Kommentar: Was ist es uns wert? Über den Wert von Berufseinsteigern und Kommunikation

Im jährlichen Rhythmus gibt es eine Diskussion über die Gehälter in der Kommunikationsbranche. Nach Meinung derer, die sich in den sozialen Netzwerken kritisch äußern, sind die Einstiegsgehälter in der Agenturbranche deutlich zu niedrig. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und dieses Thema einmal von einer anderen Seite beleuchten. Denn Agenturen sind keine NGOs, sondern Wirtschaftsunternehmen.

GPRA-Präsidentin Christiane Schulz.

Ihr Streben ist es, profitabel zu wachsen. Das ist nichts Verwerfliches, sondern deshalb erstrebenswert, da es Ausdruck einer Nachfrage durch den Markt ist und somit die Wertschätzung in deren Leistung ausdrückt. Es ermöglicht Agenturen, in Mitarbeiter zu investieren: in neue Stellen, in bestehende Mitarbeiter durch Gehaltserhöhungen sowie in Aus- und Fortbildungen.

In Deutschland gibt es leider einige große Unternehmen, die im Durchschnitt Kommunikationsleistungen durch erfahrene Berater mit einem Stundenpreis von 90,00 Euro versehen. Man munkelt, dass besonders in der Automobilindustrie der Satz sogar noch darunter läge. Es scheint so, als seien diesen global agierenden Unternehmen Kommunikationsleistungen per se wenig Wert – offensichtlich ganz unabhängig vom Qualifikationsgrad der Mitarbeiter.

Nun stellt sich die Frage: Was ist einem Unternehmen diese Leistung durch einen Berufseinsteiger wert? Was glauben Sie? Der Kunde bestimmt den Wert der Einsteiger entscheidend mit und somit auch am Ende ein Stück weit deren Gehalt.

Nun sind nicht alle Agenturen nur im Bereich der Umsetzung von Kommunikationsleistungen tätig. Vielmehr liegt ein großer Schwerpunkt auf der Beratung – vor allem bei GPRA-Agenturen. Die Frage ist nun: Was macht den Wert für Kunden in der Beratung aus? Die Antwort lautet: Erfahrung! Der größte Unterschied zwischen einem Berufseinsteiger und mir sind die 25 Jahre Berufserfahrung.

Diese Erfahrungen können nicht in einem Studium vermittelt werden. Man bekommt sie auch nicht geschenkt und es gibt hier keine Abkürzung. Wir stellen immer wieder fest, dass viele Absolventen nicht mehr so selbstständig arbeiten wie früher. Sie müssen stärker an die Hand genommen und ihre Arbeit begleitet werden.

Das, was an der Universität vermittelt wird, wird erst – mit viel Glück – etliche Berufsjahre später relevant. Es bietet zunächst keinen unmittelbaren Mehrwert für Agenturen und Kunden, der ein besonders hohes Gehalt rechtfertigen würde. Hier ist es auch nicht hilfreich, dass den Studenten mitunter Gehaltssummen für die Branche genannt werden, die bei Einsteigern falsche Erwartungen wecken, was sie wert sind.

Bei allen GPRA-Agenturen gibt es daher ein Traineeship, welches für eine Grundqualifizierung für die Praxis sorgt. Hier wird ein wichtiges Fundament gelegt, von dem jeder in seiner späteren Karriere zehren wird. Denn es vermittelt ein sehr breites Kommunikationswissen, wie es in dieser Form kaum bei Unternehmen oder Start-ups zu erlernen ist.

Es findet kaum Erwähnung, dass Mitarbeiter in Agenturen nach fünf bis sechs Jahren, wenn sie über einen reichen Erfahrungsschatz in einem bestimmten Bereich verfügen, sich beim Gehalt häufig wesentlich dynamischer entwickeln können als in einem Unternehmen. Denn dann liefern Sie auch ihren Kunden einen echten Mehrwert. Darauf weisen Personalberater – wie Ulrich Schuhmann – die Studierenden auch hin.

Statt sich über die Einstiegsgehälter zu echauffieren, hätte ich gerne mal eine reflektierte Diskussion über den echten Wert von Kommunikationsleistung für Unternehmen – besonders vor dem Hintergrund der Arbeitsmarktentwicklungen und was passieren müsste, damit Studierende uns Agenturen direkt zum Einstieg einen Mehrwert bieten, der auch für Kunden erkennbar werthaltig ist.

Über jeden, der hierzu mit uns in der GPRA in den Dialog treten möchte, freue ich mich sehr.

Und selbstverständlich werden wir als GPRA – wie bisher auch – weiter mit unseren Agenturen an allen relevanten Facetten von Employer Branding arbeiten, damit wir auch in Zukunft die richtigen Talente haben.

