieser Umstand schmerzt Agenturen und lässt Absolventen gerne zu den Unternehmen kommen. Zwei Jahre Traineeship zum Mindestlohn drücken meiner Meinung nach keine angemessene Wertschätzung aus. Doch neben diesen – aus unserer jungen PR-Sicht – schwarzen Schafen gibt es inzwischen auch viele bunte, die positiv aus der Masse hervorstechen und neben einer angemessenen Vergütung auch noch etwas viel wichtigeres bieten: spannende Inhalte und Kundenprojekte, inspirierende Kollegen und die Chance in kurzer Zeit sowohl durch Training-on-the-job als auch durch feste Weiterbildungen Neues zu lernen. Agenturen bieten so im Vergleich zu Unternehmen häufig eine steilere Lernkurve und der Berufseinsteiger steigert so seinen Marktwert. Denn natürlich können Berufseinsteiger, die frisch von der Hochschule kommen, nicht alles – aber das können selbst langjährige Seniorberater nicht von sich behaupten! Doch wir sind mit den neuesten Skills und Handwerkszeugen ausgestattet und benutzen diese privat und dienstlich. Wir sind die „Native Speaker des Digitalen“.

Während in den Chefetagen teils über den unselbstständigen Nachwuchs geredet wird, dem man so viel beibringen muss, erlebe ich, dass der aktuelle Nachwuchs selbstbewusst sowie neugierig agiert und häufig schon Berufspraxis mitbringt. Die Studierenden, die einfach nur studieren ohne sich um die Praxis zu kümmern, erlebe ich hingegen immer seltener.

Studium bietet Grundlagen

Eine Hochschule bietet – mag sie noch so viel Praxisbezug haben – keine 1-zu-1-Ausbildung für einen PR-Job, sondern kann die nötigen Grundlagen für diesen bieten. Diese Grundlage sollte von jedem Studierenden um berufspraktische Erfahrungen bereichert werden. Dazu zählen zum Beispiel Praktika, Nebenjobs, Werkstudententätigkeit und Studierendeninitiativen. Der Wert eines Berufseinsteigers ergibt sich auch durch diese Kombination aus Studium und individuell gesammelter Praxiserfahrung.

Doch was sind Kommunikationsleistungen überhaupt wert? Was gar nicht geht, sind die von Christiane Schulz erwähnten 90 Euro, die gemäß des Artikels bei einigen großen Unternehmen als Stundenpreis für Kommunikationsleistungen durch erfahrene Berater veranschlagt werden. Hier sollten sich Einkäufer oder Unternehmer fragen, ob sie selbst für 90 Euro brutto ihre Expertenleistung hergeben möchten.

Sowohl Unternehmen als auch Agenturen sollten hier eine angemessene, faire Bezahlung für Kommunikatoren jeden Berufslevels anstreben. Eine faire Vergütung bietet die Basis, auch die Berufseinsteiger in Agenturen angemessen zu bezahlen. Erweitert werden muss diese, um die Bereitschaft, Berufsanfängern, fußend auf Anerkennung und Wertschätzung für sie, faire Gehälter zu bieten.

Wir sind es wert, …

In dem Zusammenhang bleibt die Frage, was wir Berufseinsteiger in der PR-Branche wert sind. Wir sind es wert,

  • • dass unser Beitrag zum Agentur-/Unternehmenserfolg angemessen vergütet wird;
  • • dass man uns zutraut auch ohne 25 Jahre Berufserfahrung gute Leistungen zu bringen, da wir eine frische Sicht, eigene Erfahrungen und neue Kenntnisse beitragen;
  • • dass man uns fördert und fordert und so eine möglichst steile Lernkurve ermöglicht;
  • • dass man uns ernst nimmt, unsere Stimmen hört und uns nicht als unselbstständig belächelt, denn wir gestalten schon jetzt aktiv die Gegenwart und die Zukunft der PR.

Das alles und noch viel mehr sind Berufseinsteiger in der PR-Branche wert! Was ist eure Meinung dazu? Meldet euch unter dem Hashtag #dassindwirwert zu Wort und erzählt uns von euren Erfahrungen im Alltag, bei Gehaltsverhandlungen und allem, was ihr dazu erlebt habt. Wir freuen uns auf einen Austausch zu diesem Thema, denn über den PR-Nachwuchs kann nie genug gesprochen werden!

Über die Autorin: Clara Lamm ist Nachwuchsbeauftragte im Bundesvorstand der Deutschen Publilc Relations Gesellschaft und arbeitet als Junior Consultant bei der Kommunikationsberatung Hill+Knowlton Strategies GmbH in Düsseldorf.

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Personalien

Michael Schattenmann folgt auf Stefan Caspari

Michael SchattenmannMichael Schattenmann (49) wird zum 1. Juni 2024 neuer Leiter der Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Andreas Stihl AG & Co. KG in Waiblingen. Er übernimmt die Position von Stefan Caspari (61), der den Bereich über zwei Jahrzehnte geleitet hat und nun die passive Phase seiner Altersteilzeit antritt. Er berichtet direkt an den Vorstandsvorsitzenden Michael Traub.

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Newbusiness-Erfolge für Kruger Media

Michael FrohoffEin zurückgewonnener und zwei neue Etats – das ist die Bilanz der jüngsten Neugeschäftsoffensive von Kruger Media, Berlin. Alle drei neuen Mandate stärken die Geschäftsbereiche PR, Live- und Social Media-Kommunikation. Michael Frohoff, Geschäftsführer von Kruger Media: „Wir freuen uns, dass wir für die spannende Marken Shokz, Holland Bikes und Opus Klassik tätig sein dürfen.“

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Bill Anderson von Bayer erstmals an der Spitze

von links: Bill Anderson, Oliver Blume, Christian SewingBeim CEO-Impact-Ranking von Unicepta, dem Kölner Media-Intelligence-Unternehmen, für das erste Quartal 2024 führt erstmals Bill Anderson, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG. Der US-Amerikaner konnte sich bereits im vierten Quartal auf Rang 2 platzieren und verdrängte Oliver Blume, CEO von Volkswagen und Porsche und zuletzt Bestplatzierter im CEO-Impact-Jahresranking 2023, vom Thron.

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Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

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Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

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Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

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Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

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Auszeichnung für zwei Gewinnerinnen

Caroline Siegel, Lina Blenninger und Günter BenteleLina Blenninger und Caroline Siegel sind die Gewinnerin des Günter-Thiele-Preises 2024 und werden mit dem gleichnamigen Forschungsstipendium 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 12. April 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Refresh“ des Lehrbereichs Communication Management an der Universität Leipzig statt. Der Jury-Vorsitzende ist Professor Günter Bentele.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.