Über die Autorin: Christiane Schulz ist die amtierende Präsidentin der Gesellschaft PR-Agenturen. Im Hauptberuf ist sie seit August 2013 CEO der Kommunikationsagentur Weber Shandwick in Berlin. Seit Jahresbeginn 2018 hat sie außerdem einen Sitz im EMEA Strategy Board von Weber Shandwick.

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Personalien

Zuwachs für Boldt in Berlin und Köln

Wehrs Julia SenCons Boldt 2024Bienias Marius SenCons Boldt 2024Julia Wehrs (Foto l.) und Marius Bienias (r., © Boldt) sind als Senior Consultants neue Mitglieder im Team der internationalen Kommunikationsberatung Boldt. Bienias ergänzt seit März das Team in Köln. Zuvor arbeitete er unter anderem als Senior Account Manager bei den Agenturen Team Lewis und Edelman. Wehrs unterstützt seit April den Bereich Corporate und Public Affairs in Berlin. Zuletzt war sie Account Managerin im Public Affairs-Team von BCW (Burson Cohn & Wolfe) Deutschland.

Etats

Targobank vertraut auf newskontor

Marco Cabras und Tanja PlebuchDie Targobank wird sich zukünftig in Kommunikationsfragen von newskontor beraten und unterstützen lassen. Die Bank, die zu den größten Kreditinstituten Deutschlands gehört, hat die in Düsseldorf beheimatete Agentur als neuen Partner an Bord geholt. Das Mandat umfasst neben der Beratung auch Corporate Communications und Contenterstellung. Die Zusammenarbeit hat im 1. Quartal 2024 begonnen.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Noch Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Autoren-Beiträge

Rechte Kommunikation erkennen und bekämpfen

Felix Meyer-WykUnsere Vorstellung von Rechtsextremen beschränkt sich oft auf offensichtliche Verfassungsfeinde: Glatzen mit Springerstiefel oder „Ausländer raus“-Rufe. Keine Frage, diese Gruppen sind gefährlich. Deutlich unauffälliger, aber mindestens genauso gefährlich sind die Neuen Rechten. Für uns als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ist es wichtig, ihre Denkmuster und Strategien zu kennen, denn mit ihren Auftritten werden wir es vermehrt zu tun haben.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Harte Fakten und Kennzahlen fehlen

Schriftzug CR BenchmarkNachhaltigkeitskommunikation ist auf den Corporate Websites zentral positioniert. Immer mehr Unternehmen verknüpfen den Geschäftserfolg inhaltlich mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Bedenklich ist aber die seit mehreren Jahren rückläufige Transparenz. Wichtige Kennzahlen verschwinden allmählich aus der Nachhaltigkeitskommunikation. Der neue CR Benchmark von NetFed zeigt die aktuellen Entwicklungen.

Aus- und Weiterbildung

Neue Website veröffentlicht

Screenshot der neuen dapr-WebsiteDie Deutsche Akademie für Public Relations (dapr) hat ihre neue Website. Sie bietet Userinnen und Usern nach eigenen Angaben fortan mehr Serviceorientierung, ein zeitgemäßes Design und eine stark vereinfachte Nutzerführung, unter anderem durch eine neue Suchfunktion sowie durch die Zusammenführung mit dem ehemals separaten dapr-Shop. Interessenten können nun die individuell passende Qualifizierung schneller finden.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Weg mit der Paywall

Kathrin Behrens Ihr kennt es: Ihr stolpert über einen Artikel, klickt ihn an, beginnt zu lesen. Sobald es spannend wird, ist Schluss. Eine Bezahlschranke, angelsächsisch „Paywall“, poppt auf. Von hier aus geht es nur mit einem langfristigen Vertrag weiter, it's Abo-Time: Rund 24,00 Euro kostet dieses digital bei der „Zeit“, 41,00 Euro bei der „FAZ“ und 43,00 Euro bei der „SZ“. Fixkosten, die ich meide. Ich finde Paywalls ätzend und wenig innovativ, sie verderben mir regelmäßig die Laune.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Stolze Gewinnerinnen und Gewinner

Von links: Christoph Heshmatpour, Johanna Wittner, Michael Rotschädl und Lukas KalteisDie Erstplatzierten des diesjährigen Franz-Bogner-Wissenschaftspreises für PR stehen fest: Es sind Johanna Wittner, Michael Rotschädl, Christoph Heshmatpour und Lukas Kalteis. Insgesamt wurden 33 wissenschaftliche Arbeiten aus dem Jahr 2023 in vier Kategorien eingereicht. Zehn Arbeiten erhielten bei der Verleihung am 22. April in Wien eine Auszeichnung. Das Preisgeld beträgt insgesamt 8.900,00 Euro.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.